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Erfahrungsbericht

TECHBOOK-Autor: „Einen Monat E-Bike gefahren und ich bin überrascht!“

E-Bike Cowboy 3
Das Test-E-Bike namens Cowboy 3 begleitete mich einen Monat lang Foto: TECHBOOK
Andreas Filbig TECHBOOK
Andreas Filbig ehemaliger Redaktionsleiter

28. Juli 2021, 12:57 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Für wen lohnt sich ein E-Bike? Oft verschrien als Fahrrad für Faule, denken viele erst gar nicht über eine Anschaffung nach. TECHBOOK-Redaktionsleiter Andreas Filbig hat es selbst ausprobiert und ist einen Monat lang E-Bike gefahren. Seine Erfahrung überraschte vor allem ihn selbst.

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Zunächst einmal zu meiner Situation. Ich lebe zentral in Berlin und arbeite nur vier U-Bahn-Stationen von meinem Zuhause entfernt. Mein Auto habe ich vor vier Jahren kurz nach meinem Umzug nach Berlin verkauft. Ich nutze entweder öffentliche Verkehrsmittel oder laufe. Mit dem so beliebten Fahrrad konnte ich mich nie wirklich anfreunden. E-Bikes sah ich vor allem als Fortbewegungsmittel für rüstige Fahhradfans, die auf hügeligen Touren Unterstützung möchten. Als mir die Firma Cowboy anbot, deren E-Bike, das „Cowboy 3“, zu testen, war ich äußerst neugierig, wie ich damit zurechtkomme. Als ich das Zweirad wieder abgab, hat sich meine Einstellung zu E-Bikes geändert. Ein Erfahrungsbericht für alle, die sich bislang noch überhaupt nicht mit E-Bikes beschäftigt haben.

Das sieht ja garnicht wie ein E-Bike aus

Als mir ein Mitarbeiter von Cowboy das E-Bike zu Hause vorbeibrachte, war ich das erste Mal überrascht. E-Bikes habe ich mir nämlich ganz anders vorgestellt. Niedrige Stange für leichten Aufstieg, ein deutlich sichtbarer klobiger Motor und ein gebogener Lenker, der einem eine aufrechte Haltung aufzwingt. Weit gefehlt, denn was da ankam und auf den Namen „Cowboy 3“ hört, war für mich gar nicht als E-Bike erkennbar. Vielmehr sah es ungefähr so aus wie das Singlespeed-Fahrrad eines Freundes. Würde ich mir privat ein Fahrrad kaufen, sollte es genau so aussehen – natürlich Geschmackssache.

„Cowboy 3“ ist ganz schön schwer

Der erste große Unterschied zu normalen Fahrrädern liegt sicherlich im Gewicht. Der abnehmbare Akku und damit das ganze Fahrrad sind mit insgesamt 16,9 Kilogramm nicht gerade leicht. Wer das wertvolle Zweirad also lieber in der Wohnung lagert, sollte sich bei den Touren noch etwas Kraft fürs Hochschleppen aufheben oder Akku und Fahrrad einzeln hochtragen.

Kann ich endlich losfahren?

So, das E-Bike habe ich jetzt gesehen und nach oben getragen. Der Akku ist angeschlossen und wenig später voll geladen. Dann kann es jetzt ja losgehen! Moment, noch nicht ganz. Zunächst einmal muss man sich die App herunterladen und ein Profil erstellen – dann einrichten. Das ist unverzichtbar, denn das „Cowboy 3“ wird per App ge- und entsperrt. Gesperrt ist vielleicht etwas übertrieben. Statt das Rad nämlich wirklich zu sperren, blinkt es nur wild auf, wenn man es bewegt – oder aus Versehen etwas dran kommt. Auf das Smartphone gibt es dann einen Hinweis. Das kann natürlich im Alltag, wenn das E-Bike mal irgendwo angeschlossen wird, häufiger passieren. Ich sehe mich schon vor meiner ersten Fahrt panisch aus dem 3. Stock des Einkaufscenters stürmen und „Halt! Bleiben Sie stehen brüllen“, nur weil jemand gegen mein Fahrrad gestoßen ist. Ansonsten zeigt mir die App den Ladestand des Akkus bzw. dessen Reichweite (40 Kilometer) an, sowie Geschwindigkeit und zurückgelegte Entfernung. Los geht’s!

Cowboy 3
Auf dem Weg zur ersten Ausfahrt mit dem „Cowboy 3“ Foto: TECHBOOK

Überraschendes Fahrgefühl

Wie fährt sich so ein E-Bike denn nun? Die Antwort ist einfach: flott! Vor allem beim Anfahren ist der Effekt unfassbar stark. Selbst Rennrad-Fahrern schießt man erstmal davon. Beim „Cowboy 3“ regelt der E-Motor die Zuschaltung übrigens automatisch. Bei anderen E-Bikes kann man die Intensität in verschiedenen Stufen einstellen. Nach oben ist aber irgendwann Schluss ab 25 km/h darf sich der E-Motor nicht mehr zuschalten. Das ist Gesetz in Deutschland. Viel schneller fahren kann man im Gegensatz zu E-Scootern aber trotzdem. Man muss einfach stärker in die Pedale treten.

