27. Februar 2023, 14:59 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Fotografieren ist ein teures Hobby, die Preise für gute Kameras und hochwertige Objektive werden schnell drei- oder gar vierstellig. Lässt sich da nicht per Gebrauchtkauf Geld sparen?
Muss es immer das Neueste sein? Nein, sagen Experten, auch bei Systemkameras und Objektiven nicht. Mit Material, das zwar schon einige Jahre alt, aber sonst noch gut in Schuss ist, lässt sich prima arbeiten. Und nachhaltig ist es obendrein. Um Gebraucht-Kameras aus der Einsteigerklasse sollte man allerdings einen Bogen machen.
Kamera und Objektive am besten im Geschäft gebraucht kaufen
„Gebrauchte Systemkameras lohnen sich für jeden, der viel Geld sparen möchte und nicht unbedingt darauf angewiesen ist, mit der neuesten Technik zu fotografieren“, sagt Peter Nonhoff-Arps vom Fachmagazin „c’t Fotografie“. Selbst Kameras, die es schon seit mehreren Jahren nicht mehr neu zu kaufen gibt, lieferten auch heute noch qualitativ hochwertige Digitalbilder, meint Nonhoff-Arps. Bei Objektiven sei der Preisunterschied zur Neuware nicht so groß, es bestünden aber gute Chancen, nahezu unbenutzte Objektive zu einem günstigen Preis zu bekommen.
Nonhoff-Arps empfiehlt, gebrauchte Kameras und Objektive beim Händler zu kaufen: „Der Vorteil ist, dass man sie vor Ort testen kann und auch meistens eine Garantie bekommt.“ Allerdings sei der Preis oft deutlich höher als bei Privatverkäufern. Ein Kompromiss zwischen diesen beiden Polen sei der Online-Händler.
Im Online-Geschäft liegt man Nonhoff-Arps zufolge preislich im Mittelfeld. Außerdem müssten Online-Händler ebenfalls eine Garantie geben und die Ware im Zweifel zurücknehmen. „Aber bei wertvollen Kameras und Objektiven lohnt sich der Weg zum Anbieter, um die Objekte der Begierde praktisch in Augenschein zu nehmen“.
Gebrauchte Kameras und Objektive im Geschäft zu kaufen, ist nicht zuletzt deshalb sinnvoll, weil man einiges beachten und kontrollieren sollte. Und zwar eine ganze Reihe von Punkten, Nonhoff-Arps: „Vom Sensor über die Gebrauchsspuren an Gehäuse, Display, Stativgewinde oder Blitzschuh bis hin zum Zustand des Akkus“. Bei Objektiven sei der Zustand der Linsen relevant und man muss checken, ob es Staubeinschlüsse gibt.
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Ab wann lohnt es sich, Kamera und Objektiv gebraucht zu kaufen?
Vincent Meyer kauft für sein Berliner Fotofachgeschäft regelmäßig gebrauchte Kameras an und weiß, worauf es ankommt. Sein erster Check gilt dem Gesamtzustand, dem äußerlichen Erscheinungsbild. „Bei einer Kamera, die schon ordentlich Schrammen hat, besteht ein höheres Risiko, dass etwas nicht mehr in Ordnung ist“. Punkt zwei: In jedem Fall sollte der Bildsensor frei von Verschmutzungen sein.
Wie viel Geld man beim Gebrauchtkauf tatsächlich spart, hängt Meyer zufolge stark vom jeweiligen Kameramodell ab. „Wenn man ein Produkt kauft, das aktuell noch hergestellt und verkauft wird, kann man durchaus 20 bis 30 Prozent einsparen“, sagt der Experte.
Doch bis zu welchem Alter lohnt es sich, eine Kamera gebraucht zu kaufen? Ab wann wiegt der günstigere Preis die vielleicht in die Jahre gekommene Technik und vor allem Bildqualität nicht mehr auf? Wägt man Funktionsumfang und Fotoqualität gegen den potenziellen Preisnachlass ab, lohnt sich der Gebrauchtkauf bei Digitalkameras nach Einschätzung von Vincent Meyer bis zu einem Kameraalter von fünf bis sechs Jahren.
„Sonst muss man sich schon sehr genau auskennen und wirklich sicher sein, dass das noch funktioniert“, sagt Meyer. „Denn die Technik hat sich so rasant weiterentwickelt, dass man bei älteren Modellen Ergebnisse bekommt, die weit vom heutigen Standard abweichen.“
Peter Nonhoff-Arps zufolge gibt es aber durchaus Modelle, die auch nach zehn Jahren noch empfehlenswert sind: „Dazu gehören meist Kameras in der damaligen gehobenen Mittel- und Oberklasse“. Der Gebrauchtkauf von älteren Einsteigerkameras und -objektiven lohne sich dagegen eher nicht, selbst wenn es sie für wenig Geld gebe.
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Mit oder ohne Spiegel
Systemkamera heißt erst einmal nur, dass es sich um eine Kamera mit wechselbaren Objektiven handelt. Auch wenn sich hier und da die Bezeichnung Systemkamera ausschließlich für Modelle ohne Spiegel eingebürgert hat. Aber: Auch eine Spiegelreflexkamera ist per Definition eine Systemkamera.
Ob man nun zu einer Systemkamera mit oder ohne Spiegel greift, ist letztlich eine Geschmacks- und auch Gewohnheitsfrage. Bei einer Spiegelreflexkamera „wandert“ das Licht über einen Spiegel, der bei der Aufnahme wegklappt und den Bildsensor freigibt, in einem optischen Sucher.
Spiegellose Systemkameras haben dagegen einen elektronischen Sucher. Bei ihnen fällt das Licht direkt auf den Sensor, der das Bild dann zu einem hochauflösenden Mini-Display schickt, das im Sucher steckt. Die günstigsten Systemkameras ohne Spiegel haben mitunter noch nicht einmal einen Sucher. Hier muss die Livebild-Kontrolle übers Display auf dem Kamerarücken erfolgen.
Ein Vorteil von spiegellosen Systemkameras: Durch den schlankeren Aufbau ohne Spiegel, Spiegelkasten und optischen Sucher sind sie nicht nur leichter, sondern meist auch deutlich kompakter als die Gehäuse von Spiegelreflexkameras.