9. September 2023, 15:36 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die Zeiten, in denen Kameradrohnen nur für Professionelle erschwinglich waren, sind längst vorbei. Mittlerweile gibt es die Quadrokopter in praktisch allen Preisklassen. Brauchbare Einsteigergeräte kosten nur wenige Hundert Euro. Doch worauf gilt es, beim Kauf zu achten?
Hobbyfotografen können mit einer Kameradrohne ihren Horizont nicht nur sprichwörtlich, sondern buchstäblich erweitern. Immer ausgereiftere Kameratechnologie sorgt für butterweiche und gestochen scharfe Videoaufnahmen und selbst HDR ist nun oft Standard. Beim Kauf einer Drohne kommt es neben der Kameraqualität aber auch auf Faktoren wie das Gewicht und das Flugverhalten an.
Brauchbare Leistung bereits ab 500 Euro
„Günstige Drohnen bis 200 Euro bieten zwar integrierte Kameras. Allerdings lässt die Bildqualität zu wünschen übrig und das Flugverhalten ist schwierig“, sagt Margit Hofgärtner vom Technikportal „Chip.de“. Ihr geringes Gewicht mache die Fluggeräte wackelig, schwache Bildstabilisatoren könnten die Unruhe nicht vollständig ausgleichen.
Drohnen im Preisbereich zwischen 500 und 2000 Euro bieten dagegen meist sehr gute Ergebnisse bei Fotos und Videos, sagt Hofgärtner: „Wer ambitioniert fotografiert und eine Systemkamera besitzt, der sollte mehr Geld in die Hand nehmen und eine Drohne ab 500 Euro wählen“, rät sie.
Markus Linden, der als Fachjournalist unter anderem für das „fotoMagazin“ und „DigitalPhoto“ arbeitet, hat die Erfahrung gemacht, dass viele Drohneneinsteigerinnen und -einsteiger bereits mit kleinen Drohnen unter 250 Gramm für rund 350 Euro gut arbeiten können.
Beim Kauf der Drohne auf die Klasse achten
Die Regelungen für Drohnen sind EU-weit harmonisiert: Es gibt unterschiedliche Klassen von C0 bis C6. Für Hobbyfotografen sind praktisch nur die Klassen C0, C1 und C2 interessant. Drohnen der Klasse C0 wiegen unter 250 Gramm und dürfen ohne Führerschein gestartet werden. Besitzer müssen sie nur registrieren und haftpflichtversichern. Das muss nicht immer eine Extra-Versicherung sein: In vielen Haftpflichtversicherungen sind Drohnen bereits eingeschlossen.
Welcher Drohnenführerschein ist nötig?
Für Drohnen mit einem Startgewicht über 250 Gramm bis 500 Gramm benötigen Nutzer den kleinen EU-Drohnenführerschein als EU-Kompetenznachweis. Der kann online beim Luftfahrtbundesamt (LBA) abgelegt werden.
Unterschreiten Drohnen-Piloten den Abstand von 150 Metern zu Menschen, Gebäuden, Industrieanlagen und Erholungsgebieten oder ist die Drohne schwerer als 2 Kilogramm, benötigen Piloten den großen EU-Drohnenführerschein (EU-Fernpilotenzeugnis A2). Dieser lässt sich nur bei externen zertifizierten Prüfstellen ablegen.
„Schwerere Drohnen bieten zwar ein besseres Flugverhalten und höherwertigere Fotos, sie sind aber teurer“, sagt Hofgärtner – können aber eben teils nur mit einem großen EU-Drohnenführerschein geflogen werden.
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Darauf kommt es bei der Kameratechnik an
Beim Kauf einer Fotodrohne sollte man auf einen guten Bildstabilisator (Gimbal) mit drei Achsen achten, der die Kamera ruhig hält. „Manche Drohnen ab rund 1000 Euro integrieren mehrere Kameras, um bessere Fotos im mittleren und höheren Telebereich ablichten zu können“, erklärt Margit Hofgärtner.
