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Große Laboranalyse

TECHBOOK untersucht Tastaturen auf Keime – Ergebnis überrascht

Wie viele Keime befinden sich auf einer normalen Tastatur?
Wie viele Keime befinden sich auf einer normalen Tastatur? Foto: Getty Images/500px
Marlene Polywka Techbook
Redakteurin

17. Juli 2024, 9:13 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

In unserem Alltag verstecken sich viele Keimschleudern. Einige davon sind bekannt – etwa Schwämme oder auch das Smartphone. Bei anderen Gegenständen, wie etwa Brillen, erwartet man es hingegen weniger. Und wieder andere haben zu Unrecht einen schlechten Ruf als Keimschleuder. Doch wie verhält es sich mit einem der am meisten genutzten technischen Gegenstände: der Tastatur?

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Viele Menschen verbringen eine Menge Zeit vor ihrem Rechner, ob beim Gaming, zum Streamen oder zum Arbeiten. Dabei kommt man um die Nutzung einer Tastatur oft nicht herum. Das heißt, dass die Geräte in der Regel gemeinsam mit dem Rechner selbst immerzu im Einsatz sind. Sie werden also entsprechend viel angefasst. Dazu kommen Staub sowie der eine oder andere Essenskrümel, der zwischen die Tasten gerät – kurz: Tastaturen haben das Potenzial, große Keimschleudern zu sein. Aber stimmt das auch wirklich? TECHBOOK hat den Test gemacht.

Wie wurde untersucht?

Um Tastaturen auf Keime zu testen, hat TECHBOOK Abstrichproben von insgesamt 15 Tastaturen, die in täglichem Gebrauch sind, genommen. Der Vorteil bei diesem Vorgehen ist, dass aufgrund der Probennahme mithilfe eines Stäbchens auch die Zwischenräume der Tastaturen erreicht werden konnten – also potenziell die Stellen, an denen sich besonders viel Dreck und Keime sammeln. Anschließend wurden die Proben zur Analyse an die MykoLab Kaldorf GmbH geschickt. Das Labor in Mönchengladbach ist auf die mikrobiologische Untersuchung von Proben auf Bakterien aus dem Innenraumbereich und Schimmelpilze spezialisiert.

Allerdings muss man bei der durchgeführten Probenentnahme berücksichtigen, dass etwa im Gegensatz zur Abklatschprobe der Weg der Keime ein anderer ist. Unter anderem werden die mit Tupfern gesammelten Keime mit einer Kochsalzlösung ausgeschwemmt. Die Folge ist ein Verdünnungseffekt, der die Nachweisgrenze deutlich anhebt. Das muss allerdings nicht per se ein Nachteil sein – immerhin können „bei der Probenahme mittels Abstrichtupfer höhere Keimzahlen quantitativ erfasst werden als bei Abklatschproben, die bei erhöhten Keimzahlen oft vollständig überwachsen werden“, erklärt Dr. Michael Kaldorf, Geschäftsführer von MykoLab.

Bei den 15 auf Keime getestete Tastaturen waren sowohl Modelle mit höheren Tasten als auch flachere Keyboards, vor allem aber Chiclet-Tastaturen vertreten. Überwiegend kamen diese Tastaturen vor der Probennahme in einem Großraumbüro zum Einsatz. Einige Modelle wurden aber auch zu Hause genutzt.

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Eindeutiges Ergebnis

Je nach Ergebnis wurden die Tastaturen einem von fünf generellen Hygienezuständen zugeordnet: sehr gut, gut, akzeptabel, mangelhaft und ungenügend. Auf diese Weise ergab sich ein recht eindeutiges Bild, das durchaus überraschte.

Neun von 15 Abstrichproben und somit etwas mehr als die Hälfte der von uns untersuchten Tastaturen zeigten weder Bakterien noch Pilze. Das bedeutet zwar nicht, dass auf ihnen überhaupt keine Keime zu finden waren. Aber „die tatsächlichen Keimzahlen haben unter der Nachweisgrenze der Methode gelegen“, so Dr. Kaldorf erläuternd. Vier von 15 Proben in unserer Untersuchung zeigten eine moderate Verkeimung, keine davon in bedenklichem Maße.

