Es klingt nach einer irren und beängstigenden Geschichte zugleich: Die 21-jährige Chinesin Wu Xiaojing (ihr selbst gewähltes Pseudonym) liegt im Krankenhaus, weil sie an der Augenkrankheit RAV (Retinaler Aterienverschluss) leiden soll und deswegen nicht mehr richtig sehen kann. Schuld an der teilweisen Erblindung soll ihre Sucht nach dem Spiel „Honour of Kings“ sein, das sie mehrere Tage lang jeweils acht Stunden auf dem Smartphone zockte. Dabei habe sie angeblich auch nichts gegessen, getrunken und ging nicht zur Toilette.
Auf ihrem rechten Auge kann die im Finanzwesen arbeitende Frau nun kaum noch sehen. Als sie in das Krankenhaus eingeliefert wurde, gab sie an, mehrere Stunden ein Spiel auf dem Handy gespielt zu haben. Plötzlich konnte sie angeblich nichts mehr auf ihrem rechten Auge sehen. In verschiedenen Krankenhäusern wurde die Frau untersucht und ein retinaler Arterienverschluss diagnostiziert.
„Der Verschluss einer Netzhautarterie ist ein seltenes Ereignis, welches meist zu einer drastischen und dauerhaften Seheinschränkung am betroffenen Auge führt. Der RAV ist eine Erkrankung des älteren Erwachsenen und weist einen Häufigkeitsgipfel zwischen 65 und 70 Jahren auf“, erklärt Julia Harris, stellvertretende Geschäftsführerin vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands, gegenüber TECHBOOK. Ursache für die Erkrankung seien meist Durchblutungsstörungen im Körper, die das Herz oder die Gefäße betreffen.
Blind durch das Handy – kann das sein?
„Meine Eltern haben mich gewarnt, dass ich blind werden könnte“, sagte Wu dem staatlichen Medienunternehmen The Global Times. Laut einem Spezialisten des Krankenhauses in Nancheng sei es wahrscheinlich, dass Wu die Augenkrankheit bekam, weil sie so exzessiv gezockt hatte.
La jugadora de 21 años que se encuentra bajo el seudónimo Wu Xiaojing https://t.co/7inAkHzqiN
— TVP Los Mochis (@TVPlosmochis) 10. Oktober 2017
Aber ist das überhaupt möglich? „Eine Erblindung durch die Handynutzung ist nicht zu erwarten, höchst unwahrscheinlich und eigentlich auszuschließen“, sagt Julia Harris. Es sei nicht davon auszugehen, dass die junge Frau aufgrund ihrer extremen Handynutzung auf dem rechten Auge erblindet sei.
Aber: „Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, erhöhte Blutfette oder bereits vorliegende Erkrankungen wie Herzrhythmusstörungen oder Ähnliches erhöhen das Risiko, einen RAV zu erleiden“, so Harris weiter.
Smartphone-Pausen einlegen
Trotzdem sollten laut dem Berufsverband der Augenärzte Deutschlands Handy-Nutzer immer mal wieder das Gerät beiseitelegen. „Man sollte grundsätzlich immer mal eine Pause einlegen, um den Augen die Möglichkeit zu geben, sich zu entspannen. Man neigt außerdem dazu, wenn man am Bildschirm arbeitet – so auch beim Handy –, weniger zu blinzeln und so eine Tendenz dazu hat, trockene Augen zu bekommen“, erläutert Harris. Außerdem gehen wissenschaftliche Untersuchungen davon aus, dass die Handynutzung eine Kurzsichtigkeit der Augen beeinflussen könne. Ein Blick in die Ferne oder ins Grüne kann die Augen dagegen entspannen und sie so vor Erkrankungen schützen.