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Was sind ETFs und für wen lohnen sie sich?

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Lewin Hubert

15. August 2022, 16:08 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Wie legt man in Zeiten von Krisen und Inflation eigentlich sein Erspartes an? Und in was sollte investiert werden? Exchange Traded Funds, sogenannte ETFs, werden schon länger als Alternative für den normalen Verbraucher gepriesen. TECHBOOK erklärt, was sich hinter dem ETF-Trend verbirgt und zeigt die Vorteile und Risiken.

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Auch nachdem sich die Europäische Zentralbank von der Nullzins-Politik verabschiedet hat und die Zinsen langsam erhöht, bestehen für den durchschnittlichen Sparer dadurch immer noch keine Vorteile. Inflation und steigende Preise fressen das zur Seite geschaffte Geld langsam aber stetig auf. Erspartes zu investieren und für sich arbeiten zu lassen, ist zwar risikoreich, an Investitionen in den Aktienmarkt und in Wertpapiere führt bei mangelnden Zinsen auf dem Giro- oder Sparkonto aber oft kein Weg vorbei.

Die Vielzahl an Möglichkeiten, in den Finanzmarkt zu investieren, überfordert dabei viele. Oft fehlt das nötige Wissen oder auch die Zeit, sich ständig mit lohnenswerten Aktien und den schwankenden Kursen zu beschäftigen. Das aktive Investieren am Aktienmarkt, also das Aussuchen von Wertpapieren bestimmter Unternehmen, ist mitunter risikoreich und erfordert Erfahrung. Auch der richtige Zeitpunkt zum Kauf stellt den Hobby-Investor vor eine große Herausforderung. Expertise von Finanzunternehmen zu diesem Thema kostet Geld und kann durch Gebühren die gewonnenen Gewinne beeinträchtigen. TECHBOOK gibt hier deshalb einen kleinen Crash-Kurs für Einsteiger.

Was ist ein Exchange Traded Fund (ETF)?

Als eine Alternative zu aktiven Investitionen in den Aktienmarkt gilt das passive Investieren in Exchange Traded Funds, kurz ETFs. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um Fonds, bei denen eine Vielzahl von Personen in ein Finanzmittel investieren, um das Ersparte langfristig zu vermehren. ETFs haben anders als aktive Fonds keinen leitenden Fondsmanager. Das heißt, es gibt bei Exchange Traded Funds keine Person, die aktiv Entscheidungen trifft und bestimmt, welche Aktien gekauft oder verkauft werden.

Vielmehr bildet ein ETF einen bestimmten Aktienmarkt oder eine Branche ab, indem sich Aktien von bestimmten Unternehmen befinden. Dazu orientiert sich ein ETF an Börsen-Indizes, die Daten von Aktien in einem Index zusammenfassen. Bekannte Beispiele für einen Aktienindex sind der deutsche DAX oder der amerikanische S&P 500.

Wie funktionieren ETFs?

Um Aktienmärkte oder auch eine Branche abzubilden, nutzt die Finanzwelt die eben erwähnten Indizes. Diese umfassen Teilsegmente von Märkten, ganze Länder, Kontinente oder sogar die ganze Welt. In einem Index sind nach bestimmten Kriterien Aktien von Unternehmen gebündelt. Diese gebündelten Informationen eines Indexes beinhalten zum Beispiel Details über die Aktienkurse der 500 stärksten amerikanischen Unternehmen an der Börse.

Der DAX beinhaltet etwa die 40 stärksten in Deutschland börsengehandelten Unternehmen. Es gibt aber auch Indizes für bestimmte Branchen wie Windkraft oder andere nachhaltige Technologien. Ein ETF nimmt also diese Informationen und versucht, damit den Markt abzubilden. Das heißt zum Beispiel, er kauft automatisiert mit dem Geld aller Mitglieder des Fonds die Aktien der stärksten amerikanischen Unternehmen. Der Ankauf erfolgt streng und automatisiert nach den Daten des Indexes.

Welchen Vorteil haben ETFs für den Hobby-Anleger?

Gerade für den Anleger mit begrenzten Ressourcen, die eher hobby-mäßig investieren, bieten ETFs eine Möglichkeit, langfristig Geld im Aktienmarkt anzulegen. Das passive Investieren weist dafür einige Vorteile auf.

Risikominderung durch breite Investitionen

In der Finanzwelt spricht man gerne von Diversifikation, um das Risiko eines Totalverlustes seines Geldes zu verhindern. Das bedeutet, dass das investierte Geld nicht auf eine einzige Investitionsidee oder ein Unternehmen konzentriert wird, sondern auf mehrere Investitionsprojekte. Um für eine breite Streuung des investierten Vermögens zu sorgen, bieten ETFs unterschiedliche Möglichkeiten.