Empfehlenswert für die Drohnenkamera sei ein großer Bildsensor mit mindestens 20 Megapixeln Auflösung und 4K-Videoaufnahme. Geräte zwischen 500 und 2000 Euro kommen oft von Herstellern wie DJI oder Hubsan. Parrot oder Yuneec verkaufen nur noch Profi-Geräte.
Sensorgröße entscheidend
Markus Linden sieht große Unterschiede bei den Sensoren. „Je teurer die Drohne, desto hochwertiger ist der Sensor“, sagt er. Die meisten günstigen Drohnen besäßen kleinere Sensoren (1/2,3), wie sie in vielen Smartphones zum Einsatz kommen.
Zwar sei deren Bildqualität für viele Anwendungen ausreichend. Wer aber mit mehr Anspruch mit der Drohne fotografieren möchte, sollte auf einen hochwertigeren 1-Zoll-Sensor oder gar einen Sensor im Micro-Four-Thirds-Format setzen, rät Linden. Die großen Sensoren böten eine höhere Bildqualität vor allem bei schlechtem Licht.
Zusatzfunktionen, die beim Kauf der Drohne eine Rolle spielen
Auch die Möglichkeit, Fotos als RAW-Daten im DNG-Format zu speichern, helfe bei schwierigen Lichtverhältnissen, etwa bei den hohen Kontrasten und häufig überbelichteten Teilbereichen, die in der Luftfotografie oft vorkommen, so Linden. „Die lassen sich im RAW-Format präziser bearbeiten als im JPEG-Format“, erklärt er.
Achten sollten Drohnen-Käuferinnen und -Käufer Linden zufolge zudem darauf, dass die Kamera einen Panorama-Modus hat und eine Tracking-Funktion bietet, also beim Aufnehmen von Videos Menschen und bewegten Objekten automatisch folgen kann. Auch Hindernis-Sensoren und eine Coming-Home-Funktion seien empfehlenswert.
Ein Ersatzakku gehört zur Ausrüstung
Und man sollte vor dem Kauf wissen, wie lange das Fluggerät mit einer Akkuladung in der Luft bleiben kann. Denn je länger die Drohne in der Luft ist, umso mehr Zeit haben Fotografen, „sich ein passendes Motiv zu suchen und ein Bild zu komponieren“, sagt Margit Hofgärtner. Bei den meisten Herstellern reiche der Akku für eine Flugzeit zwischen 20 und 35 Minuten. Nutzer sollten beim Kauf am besten gleich einen zweiten Akku einkalkulieren.
Die erreichbare Höchstgeschwindigkeit kann man übrigens vernachlässigen: „Viele Drohnen fliegen rund 50 km/h schnell, das reicht für die meisten Verfolgungsaufnahmen“, sagt Hofgärtner. Wichtiger sei der langsame Flugmodus, um besser filmen und fotografieren zu können. Die Reichweite spiele dagegen keine große Rolle, da in Deutschland Drohnen auf Sicht geflogen werden müssen.
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Auch Fernbedienungen lassen sich aufrüsten
Bei den meisten Drohnen lässt sich das Smartphone in die Fernbedienung spannen, um als Monitor für die Videoübertragung zu dienen. „Der Vorteil liegt darin, dass Nutzer die Daten direkt auf dem Handy haben und gleich in einer App weiterverarbeiten können“, sagt Markus Linden.
Genauer und einfach fliegen lassen sie sich jedoch mit speziellen Fernbedienungen, auch RC-Controller genannt. „Die Systeme lassen sich häufig aufrüsten“, erklärt Margit Hofgärtner: „Wer anfangs mit einer günstigen Fernbedienung startet, kann sie später gegen eine bessere aufrüsten.“
Der erste Flug sollte auf einem freien Feld ohne Gebäude und Menschen stattfinden. So kann man sich erst einmal ohne Risiko mit der Drohne vertraut machen. Für die ersten schönen Fotos rät Markus Linden dann zu Überflügen von Burgruinen in Waldnähe oder Industriedenkmälern. Und: „Wer in den frühen Morgen- oder Abendstunden mit der Drohne fotografiert, erhält ein warmes Licht und häufig faszinierende Bilder, stört dabei aber keine Spaziergänger.“
Mit Material von dpa