Nur zwei der genommenen 15 Proben zeigten „sehr viele Schimmelpilze und Hefen“, eine davon auch Bakterien. Nur diese beiden Tastaturen wurden mit „Hygienezustand mangelhaft“ bewertet. Prinzipiell konnten zudem auf keiner Tastatur Fäkalbakterien nachgewiesen werden. Im Laborbericht heißt es dazu: „Die nachgewiesenen Schimmelpilze gehörten überwiegend zur Gattung Cladosporium, die in der Außenluft sehr häufig ist und von der entsprechend auch in Staubdepots oft sehr viele Sporen vorhanden sind.“

Die am meisten von Keimen belastete Tastatur wies zudem Sporen von Pilzen der Gattung Penicillium auf, die ebenfalls weitverbreitet ist. Das bedeutet, dass die auf den Tastaturen gefundenen Keime dort bis zu einem gewissen Maß üblich und gesundheitlich in den meisten Fällen unbedenklich sind.

Sind Tastaturen also gar nicht so schlimme Keimschleudern?

Dieses Ergebnis widerspricht dem von vorherigen Untersuchungen überraschend deutlich. Eine besonders oft zitierte Studie der Universität aus Arizona kam zu dem Schluss, dass sich auf Tastaturen 400-mal mehr Keime befinden als auf normalen Toilettensitzen. Auch davon waren zwar die meisten ungefährlich; es konnten aber einige hartnäckige Krankheitserreger gefunden werden.

Nun muss man dazu in jedem Fall einordnend hinzufügen, dass die Studie im Jahr 2007 veröffentlicht wurde. Seitdem hat sich in Sachen Hygienekonzepte und -bewusstsein einiges getan. Corona führte beispielsweise dazu, dass sich Menschen häufiger die Hände waschen und in Büros Oberflächen besser gereinigt und sogar desinfiziert werden. Die Universitätsforscher haben damals zudem auf deutlich mehr Keime getestet. Dennoch kann auf Basis der von TECHBOOK ermittelten Daten von einer Verbesserung des Hygienezustands ausgegangenen werden.

Da das Ergebnis so deutlich von dem erwarteten abwich, führte Dr. Kaldorf noch eine weitere Analyse mit fünf zusätzlichen Proben durch, die er selbst von Tastaturen nahm. Die Laborwerte unterstrichen die vorherigen noch. Der Hygienezustand von zwei der fünf Tastaturen wurde mit „sehr gut“ bewertet, einer mit „gut“ und wieder zwei mit „akzeptabel“.

Warum sich heutzutage scheinbar deutlich weniger Keime als früher auf Tastaturen befinden, kann im Detail nicht beantwortet werden. Es ist aber durchaus anzunehmen, dass nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie ein deutlich stärkeres Bewusstsein für rudimentäre Maßnahmen wie gründliches Händewaschen bei vielen vorhanden ist. Ein Großteil der von TECHBOOK getesteten Tastaturen kommt zudem in einer Büroumgebung zum Einsatz, in der zwar nicht die Tastaturen selbst, aber zumindest die Tische regelmäßig gesäubert und desinfiziert werden.

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Richtige Reinigung von Tastaturen

Das zeigt: Hygienemaßnahmen helfen auch in diesem Fall. Prinzipiell kann jede Tastatur eine regelmäßige Reinigung vertragen, um Keimen und Bakterien vorzubeugen. Dabei ist wichtig, die Tastatur auszuschalten (bei Bluetooth) oder vom PC zu trennen. Krümel im Inneren kann man durch vorsichtiges Schütteln und Ausklopfen großflächig entfernen. Für die Säuberung der Tasten bietet sich hingegen Isopropyl-Alkohol oder auch normales Desinfektionsmittel an. Für besonders flache Tastaturen wie etwa bei Apples Butterfly wird auch ein Druckluftspray empfohlen, um Staub zu entfernen.

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