7. September 2019, 17:23 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Samsung und Huawei falten, LG verdoppelt. Der Hersteller hat mit dem LG G8x ThinQ ein Smartphone vorgestellt, das gleich zwei Displays bietet. Wie LG dieses Konzept umsetzt, und ob es sich überhaupt lohnt, hat TECHBOOK auf der IFA 2019 ausprobiert.
Erst sind die Smartphone-Displays immer größer geworden, dann haben Samsung und Huawei mit ihren faltbaren Modellen eine neue Ära eingeläutet. LG bewegt sich mit seinem neuesten Smartphone LG G8x ThinQ irgendwo dazwischen. Denn das Smartphone besitzt ein Fullview-Display, lässt sich dank einer außergewöhnlichen Hülle aber um ein ebenso großes, zweites Display erweitern. Das LG G8x ThinQ erinnert optisch dann an Falt-Smartphone mit dicken Rändern. Doch wie schlägt sich dieses Konzept im Alltag?
Technik-Fans wird das LG G8x ThinQ vielleicht bekannt vorkommen. Denn ein ähnliches Modell namens LG V50 ThinQ hat der Hersteller bereits auf dem Mobile World Congress (MWC) Ende Februar in Barcelona präsentiert. Nach Deutschland ist es aber nie gekommen. Beim LG G8x ThinQ ist das anders. Das Smartphone ist hierzulande ab Anfang November für 749 Euro erhältlich. Die Hülle mit dem zweiten Display kostet nochmals 249 Euro. Unklar ist derzeit noch, ob es ein Bundle aus Smartphone und Dual-Screen geben wird, das dann etwas günstiger ist. Soviel zu den Eckpunkten. Besonders interessant war für uns aber die Frage, ob sich eine Hülle mit einem zweiten Display überhaupt lohnt.
LG G8x ThinQ: Der erste Eindruck
Optisch kommt das LG G8x ThinQ modern daher. Selbst ohne die außergewöhnliche Hülle ist es schick anzusehen. Das liegt unter anderem an dem 6,4 Zoll großen OLED-Display mit 2.340 x 1.080 Pixel, das fast die gesamte Front einnimmt. Lediglich eine Tropfen-Notch durchbricht die Anzeige, die sich kontrastreich und farbstark zeigt. In der Notch hat LG die Frontkamera untergebracht. Diese löst 32 Megapixel auf und verfügt über eine f/1.9-Blende. Statt drei oder vier Sensoren auf der Rückseite, bringt das LG G8x ThinQ aber nur eine Dual-Kamera mit einem 12-Megapixel-Sensor und einem 13-Megapixel-Weitwinkel inklusive OIS (optischer Bildstabilisator) mit. Vergleichen wir das mit anderen Smartphones, erscheint die Kamera-Ausstattung etwas reduziert. Mit Funktionen wie „AI Action Shot“, bei dem selbst schnelle Bewegungen eingefangen werden können, oder „4K Time Lapse“ für Zeitlupenvideos in 4K, möchte LG seine Kamera aber aufwerten. Zudem können Nutzer bei Video-Aufnahmen zwischen der Selfie- und Hauptkamera wechseln.
Auch auf die bekannten Audio-Features hat der Hersteller nicht verzichten. So bringt das LG G8x ThinQ die vom Vorgänger bekannten 1,2W-Lautsprecher mit 32-Bit HiFi Quad DAC von Meridian Audio mit. Das Gehäuse des Smartphones wird dabei als Resonanzkörper genutzt, was für einen vergleichsweise satten Sound sorgt. Apropos Gehäuse: Das LG G8x ThinQ ist nach IP68 und dem Militärstandard MIL-STD 810G nicht nur gegen Wasser, sondern auch vor Erschütterungen, Stürze und Temperaturschwankungen geschützt. Die Verarbeitung erschien uns auf den ersten Blick einwandfrei. Das LG-Handy ist somit eines der robusteren Smartphones und hat fast schon Outdoor-Qualitäten.
Technische Ausstattung
Technisch befindet sich das LG G8x ThinQ auf dem aktuellen Standard. Ausgestattet mit einem der derzeit leistungsstärksten Octa-Core-Prozessoren, dem Snapdragon 855, und 6 GB Arbeitsspeicher, reagiert das Smartphone im Hands-On prompt auf alle Eingaben. Da ruckelt und rödelt nichts. Für eigene Daten bringt das LG-Phone 128 GB Speicherplatz mit, der sich mittels Micro-SD-Karte erweitern lässt. Als Betriebssystem ist Android 9 Pie installiert, das sich über den In-Display-Fingerabdrucksensor entsperren lässt.
