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Nach jahrelangen Verhandlungen

Google macht Street-View-Karten komplett neu

Blaues Auto von Google Street View mit Kamera auf dem Dach
Wieder unterwegs: Ab 2023 gibt es neue Google Street-View-Karten Foto: picture alliance/dpa | Arne Dedert
Natalie Wetzel, TECHBOOK
Werkstudentin

12. Juni 2023, 14:44 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Der Beziehungsstatus zwischen Deutschland und Digitalisierung ist bisweilen „kompliziert“. Das musste auch Google feststellen, als das Unternehmen 2010 die Funktion Street View einführen wollte und auf den deutschen Datenschutz stieß. Jetzt, nach über 13 Jahren, werden die veralteten Street-View-Karten endlich aktualisiert. TECHBOOK verrät, was Sie darüber wissen müssen.

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Schon seit Jahren nutzen viele Menschen Google Maps zur alltäglichen Navigation. Und auch die Street-View- Funktion erfreut sich großer Beliebtheit. Sei es, um sich eine bestimmte Adresse vorab anzuschauen, die Lage eines Restaurants oder einer Ferienwohnung zu beurteilen oder um eine kurze digitale Fernreise zu unternehmen. Öffnen Sie in Google Maps die Europa-Karte und lassen Sie das kleine gelbe Männchen kurz in der Luft baumeln. Sofort leuchtet der Kontinent blau auf, denn jeder kleine blaue Strich steht für eine Straße, in der man das Männchen absetzen kann. Paris, Polen, die Toskana – so viele Orte lassen sich per Street View virtuell durchstreifen. Nur in der Mitte dieser blau leuchtenden, digital erschlossenen Landkarte klafft ein grünes Loch. Und dieses Loch ist Deutschland.

Datenschutz-Debatte deutlich entspannter

Als Google 2008 ankündigte, seine Street-View-Kamerawagen in die großen deutschen Städte zu schicken und Bilder und Daten zu sammeln, trat das Unternehmen eine große Debatte zum Thema Datenschutz los. In einer Umfrage von 2010 gaben damals nur 47 Prozent der Befragten an, sie würden darauf vertrauen, dass Google die geltenden Datenschutzbestimmungen auch wirklich einhalte. 16 Prozent wollten sogar Widerspruch gegen die Aufnahme ihres Zuhauses einlegen, sodass Google die jeweiligen Häuser unkenntlich machen müsste. Allein innerhalb der ersten Wochen kamen so 245.000 Einsprüche zusammen und Google sah sich mit einem hohen Bearbeitungsaufwand konfrontiert. 200 Personen wurden extra für die Bearbeitung dieser Widersprüche angestellt und man kam schnell zu dem Entschluss, von weiteren Aktualisierungen abzusehen.

Das Ergebnis dieses ausgeprägten Privatsphärenbedürfnisses konnte man die vergangenen 13 Jahre via Street View bewundern: Ein im europäischen Vergleich sehr dürftig erschlossenes Street-View-Netz, bei dem viele Häuser unkenntlich gemacht wurden, was Deutschland damals die Bezeichnung Blurmany einbrachte (Zusammemsetzung aus blurry für verschwommen und Germany). Doch dieser Zustand der Verschwommenheit soll bald der Vergangenheit angehören. Bereits 2019 gab es Gespräche mit dem zuständigen deutschen Datenschutzbeauftragten, als Google seinen Hauptsitz nach Irland verlegte und die Frage nach der Verantwortlichkeit für Datenschutz aufkam. Nun aber wurde der Startschuss für neue Street-View-Karten in Deutschland gegeben.

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Endlich neue Street-View-Karten

Zwischen Juni und Oktober 2023 werden wieder die auffälligen Kamerawagen in den 16 Bundesländern unterwegs sein und aktuelles Bildmaterial sammeln. Möglicherweise hat das Erstarken des Konkurrenten Apple Google motiviert, das deutsche Street-View-Material doch noch zu erneuern. Apple Maps zeigt seit 2022 nämlich deutlich aktuellere Straßenaufnahmen. Google hatte zwar ebenfalls in den Jahren 2014, 2018 und 2019 seine Kamerawagen losgeschickt, allerdings wurde das Material nur zur Vervollständigung von Straßennamen verwendet und nicht für Street View.

Die ersten neuen Street-View-Karten sollen dann ab Mitte Juli 2023 verfügbar sein. Anders als vor 13 Jahren bemüht sich das Unternehmen diesmal um eine bessere Kommunikation und höhere Transparenz. Wichtig zu wissen ist, dass die bisherigen Widersprüche nur für das alte Bildmaterial gelten, nicht für das neue. Wer sein Zuhause nicht auf Street View sehen möchte, kann ganz einfach über eine von mehreren Optionen Widerspruch einlegen. Dieses Recht wird auch durch den – Achtung, Beamtendeutsch – Beschluss der Konferenz der unabhängigen Datenschutzbehörden des Bundes und der Länder zu Vorabwidersprüchen bei StreetView und vergleichbaren Diensten gesichert. Wie auch bisher gilt, dass Google Gesichter und Autokennzeichen unkenntlich machen muss.

So legen Sie Widerspruch ein

  • Widerspruch per E-Mail: streetview-deutschland@google.com
  • Widerspruch postalisch: Google Germany GmbH / Betr. Street View / ABC-Straße 19 / 20354 Hamburg
  • Widerspruch direkt in Google Street View: Öffnen Sie die Street-View-Ansicht des betroffenen Ortes auf. Klicken Sie im Dropdown-Menü auf „Problem melden“. Füllen Sie das Formular aus.

Der Widerspruch muss keine inhaltlichen oder formellen Anforderung erfüllen, ebenso wenig muss der Widerspruch begründet werden. Allerdings empfiehlt es sich, die Korrespondenz zu sichern. In Einzelfällen darf die Google Germany GmbH die Berechtigung des Widerspruches prüfen – etwa, ob es wirklich der Hauseigentümer ist, der die Unkenntlichmachung beantragt. Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Thomas Fuchs erwartet jedoch nicht, dass es wieder so viele Widersprüche geben wird wie 2010. Mittlerweile dürften die Deutschen mit dem Tool warm geworden sein.

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Keine Zeitreise durch Deutschlands Straßen

Dass Google Street View sein Kartenmaterial alle zwei bis drei Jahre erneuert, geschieht weltweit und ermöglicht jedes Mal eine kleine digitale Zeitreise. Ruft man die Street-View-Ansicht des gewünschten Ortes auf, findet sich oben links das Datum und daneben das Feld „Weitere Zeiträume“. Hier lässt sich nachverfolgen, wie sich eine Gegend in den letzten Jahren verändert hat. Für Deutschland wird es diese Funktion aber anscheinend nicht geben. Google entschied, das veraltete Material aus der Ansicht zu entfernen. Ob die Daten auch tatsächlich gelöscht wird, bleibt unklar.

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Quellen

Themen Google Maps
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