9. September 2024, 16:27 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Remarkable 2 und Kindle Scribe: Die beiden E-Book-Reader mit Notizfunktionen ähneln sich optisch. Sie unterscheiden sich aber auch in vielen Details. Dieser Artikel zieht einen direkten Vergleich.
Handschriftliche Notizen lassen sich schon lange auf einem Tablet wie dem iPad machen. Das Schreibgefühl ist allerdings mit Papier und Stift keinesfalls vergleichbar. Das ist bei den beiden E-Book-Readern Remarkable 2 und Kindle Scribe anders.
Übersicht
Charakteristik von Remarkable 2 und Kindle Scribe
Auf den ersten Blick sehen Remarkable 2 und Kindle Scribe wie reguläre E-Book-Reader aus, wenn auch recht große. Beide Geräte bieten ein E-Ink-Display, das im Falle des Remarkable 2 10,3 Zoll und beim Kindle Scribe 10,2 Zoll misst.
Die Besonderheit beider Geräte: Verglichen mit einem konventionellen Tablet sind die Bildschirme etwas rauer. Mit dem passenden Stift (der sich jeweils dank Magnet direkt am Gehäuse befestigen lässt) stellt sich ein natürlicheres Schreibgefühl ein. Der Stift gleitet nicht einfach über Glas, sondern es ist ein Widerstand wie bei Papier spürbar.
Die mitgelieferten Stifte funktionieren sofort und müssen nicht erst mit dem Gerät gekoppelt werden. Die Gehäuse sind in beiden Fällen aus Metall und wirken sehr wertig. Konstruktionstechnisch bedingt nutzen sich die Spitzen der Stifte im Laufe der Zeit ab. Die Hersteller liefern jeweils Ersatzspitzen mit, die sich auch nachkaufen lassen.
Die genutzte Technologie für das Schreiben wird als Elektromagnetische Resonanz bezeichnet (EMR). Das erlaubt übrigens die Verwendung auch anderer Stifte, die diese Technik unterstützen. Sowohl der Hersteller des Remarkable als auch Amazon bieten zwei Varianten ihrer hauseigenen Eingabestifte. Die teurere „Luxus“-Version bietet dann eine Radierfunktion. Dazu muss der Stift nur umgedreht werden.
Beim Gewicht liegen die beiden Geräte ebenfalls recht dicht beieinander. Der etwas dünnere Scribe ist mit rund 430 Gramm minimal schwerer als der Remarkable 2, der lediglich etwas über 400 Gramm auf die Waage bringt.
Aufgeladen werden beide eReader via USB-C-Schnittstelle. Ein Netzteil liegt keinem von beiden bei. Die von den Herstellern genannten Standzeiten für den Akkubetrieb hängen von der Nutzungsgewohnheit ab. Allerdings lädt der Remarkable 2 nach eigenen Erfahrungen langsamer als der Scribe.
Als besonderes Zubehör für den Remarkable gibt es eine Tastatur, die dann auch zugleich als Schutzhülle dient.
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Kindle Scribe funktioniert auch im Dunkeln
Die Bildschirme sehen zwar auf den ersten Blick gleich aus, unterscheiden sich aber in einem wichtigen Detail. Das Display des Kindle Scribe besitzt eine Hintergrundbeleuchtung. Amazon nennt seinen Ansatz „Paperwhite“. Dies bedeutet, dass der Scribe auch im Dunkeln funktioniert und sich die Helligkeit auf Wunsch auch automatisch den jeweiligen Lichtverhältnissen anpasst.
Wer auf dem Remarkable 2 schreiben will, muss am Abend das Licht einschalten. Beiden Geräten gemeinsam ist wiederum, dass die Lesbarkeit auch in grellem Sonnenlicht hervorragend ist. Die E-Ink-Bildschirme spiegeln wegen ihrer besonderen Oberfläche deutlich weniger als klassische Tablets.
Notizen, Notizbücher und Vorlagen
Die Besitzer beider Geräte können beliebig viele Notizbücher anlegen. Lediglich der eingebaute Speicher begrenzt die Zahl der Inhalte. Beim Anlegen eines neuen Notizbuchs stehen verschiedene Vorlagen zur Verfügung, wie klassische Notizseiten, Checkliste oder auch Lineaturen.
Beim Remarkable lassen sich zusätzlich auch Ordner und Unterordner anlegen, in die dann die Notizbücher einsortiert werden. Das Tablet zeigt noch zwei weitere Unterschiede zum Scribe. Zum einen kann jede Notizseite mehrere Ebenen umfassen, was Amazon (bisher?) bei seinem Gerät nicht implementiert hat. Zudem darf jede Seite eine individuelle Vorlage nutzen. Beim Scribe legt die Auswahl bei der Anlage des Notizbuchs auch das Layout aller Seiten fest.
