1. November 2021, 8:28 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Seit einiger Zeit spricht Facebook-Gründer Mark Zuckerberg immer wieder von einem ominösen Metaverse. Was das bedeutet, erklärt TECHBOOK.
Das Unternehmen Facebook heißt jetzt „Meta“. Die Namensänderung erfolgte inmitten stärkerer Kritik an der Unternehmenspolitik, die vor allem durch Whistleblowerin Frances Haugen aufgedeckt wurde. Möchte man dem Facebook-CEO Zuckerberg glauben schenken, ist der neue Name Teil einer umfassenden Vision des sogenannten Metaverse.
Meta setzt alles auf das Metaverse
Facebook folgt damit dem Beispiel Google, das 2015 mit der Umbenennung zu Alphabet Inc. einen ähnlichen Prozess durchlaufen hat. Meta ist demnach nun die Konzernmutter und Facebook eine Tochterfirma – ähnlich wie Instagram und WhatsApp zuvor Töchter von Facebook waren. Meta hat bereits den Like-Daumen im Hauptquartier gegen das neue Symbol in Form einer blauen Schleife ausgetauscht, die an das Unendlichzeichen angelehnt ist.
Der Name Meta soll den Fokus des Unternehmens auf das „Metaverse“ unterstreichen, eine Vision, die Gründer Mark Zuckerberg für das Internet hat. Facebook – jetzt Meta – hat allein dieses Jahr zehn Milliarden US-Dollar (8,6 Milliarden Euro) für seine Reality-Labs-Sparte bereitgestellt, die sich mit der Entwicklung des Metaverse beschäftigt.
Was ist das Metaverse eigentlich?
Kurz gesagt ist es eine virtuelle oder augmentierte Realität, die Zuckerberg aufbauen möchte. Dazu gehört nicht nur die Entwicklung von Hardware, etwa VR-Headsets, sondern auch die entsprechende Software und Inhalte. Der Begriff „Metaverse“ geht auf Neal Stephensons Roman „Snow Cash“ zurück und beschreibt eine virtuelle 3D-Welt, die von Avataren echter Menschen bevölkert ist. Das kling erst mal wie fast jedes moderne Videospiel. Geht es nach Zuckerberg, soll es aber noch viel mehr sein.
Facebook – Meta – beschreibt seine eigene Vision des Metaverse wie folgt:
Das „Metaverse“ ist eine Reihe von virtuellen Räumen, in denen Du mit anderen Menschen erschaffen und erkunden kannst, ohne im gleichen physischen Raum zu sein. Du wirst mit Freunden abhängen, arbeiten, spielen, lernen, einkaufen, kreieren und mehr machen können. Es geht nicht unbedingt darum, mehr Zeit online zu verbringen – es geht darum, der Zeit, die Du online bist, mehr Bedeutung zu geben.
Dabei sieht sich das Unternehmen nur als Teil des Metaverse, andere Produkte und Unternehmen haben darin ebenso Platz. Klingt sehr abstrakt – und das ist es auch. Laut Facebook sollen Produkte, die das Metaverse ermöglichen, erst in 10 bis 15 Jahren ausgereift genug sein.
Zuckerberg sieht das Metaverse als den Nachfolger des mobilen Internets. Der Facebook-Gründer hat auf der Facebook Connect Keynote 2021 auch einen Ausblick darauf gegeben, wie das Metaverse Business-Meetings beeinflussen könnte. Anstatt wie derzeit in Video-Meetings üblich auf ein Raster mit Personen zu schauen, sollen sich die Anrufe so anfühlen, als sei man zusammen in einem Raum. Man kann in einem selbst gestalteten Raum mit frei wählbarem Ausblick arbeiten und dann in andere Räume eingeladen werden. Die virtuellen Avatare sind ebenfalls individualisierbar, etwa mit verschiedener Kleidung oder Kostümen.
Das Metaverse steht noch ganz am Anfang
Auch wenn das Metaverse als Vision noch Jahre von der vollständigen Umsetzung entfernt ist, hat Facebook bereits Grundlagen dafür geschaffen. Mit dem Oculus-Headset gibt es bereits potente Hardware für eine ganze Reihe von VR-Applikationen. Doch Facebook plant, schon in naher Zukunft noch mehr Alltagsdinge bereit für das Metaverse zu machen.
Horizon
Bislang war es so, dass Facebooks Oculus-Headsets bereits einen Startraum hatten, von dem aus man Spiele und andere Dinge starten konnte. Horizon Home ist der Nachfolger und eine frühe Version der neuen Basis im Metaverse. In dem neuen Startraum, der nun Teil der VR-Headsets ist, kann man Freunde einladen, zusammen Filme schauen und spielen oder einfach abhängen – ohne das heimische Sofa zu verlassen.
Außer Horizon Home gibt es bereits Horizon Worlds, ein Werkzeug für Entwickler, um VR-Welten zu schaffen und Horizon Workrooms für Unternehmen, um virtuelle Meetings zu halten. Außerdem Horizon Venues, das Live-Events wie Konzerte und Sport in VR-Form nach Hause bringt.
Facebook-Messenger in VR
Der Messenger ist nun auch VR-kompatibel. Damit können Personen in der echten Welt und in VR miteinander kommunizieren. Text-Chats sind bereits möglich, Sprachanrufe sollen noch dieses Jahr folgen. Ist bereits ein Gruppenanruf in einem VR-Raum in Gange, kann man dann einfach dazu stoßen – sei es mit dem Smartphone oder mit dem VR-Headset.
Gaming
Facebook hat seit der Übernahme von Oculus eine führende Rolle in der Entwicklung von VR-Games. Das Unternehmen kooperiert aber auch mit anderen Entwicklern, um mehr Inhalte VR-kompatibel zu machen. So arbeitet etwa Rockstar derzeit an einer Umsetzung von „Grand Theft Auto: San Andreas“ für die Oculus Quest 2.
Fitness
Selbst Sport soll im Metaverse stattfinden, wenn es nach Zuckerberg geht. Noch dieses Jahr soll ein Active Pack für die Oculus Quest 2 erscheinen, mit neuen Controller-Griffen für schwitzige Hände und einem leicht zu säubernden Gesichtsaufsatz. Auch Boxen und sogar ein virtuelles Fitnessstudio sollen folgen.