6. Februar 2020, 12:24 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Eine auf vielen Samsung-Smartphones vorinstallierte Anwendung sorgte zu Beginn des Jahres für Ärger. Denn sie übermittelte Daten von den Geräten an die chinesische Sicherheitsfirma Qihoo360, die einen fragwürdigen Ruf hat. Nun soll ein Update für die App „Device Care“ die Verbindung aber endgültig kappen.
Mit Device Care bietet Samsung eine Anwendung an, die fest in das System der Smartphones integriert ist. Sie lässt sich weder deinstallieren noch deaktivieren. Gedacht ist sie zur Pflege und Wartung des Gerätes, eigentlich also eine durchaus nützliche Funktion. Nutzer können mit Device Care den Zustand ihres Samsung-Smartphones auf einen Blick überprüfen sowie mögliche Probleme wie einen zu vollen Speicher oder eventuell vorhandene Schadsoftware (Viren, Spyware) erkennen und umgehend Maßnahmen ergreifen.
Update vom 06. Februar 2020
Samsung stellt Update für Device Care bereit
Im Januar hat ein Nutzer allerdings entdeckt, dass die Anwendung Daten an ein chinesisches Unternehmen namens Qihoo360 sendet. Die Entdeckung sorgte für einen Aufschrei, da das Unternehmen nicht den besten Ruf genießt. Problematisch war zudem, dass sich die Device-Care-Funktion nicht löschen und die Anbindung nach China somit nicht kappen ließ. Doch nun hat Samsung reagiert und die Zusammenarbeit mit Qihoo360 beendet. In der neuen Version der App ist die Anbindung an das Unternehmen verschwunden.
Wie „AndroidPolice“ berichtet, wird der Button für das automatische Bereinigen des Speichers in der neuen Version der App nicht mehr angezeigt. Künftig müssen Besitzer eines Samsung-Smartphones diesen also manuell bereinigen. Das geht aber relativ einfach und unkompliziert über das Menü und die Unterpunkte „Speicher“ und „Speicher bereinigen“.
Samsung liefert das Update für Device Care über den Play Store in der Regel automatisch aus. Nutzer können im Play Store unter „Meine Apps und Spiele“ aber auch prüfen, ob die Aktualisierung bereit steht. Das Update löscht nicht nur die Verbindung mit Qihoo360, es bringt auch eine verbesserte Nutzeroberfläche, Support für Android 10 sowie eine optimierte Akkulaufzeit mit.
Ursprüngliche Meldung vom 10. Januar 2020
Device Care greift auf chinesische Server zu
Der Nutzer, der die Anbindung zu Qihoo360 entdeckt hat, scannte sein Smartphone, ein Galaxy S10, mit dem Netzwerküberwacher Wireshark. So konnte er Verbindungen zu gleich mehreren Servern von Qihoo360 nachweisen, wenn Device Care aktiv war. Nicht ersichtlich war durch diese Analyse allerdings, welche Daten genau an Qihoo360 übermittelt wurden.
Samsung selbst gab auf Nachfrage des Onlinemagazins „The Verge“ an, dass lediglich Angaben wie das Smartphone-Modell, dessen Android-Version sowie die Speicherkapazität des Gerätes an die chinesische Sicherheitsfirma übertragen werden. Diese Informationen seien zur Optimierung des Speichers sowie zur Erkennung von Junk-Dateien notwendig, so der Hersteller. Weiterhin betonte Samsung, dass keinerlei Daten übertragen werden, die es ermöglichen, Dateien auf dem Smartphone zu identifizieren.
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Qihoo360 hat fragwürdigen Ruf
Laut des Kommentars von Samsung hat die Verbindung mit Qihoo360 also durchaus ihre Berechtigung und hilft, das Smartphone zu verwalten. Problematisch ist allerdings der Ruf, den der chinesische Konzern hat. Qihoo360 machte in der Vergangenheit Negativschlagzeilen, da eine Anti-Viren-Lösung des Unternehmens beispielsweise Anwendungen der Konkurrenz als Viren markiert und entfernt hat. Das Programm wird vom Anbieter zudem aggressiv beworben – in einer Browserleiste, die auch Werbung anzeigt, werden Nutzer fälschlicherweise vor einem Virus gewarnt. Klicken sie auf die Benachrichtigung, bietet ihnen Qihoo360 die Installation der eigenen Anti-Virus-Software an.
Generell muss bei chinesischen Unternehmen der verantwortungsvolle Umgang mit persönlichen und sensiblen Daten in Frage gestellt werden. Immer wieder muss sich die Regierung Vorwürfe anhören, sie würden Hardware und Systeme der heimischen Tech-Unternehmen dazu nutzen, andere Länder und Nutzer über Netze und Geräte auszuspionieren. Jüngster Höhepunkt in dieser Debatte war das von US-Präsident Trump ausgesprochene Embargo gegen chinesische Großkonzerne wie Huawei.