5. Januar 2024, 18:26 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Elvis Presley († 42) kommt zurück – zumindest als Hologramm. Was klingt, wie eine Szene aus „Blade Runner 2049“, wird in verschiedenen internationalen Metropolen, darunter auch Berlin, im Winter 2024 Realität; dann finden wieder Konzerte des „King Of Rock’n’Roll“ statt. Er ist nicht der erste bereits verstorbene Superstar, den man als dreidimensionale Rekonstruktion auf einer Bühne erleben kann. Doch die Technik ist – KI sei Dank – so ausgefeilt wie nie zuvor. TECHBOOK geht genauer darauf ein.
Auch Jahrzehnte nach dem Tod von Superstar Elvis Presley gibt es immer noch unzählige Imitatoren, die sich daran versuchen, ihn originalgetreu aufs Parkett zu bringen. Und was tut man, um Elvis‘ legendäre Moves sowie seine Art, zu singen und sprechen, bestmöglich nachahmen zu können? Richtig: sämtliche bestehenden Aufnahmen des Rock’n’Roll-Stars intensiv studieren. KI (Künstliche Intelligenz) arbeitet in dieser Hinsicht, wenn man es ganz vereinfacht sagen will, recht ähnlich wie menschliche Elvis-Imitatoren – sie analysiert Datenmengen und erkennt daraus Muster –, kann als immer bedeutender werdendes Teilgebiet der Informatik aber natürlich noch viel mehr. Dass die bisherige Hologramm- (bzw. Holografie-) Technik um die Mittel der KI erweitert wurden, eröffnet ganz neue Möglichkeiten.
Übersicht
Hologramm-Show mit lebensgroßem Elvis geplant
Eine für November 2024 geplante Hologramm-Show mit dem Titel „Elvis Evolution“ soll in London Premiere feiern und laut dem britischen „The Guardian“ daraufhin auch in Las Vegas, Tokyo und der deutschen Hauptstadt gastieren. Besucher erwarte dabei „ein unvergessliches Erlebnis“ – das jedenfalls versichert Andrew McGuinness dem Blatt, Inhaber des für die Technik dahinter verantwortlichen Unternehmens Layered Reality. Fans sollen in die Welt von Elvis eintauchen, „in seinen Schuhen laufen“ und sein außergewöhnliches musikalisches Vermächtnis feiern können.
Layered Reality will mithilfe von KI aus alten Fotos und privaten Videos des Superstars eine lebensgroße Rekonstruktion von Elvis erstellt haben. Ansonsten ist noch nicht allzu viel über die Details der Show bekannt. Selbst, wo das Ganze stattfinden soll, bzw. ob gar eine neue Location dafür errichtet werden muss, bleibt noch unklar.
Nicht der erste verstorbene Star, der auftritt
Elvis Presley ist nicht der erste verstorbene Superstar, von dem Nachbildungen aus lebendigeren Zeiten erstellt und auf Bühnen gebracht wurden. Etwa waren im Jahr 2012 Gäste des Musikfestivals Coachella begeistert, als für eine gemeinsame Performance mit Rapper Snoop Dogg der 1996 erschossene Tupac († 25) als Hologramm erschien. Ein solches Abbild von Sängerin Whitney Houston ist zwischen 2020 und 2023 sogar auf Tour gegangen. In ihrem Fall war für die Holografie die Firma Base verantwortlich. Sie habe dabei, wie auf ihrer Website nachzulesen ist, mit einer erweiterten Live-Band aus Sängern und Tänzern gearbeitet sowie eine verbesserte Filmtechnik genutzt.
So funktioniert Holografie
Holografie ist streng genommen nichts Neues – seit Jahren sind etwa Hologramm-Bilder von Familienmitgliedern ein beliebtes Geschenk. Ebenso z. B. im Real-Estate-Bereich nutzt man 3D-Hologramme, um Gebäude oder Elemente davon zu veranschaulichen, und nicht zuletzt in der Wissenschaft.
