7. April 2021, 8:40 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
LG war einst ein Vorreiter in der Smartphone-Welt, konnte aber nicht mit der wachsenden Konkurrenz aus China mithalten. Doch es geht auch anderen Herstellern ähnlich.
In den vergangenen Monaten rankten sich Gerüchte um den Smartphone-Ausstieg des Traditionsherstellers LG. Am Montag bestätigte das südkoreanische Unternehmen die Spekulationen: zum 31. Juli 2021 stellt es sein Smartphone-Geschäft ein. Ob nun weitere Hersteller folgen, die es ebenfalls schwer auf dem hart umstrittenen Markt haben, hat TECHBOOK im Tech-Talk diskutiert.
Verkauf von LGs Smartphone-Sparte gescheitert
Im Januar teilte LG noch mit, dass das Unternehmen einen Verkauf seiner Smartphone-Sparte in Erwägung ziehe. Wie Reuters berichtete, scheiterten die Gespräche über den Verkauf an die vietnamesische Vingroup jedoch an unterschiedlichen Vorstellungen. LG schreibt seit Jahren rote Zahlen. In den vergangenen sechs Jahren allein sind die Verluste auf mittlerweile 4,5 Milliarden US-Dollar (ca. 3,8 Milliarden Euro) angewachsen.
Auch interessant: LG Wing im Test – revolutionäres Display, aber der Prozessor ist nur Mittelklasse
Folgen weitere Unternehmen LGs Beispiel?
Abgesehen von Samsung haben es auch die anderen Traditionshersteller sehr schwer auf dem Smartphone-Markt. Sowohl Sony als auch HTC und Motorola schreiben seit Jahren rote Zahlen. Vor allem die Situation von Sony ist mit LG vergleichbar. Auch der japanische Hersteller trägt die Smartphone-Sparte ähnlich wie LG nur noch durch sein starkes Kerngeschäft mit TV-Geräten und Konsolen mit. Zudem sieht Sony das Smartphone-Geschäft als eine Erweiterung seines Ökosystems. Das hat das Unternehmen jüngst mit dem Xperia Pro bewiesen. Ein Smartphone, das als 4K-Display für teure Sony-Kameras dienen kann. Obwohl das Unternehmen offiziell hinter der Smartphone-Sparte steht, ist nicht klar, wie lange die Chefetage das Defizitgeschäft noch trägt. Schließlich dementierte LG auch noch bis Montag jegliche Gerüchte über eine Schließung seiner Smartphone-Sparte.
Motorola ist in einer besonderen Position, da es als Vorreiter in der Telekommunikation noch viele Patente und Technologien besitzt. Das Unternehmen hat mit seiner Neuauflage des Razr mit Falt-Display zwar Schlagzeilen gemacht. Die meisten seiner Geräte sind jedoch Budget- und Mittelklassemodelle. Vorerst zeigt Motorola jedoch noch Durchhaltevermögen. Allein 2021 hat das Unternehmen bereits zwölf neue Modelle vorgestellt.
HTC hingegen scheint kaum noch auf dem Smartphone-Markt vertreten zu sein. Das Unternehmen hat 2017 einen Großteil seiner Belegschaft und Patente an Google verkauft. 2020 hat HTC nur vier Modelle vorgestellt, 2021 bislang eins. Bis auf ein Blockchain-Smartphone von 2019 hat der einstige Vorzeige-Hersteller zudem keine Innovation mehr auf den Markt gebracht. Stattdessen konzentriert sich HTC auf 5G-Technologie und das VR-Headset Vive. Ein Ausstieg aus dem Smartphone-Geschäft ist daher nur noch eine Frage der Zeit.
Einst der drittgrößte Hersteller der Welt
LG war in vielen Aspekten Pionier. Nicht nur verdanken wir dem Unternehmen QHD-Displays, sondern auch die Ultraweitwinkelkamera, die mittlerweile in fast jedem Smartphone zu finden ist. Durch seine Innovationen stieg das Unternehmen 2013 zum drittgrößten Smartphone-Hersteller hinter Samsung und Apple auf. Im 2. Quartal 2013 konnte LG weltweit 5 Prozent des Marktes für sich beanspruchen (Quelle: Statista). 2015 waren es noch 4 Prozent, 2016 3 Prozent und mittlerweile nur noch 2 Prozent.
Vom Innovationsführer zum Verlustbringer Was aus den Smartphones von LG geworden ist
Doppel-Display, Beamer, … 5 Smartphone-Funktionen, die ein Mega-Flop waren
Große Liste Diese Smartphones bekommen Android 9.0 Pie
LGs Smartphone-Sparte kann Massen nicht erreichen
LG versuchte oft, Kaufargumente durch Gimmicks wie austauschbare Mods, ansteckbare Displays und die Bedienung mittels Handgesten zu schaffen. Die Hardware war aber oft unausgereift und wurde nach nur einer Generation wieder fallen gelassen. Außerdem hat es LG trotz mehreren Anläufen nicht geschafft, eine angemessene Update-Politik umzusetzen. Android-Updates kamen oft erst viel zu spät und in einigen Fällen gar nicht an – selbst bei teuren Flaggschiff-Modellen. Auch scheiterte das Unternehmen an der Sichtbarkeit für potenziell Kaufinteressierte. Während Samsung und chinesische Hersteller wie Xiaomi und OnePlus viel Wirbel um ihre Smartphones erzeugen, brachte LG neue Geräte oft ohne Medienaufmerksamkeit auf den Markt.