16. August 2022, 12:32 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Mit Werbung in herstellereigenen Apps ist das so eine Sache. Bei Anbietern wie Xiaomi und Huawei findet man sie recht häufig, Apple schaltet Werbung hingegen sehr gezielt und überschaubar. Doch das könnte sich ändern.
Xiaomi sowie die dazugehörigen Marken Poco und Redmi stehen ordentlich in der Kritik, da auf den Nutzeroberflächen der Smartphones viel Werbung eingeblendet wird. Sogar bei den teuren Modellen ist das der Fall. Auch die iPhones gehören zum Premium-Segment. Käufer zahlen nicht selten deutlich mehr als 1000 Euro für ein neues Modell. Besitzer der Geräte hat Apple mit Werbeeinblendungen daher bislang vergleichsweise verschont. Lediglich in einigen nativen Apps wie „Aktien“ oder „News“ findet sich die eine oder andere thematisch passende Anzeige sowie Vorschläge für Inhalte aus dem Apple Store. Doch Apple hat offenbar Pläne, seine durch Werbung generierten Einnahmen zu erhöhen – und das dürfte auch Änderungen für iPhone-Nutzer bringen.
So könnte die Werbung auf dem iPhone aussehen
Mark Gurman befasst sich in seinem aktuellen Bloomberg-Newsletter mit dem Thema. Grund ist eine Aussage des verantwortlichen Vizepräsidenten der Werbeabteilung von Apple, Todd Teresi. Ihm zufolge erwirtschaftet Apple mit seinem Werbegeschäft derzeit etwa 4 Milliarden US-Dollar Umsatz im Jahr. Die Summe möchte er jedoch auf eine zweistellige Zahl erhöhen. Ein hohes Ziel, das wohl nur mit mehr Werbung auf dem iPhone, iPad und Co. zu erreichen ist.
Davon, wie das Ganze aussehen könnte, hat Gurman auch schon genaue Vorstellungen. Er glaubt, dass Apple die Werbung nicht nur auf Apps wie „Karten“ ausweiten wird, sondern sie womöglich auch auf den Startseiten von „Books“ und „Podcasts“ auf dem iPhone integrieren könnte. Ebenso könnte man bei Apple TV+ laut Gurman auf mehreren Ebenen mehr Werbung als bisher generieren.
Eingekaufte und priorisierte Anzeigen in der Suche innerhalb seiner Karten-App hat Apple sogar schon einmal analysiert. Sie sollen ähnlich aussehen wie die, die im App Store eingebunden sind. Ein Beispiel: Ein Restaurant könnte Geld dafür bezahlen, dass es bei der Suche nach „Sushi“ ganz oben in den lokalen Listen erscheint. In Apps wie „Books“ und „Podcasts“ könnten Verleger wiederum dafür bezahlen, dass ihre Werke in den Ergebnissen weiter oben erscheinen – oder in Anzeigen, die in den Apps geschaltet werden, so Gurman.
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Offenbar keine Drittanbieter-Werbung geplant
Am Ende bedeuten die Pläne also, dass Apple künftig mehr Werbung für eigene Inhalte auf dem iPhone schalten könnte. Was es jedoch nicht geben soll – zumindest, wenn man der Aussage von Gurman glaubt – ist Drittanbieter-Werbung. Anzeigen für Schuhe, Fast-Food, die neuesten Mode-Artikel oder Beauty-Produkte wird es auf dem iPhone somit wohl nicht geben. Apple war zuvor schon mit einem solchen Werbekonzept gescheitert.
Doch auch die neue mögliche Werbestrategie von Apple ist noch nicht offiziell bestätigt. In der Vergangenheit hatte sich Steve Jobs noch vehement gegen Werbung in den Apple-Diensten ausgesprochen. Denn Werbung bedeutet auch immer das Sammeln von Daten. Damit Nutzer hier mehr Einblick und Mitspracherecht haben, welche Anbieter Nutzungsdaten abgreifen, hat Apple im vergangenen Jahr mit dem Update auf iOS 14.5 eine Funktion namens App Tracking Transparency (ATT) eingeführt. Wollen Werbetreibende die Aktivitäten der Nutzer in Apps und auf Webseiten tracken, müssen sie zuvor ausdrücklich um Erlaubnis fragen.
Die personalisierte Werbung lässt sich aber auch im Menü unter „Datenschutz und Sicherheit“ deaktivieren. Doch auch dann trackt das iOS-System immer noch Daten wie den Anbieter des Nutzers und den Gerätetyp; die Datensätze landen dann bei Apple. Im Hinblick auf die neue Werbestrategie bleibt am Ende somit fraglich, was mit diesen Daten geschieht, die für Apple durchaus wertvoll sind.