13. März 2024, 14:29 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Heutzutage handelt es sich bei modernen Autos um Connected Cars, die über einen Internetzugang verfügen. Das bringt viele Vorteile mit sich, kann aber auch zu anderen Zwecken missbraucht werden.
In der allseits digital vernetzten Zeit will jeder jederzeit Zugang zum Internet haben. Und da eine Vielzahl an Menschen reichlich Zeit unterwegs verbringt, sind auch moderne Autos als Connected Cars dazu in der Lage. Hersteller nutzen diesen Umstand jedoch, um mehr über die Eigentümer zu erfahren, als ihnen bewusst sein könnte.
Übersicht
Connected Cars – Autos teilen Informationen mit Versicherungen
Eine Internetverbindung im Auto ermöglicht es zum Beispiel, den Zugang mit anderen Geräten im Auto zu teilen, zum Beispiel wenn Mitreisende surfen wollen. Auch automatische Hinweise und Warnungen zur Verkehrslage und Sicherheit sind so möglich.
Doch wie die New York Times jetzt berichtet, sammeln die Fahrzeuge beziehungsweise deren Hersteller auch reichlich Informationen über Personen. Dazu können unter anderem Statistiken zu deren Fahrgewohnheiten zählen oder Daten zur Nutzung von Apps und Fahrassistenzsystemen, die sie direkt aus den Autos an Versicherungsgesellschaften weiterleiten.
Dies kann je nach Unternehmen transparenter ablaufen oder nicht. Einige Hersteller unterhalten zum Beispiel Kooperationen mit Versicherungsfirmen. Wenn jemand eine Versicherung abschließen will, können sie über die Datenerfassung informiert werden. Doch anderswo geschieht das heimlich.
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Umfassende Datensammlungen gut versteckt
Obwohl Autohersteller und Daten-Broker betonen, dass sie die Zustimmung der Kunden haben, sollen sie diese durch undurchsichtige Datenschutzbestimmungen im Kleingedruckten erhalten haben, die sich ohnehin kaum jemand durchliest, so die Times.
Was erfasst wird, kann äußerst detailliert sein: In einem Beispiel hat General Motors alles Fahrten mit einem Wagen in einem Zeitraum von sechs Monaten aufgezeichnet. Das dazugehörige Dokument soll mehr als 130 Seiten lang sein, wie ein Betroffener erzählt. Darin enthalten waren unter anderem Angaben dazu, wann die Fahrten begannen und endeten, zu Entfernungen, Geschwindigkeiten, raschen Beschleunigungen und abrupten Bremsmanövern.
Einige Konzerne bieten spezielle Funktionen und Apps an, um beim Fahren zu helfen. Im Umkehrschluss werden auch darüber Daten gesammelt. Allerdings soll das im Einzelfall auch dann geschehen sein, obwohl Fahrer die entsprechende Software ausgeschaltet haben. Andere nutzen solche Apps und haben schlichtweg keine Ahnung, dass sie damit ihre Daten preisgeben. Ob das auch für Deutschland gilt, ist nicht bekannt, aber durchaus denkbar.
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Einschneidende Veränderungen bei Versicherungen
Die Weitergabe der Daten dient dabei nicht einfach nur Dokumentationszwecken. Auch mit dem simplen gewinnträchtigen Verkauf ist es nicht getan. Tatsächlich wirkt sich die Praxis unmittelbar auch auf die Kunden aus.
Denn je nachdem, wie ihr Fahrverhalten bewertet wird, können sich die Versicherungskosten plötzlich erhöhen – im Beispiel eines US-Amerikaners um bis zu 21 Prozent. Andere Betroffene wiederum teilten in einem Online-Forum mit, dass sie aufgrund dessen erst gar keine Versicherung abschließen können, da Firmen sie einfach ablehnen. Erste Überlegungen, mit Klagen dagegen vorzugehen, gibt es bereits.
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Sexleben oder Genetik – Connected Cars sind Datenschutz-Albtraum
Die Enthüllungen in der Times sind aber längst nicht das erste Mal, dass etwas über den Datenhunger der Automobilindustrie bekannt wird. Erst 2023 untersuchte die Mozilla Foundation den Umgang mit der Privatsphäre bei zahlreichen Autoherstellern.
Die Resultate fielen schockierend aus. Bei mehreren der 25 größten Marken weltweit sammelt man sensible Personendaten wie Ethnie, Geschlecht, Gewicht und sogar zum Sexualleben. Zudem werden bei vielen nicht einmal die Daten sicher verschlüsselt. Lediglich bei zwei Herstellern ist es Kunden möglich, die Löschung der erfassten Daten zu beantragen. Immerhin gibt es mehrere, die auf die Erfassung und mögliche Weitergabe der Daten hinweisen.
Tesla schnitt in dieser Analyse übrigens am schlechtesten ab. Elon Musks Automarke ist die einzige, die in allen Sparten negativ auffiel. Auch kurios: Der Großteil der untersuchten Hersteller unterschrieb zuvor die Alliance For Automotive Innovation – eine Sammlung selbstauferlegter Datenschutzgrundsätze, die man offenbar selbst nicht befolgt.