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Nur noch digital

Deutsche Bahn schafft physische BahnCard ab

Bilder wie dieses werden bald nicht mehr möglich sein, denn die DB schafft die physische BahnCard ab.
Bilder wie dieses werden bald nicht mehr möglich sein, denn die DB schafft die physische BahnCard ab. Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopres
Natalie Wetzel, TECHBOOK
Werkstudentin

18. März 2024, 7:53 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Für viele Reisende ist die BahnCard eine treue Begleiterin. Bald aber heißt es, Abschied nehmen von der Plastikkarte, denn die Deutsche Bahn stellt die BahnCard nur noch digital zur Verfügung. TECHBOOK erklärt, was das für Reisende mit schwachem Akku oder ohne Smartphone bedeutet.

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Der Deutschen Bahn gelingt es immer wieder aufs Neue, sich bei ihren Kunden unbeliebt zu machen. Das jüngste Projekt: Die BahnCard 25 und 50 sollen in ihrer physischen Form abgeschafft werden. Dass die Plastikkarten 2024 verschwinden, hatte die Deutsche Bahn bereits im vergangenen Dezember angekündigt. Seit dieser Woche erhalten Kunden nun die Benachrichtigung, ab wann die neue Regelung gilt.

Deutsche Bahn streicht Plastikkarte

Ab dem 9. Juni sind die BahnCard 25 und 50 nur noch in digitaler Form erhältlich. Das bedeutet: Wer ein BahnCard-Abo nach dem Stichtag bucht oder regulär eine neue Karte erhalten würde, bekommt nur noch die digitale Variante. Das gilt auch für Ersatzkarten, sollte man eine aktuelle BahnCard verlieren. Alle anderen physischen BahnCards bleiben gültig bis zum aufgedruckten Enddatum. Betroffen sind insgesamt um die 5,1 Millionen Menschen. So viele Inhaber der BahnCard 25 und 50 gab es laut Angaben der Deutschen Bahn im Jahr 2022.

Die Deutsche Bahn begründet den Schritt in der E-Mail an ihre Kunden mit der Verantwortung als klimafreundliches Verkehrsmittel: „Um gemeinsam mit Ihnen unserer Umwelt etwas Gutes zu tun, werden wir künftig auf Plastik bei der BahnCard verzichten.“ Was erstmal vorbildlich klingt, zieht allerdings einige Nachteile für die Verbraucher nach sich.

Um die digitale BahnCard nutzen zu können, muss man sie in die App „DB Navigator“ laden. Das funktioniert allerdings nur, wenn man sich mit seinem DB-Nutzerkonto in der App anmeldet. All jene, die kein internetfähiges Smartphone besitzen (wollen), Probleme bei der Bedienung haben oder sich aus Datenschutzgründen nicht mit ihren Nutzerdaten anmelden möchten, stoßen hier auf eine erste Hürde. Auch der Kauf der BahnCard soll ab dem 9. Juni nur noch mit einem Kundenkonto nebst E-Mail-Adresse möglich sein. Dabei sind diese Daten für die eigentliche Leistung des Abos gar nicht nötig.

Nicht zu verwechseln ist der DB Navigator mit dem „Streckenagenten“, einer anderen DB-App, die nun eingestampft wird.

Digitale BahnCard ohne Smartphone nutzen

Obwohl laut Deutscher Bahn etwa 60 Prozent der BahnCard-Inhaber ihre Karte schon jetzt in der App nutzen, sehen viele die Abschaffung von offline Angeboten kritisch. Das geht aus einer Umfrage des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen hervor, bei der 64 Prozent der Befragten den rein digitalen Verkauf von Bahntickets als „schlecht oder sehr schlecht“ bewerteten. In der Praxis dürften besonders ältere Menschen und Eltern von dem eingeschränkten Zugang zur BahnCard betroffen sein. Viele Kinder und Jugendliche nutzen die Jugend BahnCard 25, etwa um selbstständig zu den Großeltern zu fahren. Um sich ausweisen zu können, müssen sie zukünftig mit einem Smartphone ausgestattet sein.

