16. September 2021, 17:28 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Während seiner großen Keynote hat Apple nicht nur das iPhone 13, sondern unter anderem auch die Apple Watch Series 7 vorgestellt. Doch kaum offiziell, bringt sie dem Unternehmen nun Ärger.
Der Entwickler einer Tastatur für die Smartwatch hat Klage eingereicht. Kosta Eleftheriou sieht in der neuen Tastatur der Apple Watch Series 7 viele Parallelen zu einer Alternative, die er selbst bereits vor einigen Jahren entwickelt hat. Das Problem dabei ist, dass Apple „FlickType“ vor der Vorstellung der Watch 7 aus dem Apple Store entfernt hat. Als Begründung gab der Hersteller an, die Tastatur würde nicht den erforderten „Human Interface Guidelines“ (HIG) genügen, nur um kurze Zeit später eine fast identische Lösung für die Watch Series 7 zu veröffentlichen. Misst Apple also mit zweierlei Maß? Ja, ist sich Eleftheriou sicher. Er hat wegen seiner Tastatur nun Klage gegen Apple eingereicht.
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Warum eine Tastatur Apple eine Klage einbrachte
Eleftheriou sieht in dem Vorgehen von Apple eine Verletzung des Wettbewerbs. Auch andere Entwickler haben in der Vergangenheit schon ähnliches beklagt. „FlickType“ ist nur eine von mehreren Tastatur-Apps, die Eleftheriou seit 2009 entwickelt hat. Als Vorbild diente ihm dabei oft sein Vater, der aufgrund einer Seheinschränkung spezielle Eingabemethoden benötigt. So entstanden Lösungen, die die Eingabe auf verschiedenen Geräten einfacher machen sollten. Zum Teil kamen sie so gut an, dass sie von Unternehmen wie Google oder Pinterest aufgekauft wurden.
Ab 2017 arbeitete Eleftheriou an einer Tastatur-Lösung speziell für die Apple Watch. „FlickType“ entstand und stand 2018 zunächst für das iPhone zur Verfügung. Als Apple im Herbst des selben Jahres die Watch 4 mit größerem Display und schnellerem Prozessor präsentierte, brachte der Entwickler „FlickType“ dann auch auf die Smartwatch. Apple erlaubte die Nutzung der Tastatur allerdings nur unter Auflagen. Benutzer mussten die App beispielsweise erst starten, um mit der Drittanbieter-Lösung auf eine Textnachricht antworten zu können. Aufgrund dieser Einschränkungen von Apple erhoffte sich Eleftheriou eine Übernahme der App durch Apple. Im Januar 2019 traf er sich daher mit Randy Marsden, Apple-Manager für Eingabe-Lösungen, der sich von „FlickType“ offenbar begeistert zeigte.
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Entwickler verklagt Apple wegen unfairem Wettbewerb
Eleftheriou optimierte seine Tastatur daraufhin, um sie nicht nur für Menschen mit Seheinschränkung, sondern auch für die breite Masse attraktiv zu machen. Doch Apple reagierte anders als erwartet. Das Unternehmen nahm die neue Version der App erst nach über einem Jahr im App Store auf. Doch dann wurde „FlickType“ zu einem großen Erfolg. Die App rief allerdings auch schnell Nachahmer auf den Plan. Die Original-App hingegen wurde laut Eleftheriou von ihnen mit falschen Bewertungen abgestraft, um ihre eigenen Kopien zu pushen. Der Entwickler sah im Geschehen eine Mitschuld bei Apple. Er warf dem Unternehmen vor, dass das Vorhandensein von betrügerischen Apps und gefälschten Bewertungen im krassen Gegensatz zu Apples Marketing stehen würde. Immerhin rühme sich der App Store, ein sicherer und überwachter Platz für Anwendungen und Entwickler zu sein.
„Obwohl Apple über enorme Ressourcen und technologisches Know-how verfügt, versäumt es Apple absichtlich, diese Betrüger zu überwachen, was ehrliche Entwickler Millionen und vielleicht sogar Milliarden kostet, während Apple weiterhin riesige Gewinne für sich selbst erwirtschaftet“, heißt es in der Klage.
Die Situation gipfelte schließlich im Rausschmiss der „FlickType“-Tastatur aus dem Apple App Store. Kurze Zeit später stellte Apple dann seine eigene Lösung auf der Keynote am 14. September vor – mit Funktionen, die laut Eleftheriou und einer Vielzahl an Nutzern sehr an „FlickType“ erinnerten. Eleftheriou hat Apple daher mittlerweile wegen der Löschung seiner App verklagt. In der Klage bezieht er sich auf das Unfair Competition Law Kaliforniens – das Gesetz gegen unfairen Wettbewerb.