18. September 2020, 15:00 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Mit der Veröffentlichung von watchOS 7 hat Apple endlich eine Funktion nachgeliefert, die auf den meisten smarten Uhren seit Jahren Standard ist: einen Sleep-Tracker. Doch „Schlaf“, wie die Anwendung bei der Watch offiziell heißt, enttäuscht. TECHBOOK erklärt, warum.
Man muss kein Schlafforscher sein, um zu wissen: Es kommt nicht nur auf die Dauer des Schlafs, sondern auch auf die Qualität an. Wer über einen längeren Zeitraum schlecht schläft, riskiert gesundheitliche Probleme – auch das kein Geheimnis. Umso erstaunlicher ist es, dass ausgerechnet Apple auf seiner Watch bislang noch keine Funktion hatte, um den Schlaf zu messen. Mit der watchOS 7 soll sich das ändern.
Schließlich setzt der Konzern nach Eigener Aussage immer mehr auf das Thema Gesundheit. So sagte CEO Tim Cook in einem Interview mit dem US-Sender CNBC im Januar 2019. „Ich glaube, wenn wir in der Zukunft zurückblickend die Frage stellen, was Apples größter Beitrag zur Menschheit war, dann wird es zur Gesundheit gewesen sein.“ Beim Apple-Event Mitte September 2020 untermauerte er diese Aussagen noch einmal und präsentierte mehrere neue Gesundheitsfunktionen der watchOS 7.
Watch misst nur Schlafdauer und nicht die Qualität
Die 2018 auf der Apple Watch 4 veröffentlichte EKG-Funktion mag tatsächlich noch ein relevanter Beitrag gewesen sein – vor allem für Menschen, die unter Vorhofflimmern leiden –, doch die mit watchOS 7 erschienene Anwendung „Schlaf“ ist es definitiv nicht. Zumindest noch nicht.
Denn die neue Watch-App misst im Gegensatz zu den allermeisten Sleep-Trackern auf dem Markt nur die Dauer des Schlafs, verrät jedoch nichts über die Qualität.
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Die „Schlaf“-Funktion der Watch im Test
Zunächst stellt man das Schlafziel ein, beispielsweise 7:30 Stunden.
Anschließend wird man gebeten, einen oder mehrere Zeitpläne zu konfigurieren, in diesem Fall: „Schlafenszeit“ (wann man ins Bett geht) und „Aufwachen“ (mit oder ohne Wecker). Wie beim normalen Wecker auch lassen sich tagesspezifisch unterschiedliche Zeiten einstellen.
Aktivieren lässt sich zudem die Einstellung, dass die Watch anhand der Bewegungen selbstständig erkennt, ob man schläft und somit den Schlafmodus aktiviert. Dieser deaktiviert das Display und vermeidet so ein störendes Aufleuchten in der Nacht.
Zusätzlich kann man mit der Funktion „Entspannen“ eine Routine starten, um sich auf den Schlaf einzustimmen, etwa mit einer Kombination aus „Atmen“-App, Beleuchtungs-Ambiente und Musik. Parallel werden Watch und iPhone in den Nicht-Stören-Modus geschaltet.
Die Konfiguration von Zeitplänen und der Funktion „Entspannen“ samt Routinen lässt sich sowohl an der Watch selbst als auch in der „Health“-App auf dem iPhone vornehmen.
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Das Ergebnis der Schlaf-Analyse
Wie schon erwähnt, ist der Blick auf die Auswertung der Schlafanalyse am nächsten Morgen enttäuschend. Zwar erfährt man, wann die Funktion aktiviert und beendet wurde, doch wie erholsam die Nacht war, verrät die Watch nicht. Dabei wäre es ohne Probleme möglich, die Bewegungsdaten aufzuzeichnen und anhand dieser Werte Rückschlüsse auf Tief- und Leichtschlafphasen zu ziehen.
Man kann nur vermuten, warum Apple das nicht macht. Entweder ist das nur ein Vorgeschmack auf etwaige Updates in der Zukunft oder der Konzern macht hier aufgrund des Akkus Abstriche. Denn die Akku-Leistung ist bei der Watch im Vergleich zu anderen Smartwatches nach wie vor eher schlecht.
Beim TECHBOOK-Test mit einer zuvor voll aufgeladenen Watch 4 (Gerät ist aufgrund eines Komplettaustauschs gerade mal einen Monat alt, der Akku also noch recht neu) war der Akku am Ende der Nacht (7 Std. und 11. Min) bei 84 Prozent. Unter Umständen wäre eine permanente Erfassung von Bewegungsdaten mit noch mehr Akkunutzung verbunden. Das Problem läge auf der Hand: Die Watch würde mit dem Akkustand am Morgen nicht über den ganzen Tag kommen.
Andersherum gibt die Apple Watch übrigens einen Hinweis. Um zu gewährleisten, dass der Watch während der Nacht nicht der Saft ausgeht, gibt es die Funktion „Ladeerinnerung“. Diese weist darauf hin, wenn der Akku unter 30 Prozent liegt und somit geladen werden sollte.
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TECHBOOK meint
„Ich hatte von Apple weitaus mehr erwartet. Letztlich handelt es sich bei der jetzigen Version der „Schlaf“-App um eine ausgefeilte Variante einer Stoppuhr, die mir in der „Health“-App auf dem iPhone sagt, wann ich ins Bett gegangen und aufgestanden bin. In meinem Fall war ich von 22:32 Uhr bis 5:49 Uhr, also 7 Stunden und 11 Minuten im Bett. Eine Übersicht über die Anzahl und Länge der Tief- bzw. Leichtschlafphasen bekomme ich nicht. Dabei sind gerade diese Informationen interessant, um etwaige Rückschlüsse auf die Schlafqualität zu ziehen. Andere, teils auf Abo-Modellen basierende Watch-Apps, wie etwa Pillow, Sleep++ oder NapBot, sind Apple hier klar voraus.“– Nuno Alves