10. Juli 2024, 15:51 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Er wurde seit einiger Zeit angekündigt, nun läuft seit Anfang der Woche ein großer Streik bei Samsung. Dieser könnte länger anhalten, als zunächst geplant war.
Immer wieder rufen Gewerkschaften in verschiedenen Wirtschaftszweigen Angestellte dazu auf, ihre Arbeit niederzulegen und sich für bessere Konditionen einzusetzen. Zum wiederholten Male gibt es jetzt auch einen Streik bei Samsung. Dessen Ende ist noch nicht abzusehen – und das könnte sich im schlimmsten Fall sogar auf Verbraucher auf der ganzen Welt auswirken.
Großer Streik bei Samsung mit mehr als 5000 Teilnehmern gestartet
Der südkoreanische Tech-Riese und die verantwortliche Gewerkschaft verhandeln bereits seit Monaten über neue Tarifverträge, doch eine Einigung konnten die Parteien bislang nicht erzielen. Infolgedessen ist es im Juni zum ersten Streik bei Samsung in der langen Historie des Konzerns gekommen, nachdem man sich zuvor jahrzehntelang gegen die Organisation der Belegschaft in einer Gewerkschaft gewehrt hatte. Am vergangenen Montag, dem 8. Juli 2024, legten mehr als 5000 Mitarbeiter dann erneut ihre Arbeit nieder, wie unter anderem „ntv“ unter Berufung auf die AFP berichtet.
Das Firmenmanagement verhandle vornehmlich mit der National Samsung Electronics Union, die etwa 30.000 Mitglieder zählt und damit mehr als ein Fünftel der gesamten Belegschaft des Konzerns vertritt. Ein Angebot auf eine Lohnerhöhung von 5,1 Prozent lehnte die Gewerkschaftsseite ab. Zusätzlich verlangte sie mehr Jahresurlaub und Transparenz bei leistungsabhängigen Boni.
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Streik bei Samsung wird für unbestimmte Zeit verlängert
Der aktuelle Streik bei Samsung war ursprünglich für drei Tage angesetzt. Wie jetzt unter anderem die „Zeit“ schreibt, habe die Gewerkschaft jedoch beschlossen, diesen zu verlängern. Ein Enddatum gibt es noch nicht. Als Grund nennt man die fehlende Gesprächsbereitschaft seitens Samsung.
Mittlerweile gibt es eine neue Forderung der Gewerkschaft, die jetzt eine Erhöhung des Grundlohns von 3,5 Prozent vorsieht. Das System für Leistungszulagen solle verbessert werden und man fordere eine Ausgleichszahlung für die wirtschaftlichen Verluste der Mitarbeiter, die durch die Streiks entstehen. Zudem möchte man zusätzlich einen eintägigen Sonderurlaub anlässlich der Gewerkschaftsgründung durchbringen.
Wertvolle Chip-Herstellung bei Samsung durch Streik bedroht
Noch am Dienstag hat Samsung mitgeteilt, dass sich die Arbeitsniederlegungen nicht auf die Abläufe auswirken würden. Auch beim eintägigen Streik im Juni gab es noch keinen akuten Handlungsbedarf. Allerdings widerspricht dem jetzt eine ranghohe Gewerkschaftsvertreterin – die Produktion werde definitiv in Mitleidenschaft gezogen.
Wie „ntv“ den Wirtschaftswissenschaftler Kim Dae-Jong zitiert, würden auch Mitarbeiter streiken, die an der wichtigen Chip-Herstellung beteiligt wären. Dies würde ein erhebliches Risiko darstellen, zumal sich Samsung im intensiven Wettbewerb um die Vorherrschaft auf dem weltweiten Chip-Markt befindet.
Neben den beliebten Galaxy-Smartphones und Fernsehern stellt Samsung mit seiner Sparte Samsung Electronics auch die meisten Speicherchips der Welt her und hat auch an der Produktion von High-End-Halbleitern einen erheblichen Anteil am Weltmarkt. Für das Unternehmen sind dies enorm lukrative Geschäftsfelder: „Nikkei Asia“ berichtete jüngst, dass Samsung Electronics dank eines sich erholenden Speicherchipmarktes eine Profitverbesserung um das 15-fache für das zweite Quartal im Vergleich zum Vorjahr einfahren wird.
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Welche Auswirkungen könnte der Streik haben?
Bei Samsung selbst gibt man sich zuversichtlich, dass der aktuelle Streik keine nennenswerten Folgen nach sich ziehen wird. Falls doch, könnten sie aber nicht nur das Unternehmen, sondern den gesamten Weltmarkt sowie etliche Verbraucher treffen. Chips und Halbleiter sind heutzutage in allerlei technischen Produkten verbaut. Dazu gehören etwa Handys, Haushaltsgeräte und Autos. Wird ihre Herstellung unterbrochen, könnte sich das also womöglich auch auf die Produktion und Verfügbarkeit von einer Vielzahl an Waren auswirken. Lieferengpässe, längere Wartezeiten oder sich verändernde Preise könnten daraus für Verbraucher folgen.
Ob es aber wirklich so weit kommt, bleibt abzuwarten und hängt von der konkreten Dauer des Streiks bei Samsung ab. Dieser könnte sich noch Tage oder Wochen hinziehen. Alternativ sind auch Unterbrechungen und erneute Arbeitsniederlegungen denkbar. Für die arbeitende Bevölkerung in Südkorea gehört das zur DNA. Wie schon „The Diplomat“ schrieb, kann man von einer regelrechten Protestkultur im asiatischen Land sprechen. Laut Statista gingen allein 2023 355.000 kumulative Arbeitstage nur an Streiks verloren, was eine leichte Zunahme gegenüber 2022 markiert.