12. Dezember 2017, 15:48 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der sizilianische Pfarrer Alessandro Palermo segnet Smartphones. Er will damit die Smartphone-Sucht vieler Menschen bekämpfen.
Kein Witz: In der Kirche von Pfarrer Alessandro Palermo tauschen die Gläubigen die Bibel mit dem Smartphone! Der Pfarrer der Kirche San Matteo in Marsala (Italien) rief seine Gemeinde-Mitglieder dazu auf, ihr Handy mit in die Kirche zu nehmen, um diese zu segnen.
Anlässlich des Gedenktages der heiligen Lucia von Syrakus, genannt die „Leuchtende“, möchte der 30-Jährige am 12. Dezember den Smartphones der Menschen den Segen Gottes aussprechen. Aber warum eigentlich? „Meine Segnung soll helfen, dass die Menschen lernen, dieses delikate Werkzeug richtig zu nutzen. Sie sollen eine mediale Kompetenz aufbauen“, sagt Alessandro Palermo zur Süddeutschen Zeitung. Außerdem sei es inzwischen normal, Autos oder Geschäfte zu segnen, Smartphones seien daher nur der weitere logische Schritt. Immerhin hätten wir unsere Handys immer bei uns.
Und genau da sieht der sizilianische Pfarrer auch die größte Gefahr der mobilen Geräte: „Wir verlieren das Gefühl dafür, wann es passend ist, online zu sein, und wann es hingegen nötig wäre, offline zu sein. Wir können nicht ständig im Netz hängen und gleichzeitig vorgeben, dass wir auch präsent sind, mitten in der Wirklichkeit, im Austausch mit der Gesellschaft“, erklärt Palermo. Mit der Weihung der Smartphones möchte er deren Sucht-Potenzial entgegenwirken. Er selbst sieht sich laut seinem Twitter-Profil als Spezialist für pastorale Kommunikation, der eine Leidenschaft für digitale Szenarien hat.
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So funktioniert die Smartphone-Segnung
Nach einem Gebet mit Jugendlichen werden die Gläubigen gebeten, ihre Smartphones in die Hand zu legen. Pfarrer Palermo erteilt dann den Segen. Wie er auf seinem Blog „Elementi Di ‚Pastorale Digitale“ schreibt, hat der Vatikan selbst das 449-Seiten-Buch „Benedizionale“ herausgegeben, welches sich mit technologischen Instrumenten wie Smartphones befasst. Die katholische Kirche hätte sich von jeher mit Kommunikation beschäftigt, meint Palermo, daher sei das Smartphone als Kommunikationsmittel der Gegenwart ebenfalls von Interesse für die Religion und den Glauben.
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Pfarrer segnet auch eigenes Handy
Unsere Gesellschaft reagiere heutzutage häufig gleichgültig gegenüber dem Schicksal vieler Menschen, weil wir viel zu tief in unsere Geräte versunken seien. Wir dürften aber nicht blind durch die Welt gehen, meint der Pfarrer. Er selbst besitzt auch ein Handy. „Ich hänge auch sehr an meinem Smartphone, habe meine Profile auf Facebook und Instagram und ein Konto auf Twitter“, wie er zugibt. Seine Gemeinde müsse ihn immer erreichen können, daher sei er auf das Smartphone im Namen des Glaubens angewiesen. Deshalb werde er auch sein eigenes Handy segnen.