LG G8x ThinQ
- Prozessor: Qualcomm Snapdragon 855
- Speicher: 6 GB RAM / 128 GB Speicher, um bis zu 2 TB erweiterbar per Micro-SD
- Bildschirm: 6,4 Zoll OLED FullVision (2.340 x 1.080 / 403 ppi), HDR10
- Hauptkamera: 12 MP Standard (f/1.8) + 13 MP Weitwinkel (f/2.4)
- Frontkamera: 32 MP (f/1.9)
- Betriebssystem: Android 9.0 Pie
- Maße und Gewicht: 159,3 x 75,8 x 8,4 mm, 192 g
- Konnektivität: Wi-Fi 802.11 a, b, g, n, ac, LTE, Bluetooth 5, NFC
- Akku: 4000 mAh, Quick Charge 3.0, USB Type-C (USB 3.1 kompatibel)
- Sonstiges: In-Display Fingerabdrucksensor, Stereo-Lautsprecher, AI CAM, Google Lense, Google Assistant, 32-Bit HiFi Quad DAC, DTS:X 3D Surround Sound, wasser- und staubgeschützt nach IP68, MIL-STD 810G
- UVP: 749 Euro
LG Dual Screen
- Bildschirm: 6,4 Zoll OLED FullVision (2.340 x 1.080 / 403 ppi)
- Cover-Display: 2,1 Zoll Mono
- Größe: 165,96 x 84,63 x 14,99 mm, 134 g
- Kontakttyp: USB
- Falztyp: 360 Freestop-Scharnier
- Farbe: Aurora Black
- UVP: 249 Euro
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Aus eins mach zwei: Die Dual-Screen-Hülle im Einsatz
Wird das Smartphone in die Dual-Screen-Hülle eingelegt, steht Nutzern ein zweiter Bildschirm zur Verfügung, der sich im 360-Grad-Winkel klappen lässt. Zugeklappt zeigt sich die stark spiegelnde Vorderseite, die über ein kleines, 2,1 Zoll großes Display wichtige Kurz-Informationen wie die Uhrzeit oder Benachrichtigungen anzeigt.
Die Hülle lässt sich wie ein Buch zuklappen, zeigt aber deutliche Ränder um alle Seiten des Smartphones und des zweiten Displays. Hier liegt der Unterschied zu den Falt-Smartphones von Samsung und Huawei, bei denen sich der OLED-Screen im Ganzen klappen lässt und die ohne Scharnier auskommen. Dennoch gefällt das Konzept von LG, zumal es optional ist. Sofern mehr Displayfläche benötigt ist, kann diese relativ einfach nachgerüstet werden. Wenn nicht, lässt sich das LG G8x ThinQ wie ein herkömmliches Smartphone nutzen.
Die Verbindung zwischen dem Gerät und dem Case erfolgt nun über USB und nicht mehr über Pogo Pins wie bei früheren Modellen dieser Art. Dank der angepassten Oberfläche LG UX 9.0 lassen sich Apps von einem Display auf das nächste verschieben. Die displayübergreifende Darstellung, also die großflächige Anzeige auf beiden Displays, ist allerdings nicht möglich. Auch hier unterscheidet sich das Konzept von echten Falt-Smartphones. Dennoch ist es praktisch, das Mehr an Bildschirm zu haben. Denn man kann mit mehreren Anwendungen gleichzeitig deutlich effektiver arbeiten. Es ist sogar möglich, das LG G8 ThinQ durch den zweiten Bildschirm in ein Mini-Notebook oder eine Spielekonsole zu verwandeln. Dafür muss auf einem der beiden Screens lediglich die Tastatur bzw. die GamePads eingeblendet und das Gehäuse entsprechend aufgeklappt werden. So weit, so gut.
Es gibt allerdings einen Punkt, der uns am Konzept etwas zweifeln lässt – die Stromversorgung. Der Akku hat eine Kapazität von 4.000 mAh und sollte problemlos Strom für einen Arbeitstag liefern – zumindest im Stand-Alone-Betrieb. Denn die Hülle mit dem zweiten Display verfügt nicht über einen eigenen Akku. Sie knüpft sich die nötige Energie somit von der Smartphone-Batterie ab. Und das merkt man. Immerhin muss der Akku somit nicht nur ein 6,4 Zoll großes OLED-Display mit Strom versorgen, sondern ein zweites gleich dazu.
TECHBOOK meint
„Mit dem Dual-Screen-Case für das G8x ThinQ zeigt LG ein Konzept, das mal wieder etwas Schwung in den Smartphone-Markt bringt. Es ist einfach, aber effektiv. Mit dem zweiten Display lässt sich deutlich effizienter arbeiten, da man nun zwei Apps parallel und in voller Größe nutzen kann. Auch das Schreiben und das Spielen gehen dank des zweiten Displays deutlich besser von der Hand. Schön ist dabei, dass die Erweiterung optional ist und LG das zweite Display zudem identisch zum Smartphone-Screen gestaltet hat – gleiche Größe, gleiche Auflösung. So müssen Nutzer keine Abstriche machen. Einzig die Lösung mit der Energieversorgung enttäuscht. Der zweite Screen bezieht seinen Strom vom Handy-Akku, was diesen schneller leer saugt. Wie lange die 4.000-mAh-Akku dabei durchhält, bleibt abzuwarten. “– Rita Deutschbein, Redakteurin