17. Dezember 2023, 9:26 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Internetpräsenz äußert sich heute in erster Linie über die Aufmerksamkeit in Social-Media-Kanälen. Erfolg man dort in Followern, Views und Likes. Kaum jemand spricht heute noch von Blogs – oder?
Ein Blog ist eine Art digitales, öffentlich einsehbares Tagebuch, eine Plattform für die eigenen Gedanken. Ende der 90er und Anfang der 2000er-Jahre waren Online-Blogs wahnsinnig beliebt und quasi ein Vorläufer der heutigen sozialen Medien. Heute sind Plattformen wie Instagram oder TikTok auch deshalb längst kein Nischenphänomen mehr; kein schicker Trend für Jugendliche und junge Erwachsene. In den Netzwerken finden politische Debatten statt, sie können als Nachrichtenkanäle benutzt werden oder auch einfach als Fenster zur Welt. Braucht es neben den omnipräsenten sozialen Medien also überhaupt noch andere Kanäle wie Blogs? Und wenn ja, warum? Insa Schniedermeier, die den Blog „PrettyPrettyWell.com“ betreibt und dort über Frauengesundheit schreibt, beantwortet diese Frage klar mit Ja.
Online-Blogs haben viele Vorteile
Für Schniedermeier bieten Blogs vor allem eine enorme Freiheit. Man habe Design und Inhalt komplett selbst in der Hand. In den sozialen Medien etwa muss man sich nach Richtlinien der Plattform richten und ist etwa in der Zeichenzahl oder generellen Art der Darstellung stark eingeschränkt. Außerdem lohne sich Blogging, weil man umfangreichere Inhalte veröffentlichen und all seine Interessen und Absichten auf einer Seite verwirklichen könne, so Schniedermeier zur dpa.
Wer einen eigenen Blog starten möchte, sollte sich zunächst selbst einige konzeptionelle Fragen stellen, und nicht gleich mit der technischen Umsetzung beginnen, rät zudem Lina Wöstmann, Referentin für Medienpolitik und Plattformen beim IT-Branchenverband Bitkom.
Das Thema steht bei Blogs im Mittelpunkt
Wöstmann zufolge sollte man sich vor der Erstellung eines Blogs einige Gedanken machen: Zu welchem Thema möchte man bloggen? Wer soll die Zielgruppe sein? Welche ähnlichen Blogs existieren bereits? Wie viel Zeit kann und will ich in meinen Blog stecken? Wie häufig möchte ich neue Beiträge publizieren?
Erfolgreiche Blogs haben vor allem eines gemeinsam: Sie haben einen klaren Schwerpunkt. Lesern sollte dabei auf den ersten Blick klar sein, ob sie auf der Seite Tipps für die nächste Back-Session oder eine detaillierte Beschreibung einer Wanderroute finden.
Auch für Schniedermeier ist das richtige Thema das A und O. Die meisten neuen Blogs scheiterten ziemlich schnell. „Ein Weg das zu vermeiden ist auf jeden Fall ein Thema zu finden, das zum einen eine Zielgruppe hat, das aber auch mich so sehr interessiert, dass ich Lust habe, mich länger damit zu beschäftigen.“
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Recherche im Vorfeld
Um das allgemeine Interesse zu überprüfen, rät Schniedermeier, mittels Suchmaschine zu recherchieren, welche Inhalte es zum gewählten Thema bereits gibt. „Und dann sollte man sich hinsetzen und einfach versuchen, ein paar Überschriften für mögliche Artikel zu diesem Thema runterzuschreiben.“ Fielen einem locker zehn mögliche Titel ein, habe das Thema wahrscheinlich genug Blog-Potenzial.
Beim tatsächlichen Aufsetzen des Blogs gilt es zunächst zu entscheiden, ob man seinen Blog auf einer gehosteten Plattform wie WordPress, Blogger oder Tumblr veröffentlichen möchte oder seinen Blog selbst hostet. Dabei sollte der technische Aufwand, einen Blog selbst einzurichten, nicht unterschätzt werden, sagt Lina Wöstmann: „Die Freiheit, einen Blog frei zu gestalten, bringt auch Arbeit mit sich.“ Programme wie WordPress haben zudem den Vorteil, dass man im Internet zahlreiche Tipps findet.
Die Vor- und Nachteile von Gratis-Blogs
Kostenlose Blog-Hosting-Anbieter zu nutzen sei dagegen einfacher, aber gleichzeitig auch mit einigen Einschränkungen verbunden, erklärt Wöstmann: „Es gibt oft weniger Funktionen oder beispielsweise Templates, mit denen das Layout des Blogs gestaltet werden kann.“ Hier ist dann Kreativität gefragt – und auch ein großer Anteil Engagement.
Bei Gratis-Anbietern erhalte man zudem keine eigene Internetadresse (Domain) für den Blog, sondern man bekomme in der Regel eine Subdomain des jeweiligen Anbieters, so Wöstmann. Das bedeutet, dass der Name des Anbieters auch in der Internetadresse vorkommt wie etwa wordpress.backen.de. Das kann den Blog zum einen weniger professionell wirken lassen. Zum anderen rückt es eventuell den Fokus weg vom Thema.
Wer seinen Blog selbst hostet, hat zwar in der Regel mehr Arbeit und höhere Kosten, ist aber in der Gestaltung freier und hat mehr Möglichkeiten. „Komplett selbst programmieren muss man in diesem Fall auch nicht“, erklärt Wöstmann. „Man kann auf die Funktionen entsprechender Content-Management-Systeme zurückgreifen.“ Wer aber selbst Anpassungen an Templates und Vorlagen vornehmen möchte, benötige in der Regel zumindest HTML-Grundkenntnisse.
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Blogs als Ergänzung zu Social Media
Und wie steht es um die Sichtbarkeit von Blogs im Netz? Hier zeigt sich, dass sich Blogging und Social Media eigentlich gut kombinieren lassen: „Soziale Medien sind eine hervorragende Möglichkeit, um auf eigene Inhalte aufmerksam zu machen“, meint Lina Wöstmann. „Es lassen sich eigene Blogbeiträge anteasern oder bestimmte Inhalte für Social-Media-Posts herausziehen.“
So kann es etwa sehr sinnvoll sein, beide Schienen zu bedienen, da die Medien unterschiedliche Bereiche abdecken und andere technische Möglichkeiten bieten und zudem jeweils das Potenzial haben, andere Zielgruppen abzuholen, die sich aber beide für dasselbe Thema interessieren, Social Media nicht für das Bewerben des eigenen Blogs zu nutzen, sei verschenktes Potenzial, findet auch Insa Schniedermeier: „Ich habe mit Instagram überhaupt erst angefangen, als ich meinen Blog gestartet habe.“ Im besten Fall entstehen Synergien, die sowohl vorteilhaft für den Blog als auch für das Social-Media-Profil sind.
Mit Material der dpa