Zum einen gibt es ETFs wie den MSCI World, der die ca. 1600 weltweit erfolgreichsten Unternehmen aus 23 Ländern beinhaltet. Kommt es zu Krisen und Schwankungen im Aktienmarkt einzelner Länder, können diese durch stabile Aktien im Fond ausgeglichen werden.

Anderseits gibt es auch ETFs, die weniger Unternehmen beinhalten und spezielle Branchen der Solarenergie oder Robotik abbilden. Diese kleineren Bereiche beinhalten dementsprechend weniger Unternehmen und Aktienkursschwankungen bei Branchenkrisen können größer ausfallen.

Günstig und transparent

Die Finanzindustrie bietet eine Vielzahl von Finanzanlageprodukten und Wertanlagen an, die immer wieder für ihre Komplexität und versteckte Kosten kritisiert werden. Gerade bei langfristigen Investitionen sind Gebühren und laufende Kosten ein nicht zu unterschätzender Faktor, der die Gewinne nachhaltig schmälert.

Informationen über den Mehrwert der Finanzanlage und Vergleichbarkeit der in den Finanzprodukten enthaltenen Kosten sind deshalb viel Wert. Exchange Traded Funds unterliegen als börsengehandelte Fonds Regulierungen und sind somit weitestgehend transparent. Die Informationen über die einzelnen ETFs sind im Internet frei verfügbar.

ETFs sind einfacher an der Börse zu handeln

Wenn die Anteile an einem Fond gekauft oder verkauft werden, kann dies bei einem ETF einfach an der Börse geschehen. Anders als bei herkömmlichen Fonds, die zu bestimmten Zeitpunkten an Fondsgesellschaften zurückgegeben werden müssen, wird ein ETF zu den Börsenzeiten gehandelt.

Das investierte Vermögen des Anlegers ist zudem Sondervermögen der Kapitalgesellschaft und wird getrennt vom Betriebsvermögen des ETF-Anbieters verwaltet. Das heißt, der Anleger behält seine Anteile, auch wenn der ETF-Anbieter insolvent geht.

Klare und automatisierte Regeln

ETFs folgen einem Index und versuchen diesen automatisiert abzubilden. Es werden also immer wieder Aktien der stärksten Unternehmen zugekauft oder Unternehmen, die aus dem Index fallen, abgestoßen. Je nach Auswahl der Branche oder des Marktes benötigt man kein größeres Vorwissen, um Kaufentscheidungen des ETFs nachzuvollziehen. Zudem gibt es auch keine Änderung der Fond-Strategie, weil der Index die Unternehmen vorgibt, in die investiert wird.

Verfahren werden zunehmend einfacher

Für den normalen Kleinanleger hat sich der Zugang zur Börse stark vereinfacht. Während man früher bei seiner Bank oder einem Börsenhändler ein Depot eröffnete, bei dem man Aufträge ausführen ließ, ist der persönliche Zugang inzwischen verbessert. Nun kann man selbst mit seinem Smartphone und der entsprechenden App an der Börse mit Aktien, ETFs und anderen Finanzwerten handeln.

Die Kosten sind dabei sehr gering und betragen oft nur ein geringes Entgelt pro Kauf oder Verkauf. Bekannte Apps, die auch ETFs handeln, sind die Broker Trade Republik oder Scalable Capital. Die Banken haben nachgezogen und einige Depots sind dort auch unter günstigen Bedingungen zu haben, erheben aber teilweise deutlich höhere Gebühren als die Neo-Broker.

Lesen Sie auch: Mit welcher App kauft man am besten ETFs?

Welche Nachteile haben ETFs?

Neben den genannten Vorteilen sind Investitionen in ETFs aber auch mit Risiken und Nachteilen behaftet. Auch bei umfangreichen Informationen sind Investitionen in den Finanzmarkt unberechenbar. Man sollte deswegen immer nur Vermögen investieren, welches man in nächster Zeit entbehren kann.

Ethische Bedenken

Der Vorteil der breiten Diversifikation ist gleichzeitig auch ein Nachteil der ETFs. Denn wer in einen ganzen Markt oder in die stärksten börsennotierten Unternehmen der Welt investiert, hat eine Vielzahl von Unternehmen dabei, die für Umweltskandale, Raubbau und Branchen mit ausbeuterischen oder schlechten Arbeitsbedingungen bekannt sind. Dementsprechend kann man beim Kauf einzelner ETF-Anteile von Unternehmen im Portfolio haben, die mit Kernenergie, Öl, Alkohol, Zigaretten oder Waffen ihr Geld verdienen.