Die elektronische Unterstützung erlaubt drei Arten der Nutzung. Man kann zum einen sehr entspannt fahren. So wird man ordentlich vorankommen und muss dabei wirklich kaum Kraft aufwenden. Wem es um Geschwindigkeit geht, der tritt voll in die Pedale und schießt förmlich über die Straßen. Als Sportgerät eignet sich das Rad daher ebenfalls. Ach ja, eines darf man nicht vergessen: Die Unterstützung kann auch komplett abgeschaltet werden. Dann kommen klassische Fahrrad-Vibes auf. Ich würde aber dazu raten, den Akku dann zu Hause zu lassen. Es tritt sich ohnehin schon etwas schwerer als mit normalen Rädern.

Ich persönlich war vom Gefühl auf dem E-Bike total überzeugt. Spielend leicht hohe Geschwindigkeiten zu erreichen und die anderen Radler an der Ampel stehen zu lassen fühlte sich nicht nur gut an, sondern brachte mich auch total schnell zum Ziel.

Hoher Preis und Imageproblem

Also das Fahrgefühl des „Cowboy 3“ hat mich schon mal überzeugt – der Look genauso. Aber zwei Dinge stören mich dann doch. Schon von Beginn an schwebte der Preis um die 2000 Euro wie eine Gewitterwolke über dem E-Bike-Erlebnis. Die Kosten sind natürlich immer subjektiv. 2000 Euro dürften aber für viele absoluter Luxus sein. Zumal sich das Bike eher an eine urbane Zielgruppe richtet, für die es – wie in meinem Fall – ein Nice-to-Have ist. Eine Notwendigkeit für ein E-Bike besteht im Stadtverkehr, zumindest bei mir, nicht. Ich würde auch mit einem herkömmlichen Fahrrad problemlos von A nach B kommen. Bei letzterem hätte ich in der Großstadt auch ein deutlich besseres Gefühl, es abgeschlossen an der Straße stehen zu lassen.

Wenn man dann doch das Geld für ein schickes E-Bike in die Hand nimmt, kann es noch zu einem anderen Problem kommen. Denn statt Anerkennung für ein Luxus-Fahrrad zu bekommen, erntete ich meistens nur Hohn und Spott. E-Bikes sind in meinem Bekanntenkreis, vor allem wenn man sie in der Stadt nutzt, extrem als Faulenzer-Fahrräder verrufen. Ein Rad, für alle die nicht mehr normal fahren können oder einfach zu faul dafür sind. Da mein Bekanntenkreis über meine körperliche Verfassung Bescheid weiß, bin ich automatisch der unsportliche Faulpelz. Ich habe während des Tests vielen Menschen davon erzählt. Egal, ob enge Freunde oder flüchtige Bekanntschaften, cool fand das niemand. Bei einem Lifestyle-Produkt wie dem „Cowboy 3“ oder auch anderen urbanen E-Bikes erwarte ich das aber. Es mag sicherlich genug Menschen geben, denen das egal ist oder die einfach andere Reaktionen bekommen, aber so habe ich es nunmal erlebt.

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Fazit nach einem Monat E-Bike-Test auf dem „Cowboy 3“

Würde ich gerne weiterhin auf einem modernen E-Bike wie dem „Cowboy 3“ fahren? Ganz klar, ja! Das Bike macht einfach Spaß und fährt sich extrem angenehm. Ob man die Leichtigkeit des Fahrens genießt oder mit Vollspeed über die Straßen düst, bleibt jedem selbst überlassen. Beides beherrscht das „Cowboy 3“ wie viele andere E-Bikes perfekt.

Auch interessant: Mehr von Andreas Filbig sehen Sie in unserer großen TECHBOOK-Videoreportage

Würde ich mir aber ein solches Rad für rund 2000 Euro kaufen? Wahrscheinlich nicht! Das liegt vor allem daran, dass ich sehr zentral und gut angebunden wohne. Ein Freund, der jeden Tag 10 Kilometer mit dem Fahrrad durch die Stadt zur Arbeit fährt, sieht das schon wieder anders. Er spielt im Gegensatz zu mir schon länger mit dem Gedanken, auf ein E-Bike umzusteigen. Doch auch ihn hält die Mischung aus Preis und schlechtem Image bislang davon ab.

Die Entscheidung zum Kauf ist also sehr individuell. Wer sie aber einmal getroffen und sich ein E-Bike geholt hat, wird es wahrscheinlich nicht bereuen.

Themen Mobilität
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