5. Oktober 2021, 14:01 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der siebenstündige Ausfall von Facebook, Instagram und WhatsApp am 4. Oktober sollte eigentlich keine große Sache sein. Für TECHBOOK-Redaktionsleiter Andreas Filbig (35) war es das aber schon. Geht es Ihnen vielleicht ähnlich? Bestimmt die Technik unser Leben zu sehr?
Sind wir alle Social-Media-süchtig? Ganz klar, nein. Bin ich es? Ich glaube zumindest etwas. Und damit stehe ich wahrscheinlich nicht alleine da. Das machte mir der Ausfall von WhatsApp, Instagram und Facebook mehr als deutlich. Gerade zum Feierabend, wenn es normalerweise richtig losgeht, ein äußerst beklemmendes Gefühl. Wie ich den Ausfall-Abend erlebte und welche Erkenntnis ich daraus zog, möchte ich kurz erläutern.
Kommunikation auf den engsten Kreis beschränkt
Als eine halbe Stunde vor Feierabend plötzlich nichts mehr – in meinem Fall Instagram und WhatsApp – ging, war ich ehrlich gesagt etwas ratlos. Ich hatte noch einige Gespräche offen, um die ich mich eigentlich auf dem Nachhauseweg kümmern wollte. Nichts von größter Bedeutung, Small Talk eben.
Ich verbringe täglich im Schnitt 2:40 Stunden auf Instagram, dazu noch rund eine Stunde auf WhatsApp. Den meisten Kontakt zu Menschen habe ich eindeutig über Instagram. Es ist unkomplizierter, bietet mehr Anknüpfungspunkte, um Gespräche zu starten, und man kann dort auch mit Fremden in Kontakt treten. Am Ausfall von Instagram hat mich also weniger gestört, dass ich keine neuen Bilder und Stories sehen kann, sondern vor allem, dass ein großer Teil meiner Kommunikation weggefallen ist.
Lesen Sie dazu bei unseren Kollegen von FITBOOK.de: 10 Tage ohne Social Media – „Ich bin abhängiger, als ich dachte“
Dann bleibt nur noch das Telefon
Mit Freunden tausche ich vor allem auf dem Weg nach Hause Sprachnachrichten über WhatsApp aus. Rund eine Stunde am Tag nutze ich den Messenger. Telefonieren kommt um diese Zeit nicht vor. Dafür fehlt einfach die Ruhe, wenn alle auf dem Heimweg, beim Einkaufen oder noch im Büro sind. Nachdem WhatsApp aber auch nicht mehr ging und ich das Bedürfnis nach Kommunikation hatte, blieb ja immer noch das Telefon.
Meine Freunde waren wie erwähnt nicht wirklich eine Option. Ich rief letztendlich also meine Familie an. Eigentlich auch schön, sich dafür Zeit zu nehmen dachte ich. Obwohl meine Mutter die betroffenen Dienste auch täglich nutzt, war sie vom Ausfall nicht großartig beeindruckt. Ihr war das relativ egal. Sie hat sich sogar darüber gefreut, so fanden wir wenigstens Zeit miteinander zu telefonieren. Das gab mir zu denken. Später am Abend telefonierte ich dann auch noch mit meinem besten Freund.
Wegen Social Media verlieren wir den Fokus auf das Wesentliche
Als meine Hauptkommunikationsmittel ausfielen, merkte ich, dass ich mich auf die Menschen konzentrierte, die zählen. Neue Leute kennenzulernen, flüchtigere Bekanntschaften zu festigen und so Freundschaften aufzubauen, ist auch wichtig. Aber man sollte dem nicht mehr Raum bzw. Zeit einräumen, als den wichtigsten Menschen um sich herum.
Es mag ein Phänomen unserer Zeit sein, sich immer wieder auf neue Menschen konzentrieren zu wollen, weil es aufregend ist. Ob Freundschaften oder Dating, das Rad dreht sich immer schneller, die eigene Aufmerksamkeit verlagert sich auf immer mehr Menschen. Das hat zwangsläufig zur Folge, dass am Ende alle zu kurz kommen.
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Ein Problem ohne Lösung
Was soll man also tun? Die Bildschirmzeit begrenzen oder bewusst detoxen? Alles Möglichkeiten, die zumindest bei mir nicht funktionieren werden. Schon alleine, weil ich es nicht möchte. Der Ausfall ändert am Ende zumindest bei mir nichts. Ein Augenöffner war er trotzdem. Die positiven Effekte, die sich nach sieben Stunden einstellen, wären bei mir nach sieben Tagen aber wahrscheinlich weg. Wenn ich nicht gerade im Urlaub bin, sondern im Alltag, gehören Instagram und WhatsApp einfach dazu. Je nach persönlicher Präferenz könnten es auch Twitter und Telegram sein. Ich bin in meinem Fall überzeugt: Aktuell geht es bei mir nicht ohne Instagram und WhatsApp!