22. September 2019, 9:30 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Werbung ist heutzutage omnipräsent – entsprechend war die Wahrscheinlichkeit, einem Werbeversprechen zum Opfer zu fallen, niemals größer. Insbesondere auf Instagram, Facebook und Co. wird die Werbetrommel Tag und Nacht gerührt. Damit soll jetzt für bestimmte Produkte aber Schluss sein. Instagram hat nun ein Update ausgerollt, welches nicht angemeldete und minderjährige Nutzer vor derartigen Posts schützen soll.
Künftig wird unter anderem Prominenten wie Cardi B oder dem Kardashian-Clan verboten, ihren minderjährigen Followern „Fake-Produkte“ anzupreisen. Die Foto-Sharing-App blockiert Werbebeiträge über plastische Chirurgie und Produkte zur Gewichtsabnahme in Feeds von minderjährigen Usern. Vor allem Produkte oder kosmetische Eingriffe, die gezielt dem weit verbreiteten Wunsch nach einem „perfekten“ Körper ansprechen, werden im Netz quasi überall beworben. Bei Shakes zum Abnehmen angefangen, über Detox-Tees bis hin zu Fettverbrennungs-Pillen – mittlerweile gehört es für Promis und Influencer offenbar zum guten Ton, für mindestens eines von diesen Produkten mit sogenannten „Sponsored Posts“ zu werben.
„Wir wollen, dass Instagram jedem Nutzer einen positiven Raum bietet. Diese Änderung ist Teil unserer fortwährenden Arbeit daran, den gesellschaftlichen Druck zu reduzieren, dem sich Menschen gelegentlich durch soziale Netzwerken ausgesetzt fühlen“, erklärte Emma Collins, Pressesprecherin bei Instagram.
Allen voran kamen die Kardashian-Schwestern bereits mehrfach in Verruf, weil Kim und Co. regelmäßig Werbung für Abnehmprodukte wie den erwähnten Diät-Shake machen – dessen Effektivität, gelinde gesagt, stark umstritten ist. Davon werden Sie sich trotz aller Kritik wohl auch weiterhin nicht abhalten lassen; Instagrams neue Richtlinie, die auch Facebook betrifft, wird jedoch dafür sorgen, dass Beiträge wie der „flattummyco“-Post für jeden gesperrt sind, der keine 18 und/oder eingeloggt ist. Im Fokus stehen übrigens nicht nur Beiträge, die für Abnehm-Shakes, -Tees und dergleichen werben, sondern auch für Schönheitsoperationen. Posts, die nicht nur Reklame machen, sondern sogar noch einen draufsetzen, indem die Produkte oder Eingriffe und deren Wirkung als angeblich phänomenale Wundermittel beworben werden, werden fortan sogar vollständig gelöscht.
In Folge dieser Maßnahme geht Instagram vor allem gegen Influencer vor, die ihre Einkünfte mit „Sponsored Posts“ zu den Themen Diät und Schönheit erzielen.
Gründe für die massiven Einschränkungen
Wundermittel oder doch nur Lug und Trug? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, muss nicht lange recherchiert werden, eine kurze Web-Suche reicht bereits: Anders als Kim und ihre Mitstreiter versprechen, raten zahlreiche Wissenschaftler ab und warnen sogar: Nicht nur das es für die versprochene Wirkung keinerlei Nachweise gäbe, die vermeintlich gesunden Detox-Tees können mitunter sogar gefährlich werden und beispielsweise Durchfall, Magenschmerzen oder gar Leberschäden hervorrufen.
Von den etwaigen, körperlichen Folgen abgesehen wird die Problematik öffentlich vor allem wegen ihrer ethischen Dimension diskutiert. Darauf hatte inzwischen auch Stephen Powis, Direktor des britischen nationalen Gesundheitsdienstes (NHS), hingewiesen. Powis erklärte, dass Prominente mit gewissen Werbe-Inhalten aus der Unsicherheit von jungen Menschen Profit schlagen würden: „Junge Menschen werden bombardiert mit Bildern, Ideen und Werbung, die ihnen vermitteln, wie sie auszusehen haben. Und wir haben gar keine Kontrolle darüber.“
Verschiedene Studien beweisen, dass weit mehr als 50 Prozent aller jungen Mädchen heutzutage Druck verspüren, dünner sein zu müssen als sie sind. Rund ein Drittel aller Jungen glaubt, sie müssten muskulöser sein. Powis zufolge können solch unverantwortliche Posts von Prominenten entsprechend ausgesprochen negative Auswirkungen auf die mentale Gesundheit junger Menschen haben. Er schloss seine Kritik mit der Forderung an Instagram, Prominente, die derartig schädliche Produkte bewerben, gleich komplett zu sperren.
„Wenn ein Produkt sich so anhört, als wäre es zu schön um wahr zu sein, dann ist es das sehr wahrscheinlich auch. Die Risiken von schnellem Gewichtsverlust sind viel schlimmer als die Vorteile, und diese Produkte ohne einen Gesundheitswarnhinweis zu versehen, ist irreführend und schädlich“, mahnt Powis.
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Was steckt dahinter
Erst im vergangenen Jahr war Kim Kardashian in die Kritik geraten, nachdem sie Werbung für einen Lolli gemacht hatte, der Hungergefühle unterdrücken soll. All die Aufregung damals brachte jedoch nichts, Kim Kardashian und ihre Schwester Kourtney werben noch immer für „flat tummy“ („flacher Bauch“).
Es ist kaum zu übersehen was genau an derlei Posts so unverantwortlich ist: Statt gesunder Ernährung oder aktiver Bewegung werben sie ausschließlich für kommerzielle Produkte, welche wiederum ein Körperbild propagieren, dass die weibliche Idealform auf ganz bestimmte Maße reduziert. Zudem sind für den Shake für eine Diät über vier Wochen etwa 80 Euro fällig – da wird der Monatsbeitrag der meisten Fitnessstudios im Vergleich direkt zum Schnäppchen. Kim Kardashian soll hingegen für jeden ihrer Produkt-Posts etwa 200.000 US-Dollar bekommen haben.
Bisher beschränkt sich das neue Update mit der Sperrung der Posts auf einige wenige Beiträge, soll aber in den kommenden Wochen nach und nach erweitert werden. Darüber hinaus sollen User die Möglichkeit bekommen, Posts, die ihrer Meinung nach gegen die neue Richtlinie verstoßen, ebenfalls zu melden.
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