1. September 2022, 15:56 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Google bietet mit „Family Link“ eine App, die Eltern hilft, ihre Kinder auf dem Weg in die digitale Welt zu begleiten. Welche Vorzüge bietet Family Link? Was kann die App und was kann sie nicht? Die Fragen nehmen wir in diesem Artikel näher unter die Lupe.
Irgendwann stehen alle Eltern vor der Frage: Wann ist der richtige Zeitpunkt, meinem Kind ein Handy oder Smartphone zu geben? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Letztlich hängt das von den Rahmenbedingungen ab, was Sie Ihrem Kind zutrauen und wie weit Ihr Kind in der Entwicklung ist. Family Link von Google soll dabei helfen, Kindern die digitale Welt näherzubringen.
Übersicht
Bevor Sie Family Link verwenden, überlegen Sie sich als Eltern gut, wofür Sie die App verwenden möchten. Sprechen Sie ganz offen über das Thema und beziehen Sie Ihr Kind in das Gespräch mit ein. Denn eines darf auf keinen Fall passieren: Family Link als reines Tracking- und Überwachungstool zu benutzen. Auch ihr Kind hat eine Privatsphäre.
Wir möchten Ihnen daher zunächst einmal aufzeigen, was die App leistet und welche Dinge damit nicht möglich sind.
Das ist mit Family Link möglich
Ihr Kind bekommt ein Google-Konto und damit einen Mailzugang, mit dem es auf dem eigenen Smartphone oder Tablet angemeldet ist. Üblicherweise können Jugendliche in Deutschland erst mit 13 Jahren auf legale Weise ein Google-Konto einrichten. Family Link setzt diese Regelung für jüngere Kinder somit außer Kraft – durch die Einwilligung der Eltern ebenfalls auf legale Weise.
Wenn Ihr Kind eine App aus dem Google Play Store herunterladen möchte, benötigt es zunächst die Zustimmung der Eltern. Erfolgt diese, kann es die App herunterladen. Auch bei sogenannten In-App-Käufen erhalten Eltern eine Nachricht. So verhindert Family Link unbedachte, kostenpflichtige Käufe.
Family Link zeigt Eltern zudem an, wie viele Minuten ihr Kind insgesamt mit dem Smartphone oder Tablet verbracht hat. Die App liefert sogar Informationen darüber, auf welche Apps sich die Nutzungszeit verteilt. Für jede App auf dem Gerät des Kindes lässt sich einstellen, wie lange es das jeweilige Programm nutzen darf. Ist die Zeit abgelaufen, wird die App automatisch geschlossen.
Die App verfügt außerdem über einen Schlafmodus. Das Gerät Ihres Kindes lässt sich beispielsweise nur in der Zeit von 7 bis 19 Uhr nutzen. Danach sind alle Funktionen gesperrt, außer der „Notruf“. Über diese „Lücke“ kann das Kind dann zumindest noch telefonieren, was im Falle einer realen Notsituation durchaus Sinn ergibt.
Eltern verfügen über die Möglichkeit, beispielsweise Suchinhalte zu filtern. Auch bei den Apps lassen sich altersgerechte Filter aktivieren. Allerdings sollte Ihnen bewusst sein: Solche Filter bieten niemals einen vollumfänglichen Schutz. Zudem kommt die App mit einem GPS-Tracker. Somit sehen Eltern jederzeit, wo sich ihr Kind gerade befindet, wenn die Funktion aktiviert ist. Sie können die Tracking-Funktion auch abschalten. Übrigens: Wenn Sie den Standort Ihres Kindes tracken, erhält Ihr Kind auf seinem Gerät eine Nachricht. Daher sprechen Sie mit Ihrem Kind offen über dieses Thema.
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Davor schützt Family Link nicht
Laut Google bieten die Filter in Family Link keinen 100-prozentigen Schutz vor nicht-jugendfreien Inhalten. So könnte ein Kind bei der Google-Suche oder über YouTube auch Bilder und Clips zu sehen bekommen, die nicht altersgerecht sind. Außerdem liefert Family Link zwar minutengenaue Angaben, wie viel Zeit ein Kind pro Tag mit dem Gerät verbracht hat. Allerdings wissen Eltern nicht, welche Inhalte ihr Kind beispielsweise bei YouTube oder über andere Kanäle konsumiert hat.
Werbung wird von Family Link nicht unterdrückt. Somit werden auch Kinder damit konfrontiert. Wenn Ihr Kind jünger als 13 Jahre alt ist, darf Google die empfangenen Daten vom Smartphone oder Tablet nicht für die Ausspielung von Werbung benutzen, die auf Kinder zugeschnitten ist.
Sobald ein Kind das 13. Lebensjahr erreicht hat, müssen Eltern neu verhandeln. Denn dann kann es selbst entscheiden, ob beispielsweise der GPS-Tracker abgeschaltet wird.
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So richten Sie Family Link ein
Wenn Sie innerhalb Ihrer Familie alle offenen Fragen geklärt haben, steht der Installation von Family Link nichts mehr im Wege. Planen Sie für den gesamten Prozess etwa 15 Minuten ein. Am besten installieren Sie die App zusammen mit Ihrem Kind.
