20. September 2021, 17:18 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
In den USA wurde ein Mann zu einer 12-jährigen Haftstrafe verurteilt, weil er den Netlock von knapp 2 Millionen Handys geknackt hat. Für den Netzbetreiber AT&T entstand so ein Schaden in Millionen-Höhe.
Heute spielt der Netlock bei Smartphones und Handys kaum noch eine Rolle. Vor einigen Jahren war er aber vor allem bei Geräten vom Provider häufig zu finden. Er macht es Handybesitzern unmöglich, ihr Gerät in einem anderen Netz als das vom Provider freigeschaltete zu nutzen. Smartphones und Handys mit Telekom-Netlock wären folglich nur im Telekom-Netz einsetzbar. Ein Netlock ist für den Netzbetreiber also eine finanzielle Absicherung. Umso ärgerlicher ist es, wenn der Netlock illegal geknackt wird – wie im Fall des US-amerikanischen Providers AT&T.
Betrüger baut Netzwerk auf, um AT&T-Netlock zu umgehen
Genau auf dieses Geschäft hat sich vor einigen Jahren Muhammad Fahd, ein Bürger aus Pakistan und Grenada, spezialisiert. Unter dem Decknamen Frank Zhang kontaktierte er im Jahr 2012 diverse Mitarbeiter von AT&T über Facebook und bot ihnen eine „erhebliche Geldsumme“, wenn diese ihm dabei helfen würden, heimlich den Netlock von AT&T-Handys zu entsperren. Fahd wies die AT&T-Mitarbeiter an, gefälschte Unternehmen mit entsprechenden Bankkonten einzurichten, über die sie ihre Bezahlung erhielten und ebenfalls gefälschte Rechnungen einreichen konnten. Ausgegeben waren die Überweisungen dabei als Zahlungen für legitime Dienste.
Im Jahr 2013 führte AT&T jedoch ein neues System ein, das es Fahd und seinen Mithelfern erschwerte, die IMEI-Nummern der Handys zu entsperren. Doch auch dafür hatte der Betrüger bald eine Lösung. Er engagierte einen Entwickler, der Malware programmierte, die dann auf den Computersystemen von AT&T installiert wurde. So konnte Fahd den Netlock von noch mehr Handys entsperren – und das sogar effektiver als bisher. Die von ihm bezahlten AT&T-Mitarbeiter beschafften Fahd daraufhin weitere Informationen über die Systeme sowie Anmeldedaten anderer Mitarbeiter, was es dem Entwickler wiederum erlaubte, die Malware genauer anzupassen.
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Über 200 Millionen US-Dollar Schaden
Auf diese Weise ist es Fahd und seinen Helfern gelungen, mehr als 1,9 Millionen Handys und Smartphones vom AT&T-Netlock zu befreien. Laut einer Analyse des Providers entstand dem Netzbetreiber dabei ein Schaden von über 200 Millionen US-Dollar. Im Jahr 2017 wurde Anklage gegen Fahd erlassen, 2018 wurde er in Hong Kong verhaftet und im darauffolgenden Jahr in die USA überführt. Dort bekannte er sich im September 2020 seiner Vergehen für schuldig. Das Gericht erließ am 16. September 2021 den Schuldspruch gegen Fahd. Das Urteil: 12 Jahre Haft.