Nicht jeder Anleger möchte seine Gewinne mithilfe solcher Konzerne erzielen. Zwar gibt es auch bei ETFs eine nachhaltige Variante, wie den World SRI. Dort sind für nachhaltig befundene Unternehmen vertreten, die umweltverträgliche und soziale Kriterien des ESG-Standards erfüllen. Aber auch diese ETFs enthalten dann Unternehmen wie Coca Cola oder Tesla, die als Großkonzerne auch immer wieder mit Umweltgruppen und sozialen Bewegungen aneinandergeraten.

Marktpreisrisiko und feste Anlageentscheidung

Der Wert eines ETFs hängt von der Entwicklung des jeweiligen Indexes ab. Dieser wird wiederum in seiner Gesamtheit von den zusammengefassten Anlagegegenständen beeinflusst, die er abbildet. Wenn also Aktien in einem Index abgebildet sind, kann dieser auch Schwankungen unterliegen, wenn die Aktienmärkte nachgeben.

Deshalb sind auch ETFs ein – wenn auch in Maßen – risikoreiches Anlageinstrument. Durch die passive Anlagestrategie kann man auf Veränderungen im Markt nur reagieren, wenn man den Sparplan aktiv aussetzt. Wenn sich der Markt verändert, reagiert der ETF darauf, ohne aktiv zu handeln. Es wird sich strikt an den Index gehalten. Hierin liegt jedoch auch ein Vorteil der ETFs. Man muss den Markt nicht aktiv beobachten und auf Schwankungen des Tageskurses reagieren. Der ETF investiert zu festen Zeiten und so kann ein Rücksetzer im Index auch bedeuten, dass man einen entsprechend größeren Anteil am Fonds kauft.

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Kein Stimmrecht auf der Aktionärsversammlung

Wer passiv in ETFs investiert, gibt außerdem sein Stimmrecht an die Fondsgesellschaft des ETF-Anbieters ab. Somit kann man als „kleiner“ Investor nicht mehr aktiv in die Unternehmensstrategie eingreifen. Denn wer hingegen aktiv Aktien von einzelnen Unternehmen besitzt, unterstützt mit seiner Investition ein bestimmtes Unternehmen und sein Geschäftsmodell. Diese bewusste Entscheidung für einzelne Unternehmen fällt bei ETFs weg – und somit auch das Stimmrecht.

Themen-ETFs sind spekulativ und risikobehaftet

Wer trotzdem in bestimmte Branchen investieren möchte oder in eine spezielle Idee, greift auf Themen- bzw. Nischen-ETFs zurück. Diese können jedoch bei Krisen in Liquiditätsengpässe kommen. Das heißt, dass Sie bei einem Verkauf der Anteile an den Wertpapieren an der Börse kein Geld mehr bekommen, weil keine Nachfrage mehr besteht.

Gerade Krypto-ETFs, Indizes mit Rohstofffirmen oder Private-Equity-ETFs sind mit Vorsicht zu behandeln, weil sie Spekulanten anziehen und dementsprechend starken Schwankungen unterworfen sein können. Das Thema Private-Equity bedeutet, dass in Unternehmen investiert wird, die im Bereich der Firmenkäufe und Übernahmen tätig sind.

Kontrahentenrisiko

Bei der Abbildung eines Indizes durch einen ETF tätigt man üblicherweise direkte Investitionen in die Werte des Indexes. Sogenannte physische ETFs replizieren den Index, indem sie Aktien kaufen. Es gibt aber auch synthetische ETFs. Statt der Investition in die Werte der Indizes können auch Nachbildungen durch ein Tauschgeschäft zwischen Fondsgesellschaften und Banken stattfinden.

Diese auch als Swaps-ETFs bezeichneten Funds bergen das Risiko, dass ein Partner des Tauschgeschäftes Pleite geht. Das auf diese Weise erhöhte Risiko nennt man auch Kontrahentenrisiko.

Für wen lohnen sich ETFs?

ETFs lohnen sich für Finanzinteressierte, die ihr Geld einstiegsweise anlegen wollen, ohne dabei auf einzelne Unternehmen oder Geschäftsmodelle zu setzen. Anders als im kurzfristigen Handel sind ETFs vor allem langfristige Investitionsmöglichkeiten. Außerdem ist es, im Gegensatz zu anderen Anlageoptionen, nicht nötig, ständig die Aktienkurse im Blick zu behalten.

Auch bei ETFs handelt es sich um risikoreiche Investments. Allerdings sorgen die Vielzahl an Investitionen in unterschiedliche Aktien verschiedener Unternehmen für eine breite Basis. Das Risiko wird auf diese Weise je nach ETF auf unterschiedliche Märkte und Branchen verteilt und auf diese Weise minimiert. Zudem können ETFs auch Teil eines Sparplans sein. Das macht es auch Kleinanlegern möglich, jeden Monat einen gewissen Sparbetrag in ETFs anzulegen.

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Quellen

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