8. Juli 2022, 14:05 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Nachdem der Oberste Gerichtshof der USA das Grundsatzurteil „Roe v. Wade“ gekippt hat, ergreift nun auch Google Maßnahmen. Künftig löscht der Tech-Konzern sogenannte sensible Einträge zum Standort.
Bei „Roe v. Wade“ handelt es sich um ein Grundsatzurteil des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten von Amerika. Das 1973 gefällte Urteil verankerte das Recht für Frauen auf eine Abtreibung in der Verfassung der USA. Am 24. Juni 2022 wurde dieses Urteil vom Surpreme Court aufgehoben. Namhafte Tech-Konzerne wie Apple und Disney reagierten bereits auf das umstrittene neue Abtreibungsgesetz, indem sie ihren Mitarbeitern unter anderem ermöglichen, für eine entsprechende medizinische Versorgung ins Ausland zu reisen. Google zieht ebenfalls nach und geht sogar noch einen Schritt weiter, indem der Standortverlauf auf Mobilgeräten ein wesentliches Update bekommt.
Übersicht
Google speichert künftig nicht mehr jeden Standort
Wer den Google-Standortverlauf aktiviert hat, kann sich anzeigen lassen, wo er wann in den vergangenen Tagen, Wochen oder gar Jahren gewesen ist. Der Nachteil: Es entsteht ein detailliertes Bewegungsprofil des Nutzers, das im Zweifel auch Dritte einsehen können. Zwar kann man den Verlauf auch händisch in den Google-Account-Einstellungen löschen, das ist aber umständlicher als eine automatische Löschung durch Google. Als Folge auf das aufgehobene Urteil will Google nun genau das tun. Ausgehend von den USA soll ein entsprechendes Update ausgerollt werden.
Künftig „vergisst“ Google dann automatisch den Besuch einer sogenannten „sensiblen medizinischen Einrichtung“. Dazu gehören etwa Abtreibungskliniken, aber auch Suchtberatungsstellen, Fruchtbarkeitszentren, Schönheitschirurgen oder Unterkünfte für Opfer häuslicher Gewalt.
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Mehr Privatsphäre für Google-Nutzer
Das Thema Datensicherheit bei Google beschäftigt Nutzer wie Juristen immer wieder. Mit dem Schritt, bestimmte Standorte künftig nicht mehr zu speichern, räumt Google den Nutzern mehr Privatsphäre ein und setzt ein Zeichen. Stellt die Software künftig fest, dass eine solche „sensible medizinische Einrichtung“ besucht wurde, verschwindet der Eintrag direkt wieder aus dem Verlauf.
„Datenschutz ist für die Menschen wichtig – insbesondere bei Themen wie ihrer Gesundheit“, schreibt Google Vice President Jen Fitzpatrick. „Uns ist bewusst, dass sich Menschen auf Google verlassen, um ihre personenbezogenen Daten sicher aufzubewahren.“ Basierend auf der daraus resultierenden Verantwortung träten, so Fitzpatrick, nun eine Reihe von Maßnahmen in Kraft.
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Weitere Maßnahmen
Neben dem automatisch gelöschten Standort will Google noch weitere Vorkehrungen treffen bzw. hat sie bereits getroffen. So ist es Nutzern des Play Stores jetzt einfacher möglich, herauszufinden, welche Informationen ein App-Entwickler von seinen Kunden sammelt. Auch etwa bei Sport-Trackern wie den Geräten von Fitbit können Besitzer aktiv eingreifen und Daten löschen. Das Gleiche gilt für spezielle Zyklus-Tracker für Frauen. Die Datensätze könnten Neugierigen Hinweise darauf geben, ob eine Frau eine Schwangerschaft womöglich abgebrochen hat.
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Außerdem verweist das Unternehmen auf seine lange Erfolgsgeschichte in der Zusammenarbeit mit Behörden. Der Schutz der Nutzerdaten haben dabei stets oberste Priorität. Fitzpatrick schreibt dazu: „Wir sind weiterhin bestrebt, unsere Benutzer vor unzulässigen behördlichen Datenanforderungen zu schützen (…).“
Google erwähnt nicht, ab wann das automatische Löschen von Standorten auch international zum Einsatz kommt. Allerdings ist mit einem entsprechenden Update wohl schon sehr bald zu rechnen.