Die Idee dazu hatte immerhin bereits 1947 der ungarische Ingenieur Dennis Gábor – ursprünglich mit dem Ziel, elektronenmikroskopische Untersuchungen zu verbessern. 1971 erhielt er für seine Erfindung den Nobelpreis für Physik. Die von ihm erdachte Holografie arbeitet mit der Interferenz von Licht. Um von einem Gegenstand ein Hologramm zu erstellen, muss dieser auf eine Glasplatte eingebracht und mit kohärentem Licht beleuchtet werden. Hierfür verwendet man meist einen Laser. Das Laserlicht wird mittels eines Strahlungsteilers in eine Referenz- und eine Objektwelle geteilt. Die Referenzwelle beleuchtet gleichzeitig das Objekt und die Glasplatte von hinten und die Objektwelle wird mithilfe eines Spiegels auf den Gegenstand gelenkt, sodass ihr Strahl frontal auf die Platte trifft. Es kommt zu einem Überlagern der beiden Laserstrahlen, was dazu führt, das auf der Glasplatte das gewünschte Hologramm erscheint.
Auf einem (zweidimensionalen) Foto sieht man nur einen Teil des Bilds – nur die direkten Lichtstrahlen. Bei der Holografie hingegen wird auch das gestreute Licht aufgenommen. „Da das gesamte aufgenommene Wellenfeld wiederhergestellt wird, kann man den Beobachtungspunkt innerhalb des Wellenfeldes verändern und das aufgenommene Objekt (im Gegensatz zur Photographie) aus verschiedenen Richtungen ansehen“, erklärt dazu das Online-Portal „Lern-Helfer“.
Das Ganze ist letztendlich halb so kompliziert. Im Prinzip kann sogar jeder selbst ein vereinfachtes Hologramm erstellen. Auf der Website der Baumarkt-Handelskette Obi ist anschaulich beschrieben, wie es etwa mit einer Pyramide aus Acrylglas, einem Smartphone als Lichtquelle und einer Schablone, die man mit einem Lineal und durchsichtigem Klebefilm selber basteln kann, eine Reflexions-Holografie gelingt.
Holografie trifft KI
Nun also trifft die gute, alte Holografie auf die modernen Mittel der KI. Letztere basiert bekanntlich auf Algorithmen, was in dieser Kombination bedeutet, dass Hologramme nicht bloß mit bewegten (bzw. nicht mehr lebenden) Objekten erzeugt werden können, sondern fast unmittelbar und in nie da gewesener „Realität“ und Dreidimensionalität.
Die Verbindung von Holografie und KI profitiert vom Prinzip des Deep Learning. Dabei handelt es sich um eine erweiterte Form des maschinellen Lernens, dank der sich eine KI nicht immer wieder alle erlernten Schritte aufs Neue aneignen muss. Neuronale Netze ermöglichen es den Systemen, Informationen nicht bloß zu speichern, sondern sie auch zu analysieren, zu „verstehen“ und anzuwenden.
Mehr Begriffe wie Deep Learning aus dem Bereich KI erklären wir Ihnen im verlinkten Artikel.
Hätte Elvis überhaupt auferstehen wollen?
Ob Elvis Presley aber selbst gewollt hätte, dass man ihn rund 40 Jahre nach seinem Ableben wieder dem Rampenlicht aussetzt? Man kann ihn nicht mehr fragen, und offenbar bräuchte man das auch nicht. Wie beim „The Guardian“ nachzulesen ist, agiert die Firma Layered Reality auf Grundlage eines Lizenzvertrags mit der Authentic Brand Group. Diese hält die Rechte an Presleys Vermächtnis. Die Whitney-Houston-Tour will Base Hologramm in Zusammenarbeit mit der Nachlassverwaltung des tragisch verstorbenen Superstars entwickelt haben.
Etwaige Angehörige sollten es also – für ihren eigenen Seelenfrieden – am besten gut finden, wenn ein Elvis Presley oder eine Whitney Houston sich als 3D-Rekonstruktion noch mal öffentlich die Ehre gibt. Denn ausrichten können sie dagegen nicht viel. Sollte jedoch z. B. Elvis im Rahmen seiner Elvis-Evolution-Konzerttour „in seiner Menschenwürde verunglimpft werden, z. B. indem man ihn massiv herabwürdigen würde, dann stünde den Angehörigen auch heute noch zumindest ein Unterlassungsanspruch gegen die Show zu“. Das hat auf TECHBOOK-Nachfrage Pressereferent Tobias Spies von der Anwaltskanzlei WBS Legal erklärt.