11. Oktober 2016, 16:47 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Mit sogenannten Cleanern soll der sowieso viel zu knappe Speicherplatz Ihres Smartphones bereinigt werden. Doch meistens richten diese Apps mehr Schaden an als sie nützen. TECHBOOK erklärt, warum Sie besser auf die vermeintlichen Smartphone-Beschleuniger verzichten.
Sie heißen „CCleaner“, „Cleaner“, „GoSpeed oder „DU Speed Booster & Optimierer“ und sollen unnötige Daten vom Smartphone löschen und das mobile Gerät sogar – so zumindest heißt in der Beschreibung – um „bis zu 60 Prozent beschleunigen“. In den meisten Fällen sind die Versprechungen allerdings nicht haltbar, teilweise sogar Schwachsinn.
Viele Cleaner-Apps behaupten, mit einer erweiterten Prozessüberwachung zu erkennen, welche Daten unnötig sein sollen und das Smartphone nur bremsen. Dabei löschen die Apps oftmals Hintergrunddaten, die noch gebraucht werden. Ein Smartphone kann das ohne diese Apps besser.
Es hat nämlich im Betriebssystem – egal ob bei iOS- oder Android-Geräten – eine intelligente Speicherverwaltung integriert, die automatisch nicht mehr benötigte Daten aus dem Arbeitsspeicher löscht. Das manuelle Löschen von App-Daten aus diesem ist nicht sinnvoll, Apps können nicht mehr im Hintergrund laufen und müssen immer komplett neu starten – das verringert die Akkulaufzeit.
Darum sollten Sie den Cache nicht löschen
Den Cache des Smartphones wollen die Cleaner-Apps ebenfalls bereinigen. Im Cache, einem Puffer-Speicher, werden von Apps Daten abgelegt, die bereits heruntergeladen oder generiert wurden und vielleicht später noch einmal benötigt werden können. Das können Elemente der meist besuchten Webseiten sein – bei TECHBOOK.de etwa das Bild vom Logo – oder auch Profilbilder von Freunden auf Facebook.
Die Daten werden gespeichert, um sie nicht immer wieder neu von den Servern herunterladen zu müssen und so Datenvolumen sparen zu können – ein praktischer Nebeneffekt ist, dass Seiten schnell laden. Diese Daten ständig wieder zu löschen, ist nicht sinnvoll. Im Normalfall werden länger nicht gebrauchte Daten im Cache von der Speicherverwaltung des Betriebssystems gelöscht. Das funktioniert besonders bei älteren Geräten nicht immer perfekt – und die Geräte laufen immer träger. Die Cleaner sollen helfen, doch geht das manuell ebenso einfach.
So löschen Sie den App-Cache manuell
Der App-Cache kann in den Einstellungen unter dem Punkt „Speicher“ (variiert je nach Android-Oberfläche) manuell gelöscht werden. Wählen Sie in den Einstellungen die Übersicht aller installierten Anwendungen (unter dem Punkt „Apps“), können Sie den Cache einzelner Apps gezielt leeren. Das ist sinnvoll, wenn nur eine App Probleme bereitet.
Bei der Reinigung des Smartphones wollen die Cleaner auch Anruflisten und SMS-Verläufe löschen. Das ist nicht sehr sinnvoll, denn für die meisten Nutzer sind diese praktisch. Außerdem verbrauchen Sie nur sehr wenig Speicherplatz. Komplett unnötig ist es, leere Ordner zu löschen. Nicht nur benötigen diese sehr wenig Speicher, meistens wurden sie automatisch von Apps oder dem Betriebssystem erstellt, um bei bestimmten Aktionen Dateien dort ablegen zu können.
Das Löschen dieser bewirkt nichts anderes, als dass beim nächsten Start der App oder des Smartphones die Ordner wieder angelegt werden.
Der Speicherfresser „Downloads“
Teilweise sinnvoll ist dagegen die Funktion, den Download-Ordner zu leeren. Viele Nutzer vergessen, das regelmäßig selbst zu machen. Allerdings sollte überlegt werden, ob nicht bestimmte Dateien, etwa PDFs oder Bilder, aus diesem noch benötigt werden. Deswegen ist es auch hier sinnvoll, manuell Ordnung zu schaffen.
Unter Downloads findet man in der App-Übersicht den Ordner mit den entsprechenden Dateien. Wählen Sie die nicht mehr benötigten Daten aus und drücken Sie auf das Papierkorb-Symbol zum Löschen.
Smartphone-Cleaner behaupten viel Unfug
Viel mehr als die oben genannten Dinge können die meisten Smartphone-Cleaner für Android-Geräte nicht. Und wenn etwas anderes behauptet wird, ist das Unfug. In unserem Test behauptete eine Anwendung etwa, bei einem gerade erst eingerichteten Smartphone, fast einen Gigabyte Datenmüll gefunden zu haben. Nachdem wir diesen vermeintlichen Müll gelöscht hatten, stellten wir fest: Das Test-Smartphone hatte genau so viel freien Speicherplatz wie schon vor dem Löschen.
Auch andere Cleaner-Apps versprechen Dinge, die sie nicht halten können. In den meisten Fällen wurden weniger Daten gelöscht als versprochen – kein Wunder, sind die wenigsten Daten auf dem Smartphone tatsächlich Müll.
Wessen Smartphone kaum noch freien Speicher hat, der sollte nicht zu vermeintlichen Cleanern greifen – sie helfen kaum bis gar nicht. Stattdessen ist es sinnvoll, nur selten genutzte Apps zu löschen. Oder einmal die Bildergalerie nach doppelten Bildern zu durchsuchen.
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