29. März 2024, 12:40 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Fahrräder mit motorisierter Unterstützung werden in Deutschland immer beliebter. Doch das birgt Risiken – tatsächlich sind die E-Bike-Unfallzahlen stark gestiegen.
Wer die Füße ein wenig entlasten und dennoch von A nach B kommen möchte, hat heute mehr Möglichkeiten denn je, sein Ziel zu erreichen. Möchte man dabei trotzdem noch etwas für die Umwelt und die eigene Gesundheit erreichen, ist der Griff zum Fahrrad besonders empfehlenswert. Dabei können Interessierte seit einiger Zeit auch auf motorisierte Hilfe setzen. Doch ganz ungefährlich sind die Alternativen nicht, wie neue Zahlen zu E-Bike-Unfällen aufzeigen.
Übersicht
Mehr Unfälle mit E-Bikes aufgrund steigender Beliebtheit
Das Statistische Bundesamt hat aktuelle Zahlen zu Unglücken mit Pedelecs veröffentlicht. Das sind laut einer Erläuterung des ADAC unterstützende Elektrofahrräder – das heißt, man fährt sie mit einer Kombination aus Muskelkraft und Motor. Im alltäglichen Sprachgebrauch sind diese auch als E-Bikes bekannt, wenngleich der Begriff in erster Linie Modelle meint, die ausschließlich motorisiert fahren. Nachfolgend nutzen wir E-Bikes als Synonym für Pedelecs.
Aus der Pressemitteilung des Amtes geht hervor, dass sich die Zahl der Unfälle mit E-Bike-Beteiligung zwischen 2014 und 2023 mehr als verzehnfacht hat. Während die Polizei vor zehn Jahren etwa 2200 derartige Vorkommnisse mit Personenschaden meldete, waren es im vergangenen Jahr knapp 24.000. Hier können die Fahrer ebenso Schaden genommen haben wie andere Verkehrsteilnehmer wie zum Beispiel Fußgänger.
Das hängt vor allem mit der wachsenden Popularität zusammen: Der Anteil der deutschen Haushalte, in denen ein E-Bike steht, ist im Untersuchungszeitraum von 3,4 auf 15,5 Prozent gestiegen. Dass damit auch die Zahl der Unglücke steigt, überrascht nicht. Im Umkehrschluss sank die Anzahl der Unfälle mit herkömmlichen Fahrrädern, bei denen Personen zu Schaden kamen von rund 77.000 auf etwa 72.000.
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Jüngere Menschen mit mehr Unfällen, Ältere sterben häufiger
Vor allem unter jüngeren Menschen wächst die Beliebtheit für E-Bikes, was sich ebenfalls in der Unfallstatistik widerspiegelt. Noch 2014 war mehr als die Hälfte (54,5 Prozent) aller mit einem solchen Fahrrad verunglückten Personen mindestens 65 Jahre alt. 2023 war es mit einem Anteil von 30,1 Prozent nur noch ein Drittel. Dafür stieg der Teil der Personen unter 45 Jahren von 10,7 auf 31,2 Prozent.
Bei der Vielzahl an Unfällen gibt es bedauerlicherweise auch jene mit tödlichem Ausgang. So starben 2023 188 Menschen, die mit ihrem E-Bike unterwegs waren, 2014 waren es noch 39. Im vergangenen Jahr kamen auf 1000 E-Bike-Unfälle etwa 7,9 Tote. Personen, die verletzt oder getötet wurden, waren im Durchschnitt 53 Jahre alt. Obwohl das Alter bei Unglücken insgesamt sank, starben anteilig mehr ältere Menschen, da bei ihnen die Wahrscheinlichkeit für tödliche Verletzungen höher ist.
Trotzdem ist die Zahl der Toten auf 1000 Fälle hochgerechnet allgemein rückläufig, auch weil immer mehr jüngere Menschen von den neuen Fahrrädern Gebrauch machen. Denn 2014 betrug der Wert noch 17,4 Menschen, die ums Leben kamen.
Sind E-Bikes gefährlicher als normale Fahrräder?
Ob von E-Bikes allgemein eine größere Gefahr ausgeht, wird derzeit diskutiert. Wenig überraschend sind die absoluten Unfallzahlen für normale Fahrräder weitaus höher, was aber in erster Linie ihre gegenwärtig größere Verbreitung reflektiert. Dass die Unglücke mit ihnen rückläufig sind, ist ein Effekt der Zunahme an motorisierten Fahrrädern.
Interessanter sind die Statistiken pro 1000 Unfälle: Bei nichtmotorisierten Fahrrädern sind die 3,6 Getöteten knapp die Hälfte von denen, die man für E-Bikes registrierte. Dafür beträgt das Durchschnittsalter der tödlich verunglückten oder verletzten Personen auf einem normalen Fahrrad nur 42 Jahre. Die Altersgruppe der U45-Jährigen stellt 54,8 Prozent aller mit herkömmlichen Fahrrädern verunglückte Personen.
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Mögliche Gründe
Warum die Zahl der Toten pro 1000 Unfälle mit E-Bikes immer noch etwa doppelt so hoch ist als mit anderen Fahrrädern, erklären die neuen Zahlen nicht eindeutig. Geschwindigkeit und Alter scheinen aber eine tragende Rolle zu spielen. Denn mit elektrischer Unterstützung schaffen es auch Ältere auf Geschwindigkeiten, die sie womöglich mit reiner Muskelkraft sonst nicht erreichen würden. Doch mit höherem Tempo sind auch mehr Aufmerksamkeit und schnellerer Reaktionszeiten nötig, über die Ältere tendenziell weniger verfügen. Allgemein bedeutet mehr Schnelligkeit ein höheres Verletzungsrisiko, egal in welchem Alter.
Das könnte umgekehrt die andere Altersverteilung mit nichtmotorisierten Fahrrädern erklären: Hier sind es die Jüngeren, die weitaus kräftiger in die Pedalen treten und damit schneller unterwegs sein können. Folglich ist ihr Anteil an tödlichen Unglücken höher. Im Durchschnitt sind die Gefährte dennoch langsamer als ihre elektrischen Pendants.