
13. Juli 2023, 12:24 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Apple zeigt bereits seit einer Weile Werbung auf dem iPhone und iPad an. Offenbar ist dies ein lukratives Geschäft, da der Hersteller die Einblendungen künftig erweitert. Ab sofort ist auch Werbung von Drittanbietern möglich.
Spammt Apple das iPhone und iPad künftig mit Werbung zu? Diese Sorge ist im Hinblick auf das aktuelle Vorgehen des Unternehmens durchaus berechtigt. Bereits seit Monaten finden sich beispielsweise im App Store bezahlte Anzeigen, die mit dem Kürzel „Ad“ für Advertisement, (dt. Werbung) gekennzeichnet sind. Hierbei handelte es sich bislang vor allem um eigene Inhalte, wie etwa gepushte Apps und Beiträge. Noch vor einem Jahr berichteten wir darüber, dass Apple offenbar keine Werbung von Drittanbietern plant. Doch das hat sich nun geändert.
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Jetzt auch Drittanbieter-Werbung im App Store von Apple
Wer sich aktuell im App Store umschaut, wird mitunter auf klassische Werbeanzeigen stoßen. Sie sehen im Grunde so aus, wie die bislang beworbenen und mit „Ad“ gekennzeichneten Apps, preisen aber externe Dienste und Shops an. TECHBOOK selbst ist im App Store auf einen Schlag auf zwei dieser Werbeeinblendungen von Drittanbietern gestoßen. Das war zum einen eine Anzeige von Uber auf der Startseite im Heute-Bereich, zum anderen eine Anzeige für den neuen Online-Shop Temu innerhalb der App-Store-Suche.

Dass Apple Werbung von Drittanbietern auf dem iPhone und iPad einblendet, war vor einer Weile noch nicht denkbar. Lange Zeit gab es keinerlei Hinweise darauf, dass Apple nur daran denkt, Anzeigen für Fremd-Shops, Fast-Food, Mode-Artikel oder dergleichen einzublenden. In der Vergangenheit war das Unternehmen nämlich bereits mit einem solchen Werbekonzept gescheitert. Steve Jobs sprach sich sogar vehement gegen Werbung in den Apple-Diensten aus und der Hersteller nutzte seine „werbefrei“-Strategie lange Zeit als Argument für die eigenen Produkte. Des Öfteren gönnte man sich eine Kerbe gegen die Hersteller von Android-Smartphones, die Werbung mal mehr, mal weniger umfänglich auf ihren Geräten integrieren. Doch jetzt, da Apple die Einnahmequelle Werbung ebenfalls für sich entdeckt hat und immer intensiver nutzt, muss das Unternehmen seine Worte von früher wohl schlucken.
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Wundern tut das Vorgehen aber nicht. Apple ist wie viele andere große Konzerne ein börsennotiertes Unternehmen und daher um hohe Umsätze und Gewinne bemüht. Werbung ist dafür ein einfacher und lukrativer Weg, der auch in anderen Sparten immer häufiger genutzt wird. Nicht umsonst schalten mittlerweile so viele Streaming-Anbieter Werbung, tauchen Werbespots häufiger im TV auf und blenden Hersteller von Fernsehern, Smartphones und weiteren auf ihren System-Oberflächen kurze Spots oder Anzeigen ein. Dass Apple bei dem Spiel ebenfalls mitspielen möchte, scheint also irgendwie logisch.

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Werbung bedeutet auch Datentracking
Wenn Werbung auf Geräten angezeigt wird, kommt auch immer der Faktor Daten hinzu. Denn die Anbieter tracken die Vorlieben der Nutzer, um Anzeigen möglichst gut abgestimmt ausspielen zu können. Apple selbst schreibt im iPhone-Handbuch, dass Werbung in den Apps „App Store“, „Apple News“ und „Aktien“ angezeigt wird. Daten anderer Apps sollen dabei zwar nicht abgegriffen werden, doch werde unter Umständen der Suche- und Download-Verlauf verwendet, um relevante Werbung anzuzeigen. Außerdem heißt es:
In den Apps „Apple News“ und „Aktien“ basiert die Werbung teilweise auf den Inhalten, die du liest bzw. denen du folgst. Hierzu gehören Herausgeber, für die du das Senden von Mitteilungen aktiviert hast, sowie die Art der Publikation, die du abonniert hast. Die Artikel, die du liest, werden nicht verwendet, um dir gezielte Werbung außerhalb dieser Apps zu präsentieren. Informationen, die über dich anhand des Gelesenen gesammelt wurden, werden mit einer zufälligen ID und nicht mit deiner Apple-ID verknüpft.
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Diejenigen Nutzer, die das Datentracking auf ihrem iPhone unterbinden möchten, profitieren seit 2021 von einer mit dem Update auf iOS 14.5 eingeführten Funktion namens App Tracking Transparency (ATT). Möchten Werbetreibende die Aktivitäten in Apps und auf Websites tracken, müssen sie die Nutzer zuvor ausdrücklich um Erlaubnis fragen. Und auch in den Einstellungen lässt sich prüfen, auf welche Daten die Werbetreibenden und Apple Zugriff haben. Das klappt wie folgt: In den Einstellungen zu „Datenschutz & Sicherheit“ navigieren und hier den Punkt „Apple-Werbung“ und dann „Informationen für zielgerichtete Werbung anzeigen“ auswählen. Im Punkt „Apple-Werbung“ können Nutzer der Verwendung personenbezogener Daten mit der Deaktivierung der Option „Personalisierte Werbung“ auch widersprechen. Letzteres heißt aber nicht, dass Apple gar keine Werbung auf dem iPhone mehr anzeigt. Vielmehr erscheinen dann keine personalisierten, sondern wahllos ausgesuchte Spots.
TECHBOOK meint
„Man sollte nicht voreilig den Mund aufmachen und selbstgefällig sein - dieser Ratschlag trifft auch auf Apple zu. Lange hat sich das Unternehmen über andere Hersteller lustig gemacht, wenn diese Werbung anzeigen. Nun tut es auch der Apfel-Konzern, und das kann man ihm nicht einmal übel nehmen. Denn allein mit Geräten lässt sich heute kaum noch Gewinn machen. Nicht umsonst rückt die Software mit immer neuen Funktionen zunehmend in den Fokus - bei Herstellern und Nutzern, wie auch bei Werbepartnern. Auf dem iPhone zeigt sich die Werbung noch immer in Maßen, stören tut sie mich persönlich also nicht sonderlich. Noch, denn sollten künftig noch mehr Anzeigen ausgespielt werden, könnte sich das ändern. Schon jetzt muss ich bei der Suche im App Store aufpassen, ob ich wirklich die gesuchte oder aber eine beworbene App angezeigt bekomme.“– Rita Deutschbein, Redaktionsleiterin