Um Family Link nutzen zu können, muss ein Elternteil über das eigene Google-Konto eine Familiengruppe erstellen. Der Ersteller ist dann gleichzeitig auch Administrator und kann weitere Familienmitglieder hinzufügen. Family Link lässt sich über ein iOS- oder Android-Gerät einrichten. Die App steht in den jeweiligen Stores kostenfrei als Download zur Verfügung.
Zunächst sollte man Family Link auf dem Gerät der Eltern installieren. Sinnvollerweise führen diese die Installation mit ihrem Kind durch, denn sie benötigen immer wieder auch das Smartphone oder Tablet des Kindes. Im nächsten Schritt werden Eltern nach dem Google-Konto ihres Kindes gefragt. Falls diese noch keines angelegt haben, geht das auch an dieser Stelle. Das Konto ist notwendig, damit das Kind zur Familiengruppe hinzugefügt werden kann.
Auf dem Gerät erscheint nun ein neunstelliger Code, den Eltern auf dem Gerät ihres Kindes eingeben und per Passwort bestätigen müssen. Es erscheint ein „Anmelden“‘-Button, den anklicken. Jetzt ist das Kind als Mitglied in der Familiengruppe registriert.
Nun folgen Informationen, was mit Family Link alles möglich ist und was nicht. Das haben wir oben bereits aufgelistet. Lesen Sie die Angaben zusammen mit Ihrem Kind durch. Wenn alles geklärt ist, einfach die Elternaufsicht durch Klick auf „Zulassen“ bestätigen. Aktivieren Sie auch den Family Link Manager.
Die App fragt auf dem Gerät des Kindes nach einem Gerätenamen. Wählen Sie gemeinsam einen Namen aus und tippen diesen ein. Es folgt eine Auflistung mit Apps. Diese sind nach der USK-Altersfreigabe sortiert, angefangen von 0 bis 18 oder älter und damit nicht jugendfrei. Gehen Sie die Liste gemeinsam durch und entscheiden Sie zusammen mit Ihrem Kind, welche Apps sich für eine Installation eignen und welche nicht.
Danach kümmern Sie sich um die Jugendschutzeinstellungen, beispielsweise Filter oder andere Beschränkungen. Hierfür gibt es Standardeinstellungen. Natürlich haben Sie auch die Möglichkeit, die Filter nach eigenen Vorgaben zu definieren.
Damit ist die Grundinstallation abgeschlossen. Als Administrator bietet Family Link Eltern nun noch die Möglichkeit, weitere Einstellungen vorzunehmen. Dabei geht es vor allem um Nutzungsbeschränkungen. Wir empfehlen folgende Einstellungen:
- Bestimmen Sie, was Ihr Kind im Play Store laden darf und wofür eine Genehmigung erforderlich ist. Passen Sie auch die Inhalte an, die Ihr Kind sehen darf, das gilt für Apps, Spiele, Filme, Serien, Bücher oder Musik. Hier wählen Sie am besten die passende USK-Altersfreigabe.
- Setzen Sie in den Einstellungen für Google Chrome einen Haken bei „Nicht-jugendfreie Seiten blockieren“ und aktivieren Sie die sichere Google Suche.
- Für Videos über YouTube wählen Sie die Einstellung, die für Ihr Kind altersgerecht ist.
Haben Sie in der Anfangszeit über den Menüpunkt „App-Aktivitäten“ ein Auge darauf, welche Programme Ihr Kind wie lange nutzt. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber und vereinbaren Sie Zeitlimits für einzelne Apps, falls nötig. Richten Sie auf jeden Fall Zeiten ein, in denen das Gerät Ihres Kindes automatisch in den Schlafmodus geht. Diese Zeiten legen Sie so fest, wie es für Ihr Kind sinnvoll erscheint.
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Fazit
Family Link bietet Eltern eine große Hilfe, ihre Kinder auf dem Weg in die digitale Welt zu begleiten. Missbrauchen Sie die App allerdings nicht als Tracking- und Überwachungstool. Ohne Vertrauen wird Ihr Kind seinen eigenen Weg im Netzdschungel nicht finden.
Seien Sie eher ein vertrauensvoller Begleiter. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über seine Erfahrungen in der digitalen Welt. Hören Sie gut zu, zeigen Sie Interesse. Und ganz wichtig: Seien Sie als Eltern Vorbilder. Wenn Sie stundenlang Ihren Kopf in Smartphone oder Tablet stecken, wird Ihr Kind das ebenfalls tun.
Family Link schafft einen guten Rahmen, damit Ihr Kind sich bei den ersten Schritten in der digitalen Welt zurechtfindet. Denken Sie allerdings daran, gut ist nicht perfekt. Auch die besten Filter verfügen über Schwachstellen. Schauen Sie daher ab und an liebevoll über die Schulter Ihres Kindes und sprechen Sie im Vorfeld mit Ihrem Kind über mögliche fragwürdige Inhalte.