Im Hintergrund beider Geräte arbeitet die Cloud des jeweiligen Herstellers, um so Inhalte zu speichern, die nicht lokal benötigt werden. Während der Scribe sich erwartungsgemäß auf die Amazon Cloud beschränkt, haben die Entwickler dem Remarkable auch die Option spendiert, Dokumente mit Google Drive, Dropbox und OneDrive zu synchronisieren.
Keine Zeichenerkennung beim Scribe
Eine Funktion, die es so nur beim Remarkable gibt, ist die Digitalisierung einer handgeschriebenen Notiz. Das funktioniert auch bei flüchtigen Notizen erstaunlich gut. Die Zeichenerkennung (OCR) erfolgt in der Cloud. Überhaupt besitzt der Remarkable 2 mehr Funktionen im Bereich der Notizen.
Das Bild wandelt sich indes, wenn es um das Lesen von E-Books geht.
E-Books lesen
Der Scribe bietet die von anderen Kindle-Modellen bekannte Oberfläche, inklusive einer Bibliothek der (gekauften) E-Books sowie Zugang zum E-Book-Shop von Amazon. Ergänzt wird sie um den Eintrag der Notizbücher. Diese liegen, wie E-Books, die nicht heruntergeladen wurden, in der Cloud.
Wie der Remarkable verzichtet der Scribe auf Funktionstasten. Das Öffnen von E-Books und das Blättern erfolgen direkt über den Bildschirm. Im unmittelbaren Vergleich wirkt das Blättern und Öffnen von E-Books auf dem Scribe flüssiger. Überzeugen kann das Gerät auch mit dem umfangreichen Katalog des Amazon-Shops.
Der Remarkable besitzt keine Anbindung an einen Online-Shop, kann aber mit E-Books, die vorher anderswo herunterzuladen sind, bestückt werden. Allerdings kann er mit dem Format von Amazon nicht umgehen. Beim Öffnen und Blättern in einem Buch erweist er sich als eher träge und der Bildschirm erscheint in dieser Disziplin nicht brillant genug.
Gegenüber kleineren E-Book-Readern bringen beide Modelle einiges mehr auf die Waage. Zudem sind die Gehäuse auch nicht ergonomisch geformt. Beim Lesen werden daher beide Hände benötigt.
Produktvariationen und Preise
Der Remarkable 2 wird bei Redaktionsschluss zum Preis von 449 Euro angeboten. Mit dem „Marker“, der dann auch eine Radierfunktion besitzt, kostet das Gerät 499 Euro. Enthalten ist ein Jahr Nutzung des Services „Connect“, der unbegrenzten Cloud-Speicher und Synchronisationsmöglichkeiten umfasst. Nach Ablauf werden dafür dann im Abo 3 Euro pro Monat fällig.
Den Kindle Scribe gibt es in drei Speicherausstattungen. Mit 16 GB und einfachem Eingabestift kostet das Gerät ab 399 Euro. Der Preis steigt auf bis zu 449 Euro mit 64 GB.
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Remarkable 2 und Kindle Scribe: Unterschiedliche Stärken
Der direkte Vergleich beider Geräte lässt sich am besten so zusammenfassen: Der Kindle Scribe ist ein ausgezeichneter E-Book-Reader im großen Format, mit dem sich auch Notizen machen lassen. Das Gerät fügt sich perfekt in die Welt von Amazon ein. In Hinblick auf die Verarbeitung ist der Scribe am ehesten mit dem Kindle Oasis zu vergleichen.
Der Remarkable 2 ist dagegen in erster Linie ein Gerät für das Schreiben von Notizen, mit dem sich auch E-Books lesen lassen. Nur eben alle Formate, außerhalb der Amazon-Welt.
Kindle für E-Books, Remarkable als Notizbuch
„Als der Remarkable 2 angekündigt wurde, musste ich als Fan von Handgeschriebenem unbedingt einen bestellen. Und das Gerät verrichtet jetzt seit über zwei Jahren zuverlässig seine Dienste. Ich möchte das digitale Notizbuch nicht mehr missen.
Daran ändert der Kindle Scribe nichts. Allerdings hat dieser in meinem Haushalt den Kindle Oasis abgelöst. Schnell handschriftlich beim Lesen eine Notiz zu schreiben, macht Spaß. Protokolle, Ideen und Mitschriften erledige ich aber weiter mit dem Remarkable 2.“