Müssen? Nun, die Deutsche Bahn bietet eine Alternative auf Papier an. Dazu muss man sich bei seinem Kundenkonto auf bahn.de einloggen und zu dem Bereich „Kundenkonto verwalten“ navigieren. Unter dem Reiter „BahnCard“ findet man eine Abbildung der Karte und daneben das Drop-Down-Menü „Optionen“. Hier kann man das Ersatzdokument herunterladen und ausdrucken. Gemeinsam mit dem Ticket und dem Personalausweis ist man nun für die nächste Reise ausgestattet.

Wer noch kein Kundenkonto bei der Deutschen Bahn besitzt, muss sich zuerst eins anlegen. Dabei sollte man darauf achten, dass man den neuen Account mit der sechsstelligen BahnCard-Nummer verknüpft. Die Deutsche Bahn stellt hierfür einige Erklärvideos zur Verfügung. Wer also den DB Navigator nicht benutzen möchte, ist also nicht völlig aufgeschmissen, doch besonders kundenfreundlich ist diese Lösung nicht.

Grünes Image oder echter Umweltschutz?

Ein besserer Kompromiss wäre es, wenn man den Kunden Wahl gelassen hätte, ob sie zusätzlich zu der digitalen auch die physische BahnCard erhalten wollen. Denn auch wenn die Deutsche Bahn nach eigener Aussage bis zu 30 Tonnen Plastik pro Jahr einspart, hält Melanie Schliebene von der Schlichtungsstelle Nahverkehr das Umwelt-Argument für vorgeschoben: „Es ist ja kein Naturgesetz, dass die BahnCard auf Plastik gedruckt werden muss.“ Darüber hinaus gäbe es auch im Bereich Bordbistro sicherlich noch Einspar- oder Recycling-Möglichkeiten, etwa bei Kaffeebechern.

„Die Bahn will mit der digitalen BahnCard einfach Kosten sparen und das kann man dann auch sagen“, sagt Schliebener gegenüber der Tagesschau. Den Inhabern der BahnCard 100 bleibt die Plastikkarte übrigens erhalten. Eine Serviceleistung für die rund 46.400 besser bezahlenden Kunden?

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Ladepflicht fürs Smartphone

Wer viel mit der Deutschen Bahn unterwegs ist, weiß: Hier ist eigentlich immer etwas defekt. Ein Gleis, ein Klo, eine Lok, eine Weiche oder wenigstens die Anzeige der Sitzplatzreservierungen. Wenn also bei den Kunden mal der Smartphone-Akku versagt, hat die Deutsche Bahn bestimmt Verständnis, oder? Das ist leider eine Frage der Kulanz. Denn streng genommen gilt: Wer seine BahnCard nicht vorzeigen kann – sei es, weil der Smartphone-Akku schlapp macht oder weil man die Karte nicht richtig geladen hat und nun durch ein Funkloch fährt – hat keinen gültigen Fahrausweis.

Das wiederum bedeutet, dass man eine Fahrpreisnacherhebung zum doppelten Fahrpreis (mindestens 60 Euro) erhält. Man kann zwar eine Rückerstattung beantragen, muss dazu aber innerhalb der nächsten vierzehn Tage die gültige BahnCard nebst nachgelöstem Ticket im DB-Reisezentrum vorlegen. Um die 7 Euro Bearbeitungsgebühr kommt aber nicht herum. Gerade Bahnfahrende mit notorisch schwachen Smartphone-Akku sollten sich also mit einem Ladekabel, einer Powerbank oder einem ausgedruckten BahnCard-Ersatzdokument auf die Reise vorbereiten.

Ein Screenshot der BahnCard darf von den Bahnmitarbeitenden offiziell nicht anerkannt werden. Immerhin eine praktische Funktion hat der DB Navigator: Ist die App aktualisiert und die BahnCard richtig hochgeladen, kann man sie auch ohne Internetverbindung abrufen.

Themen Mobilität News
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