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2012 gegründet

ByteDance – Erfolgsgeschichte und Herausforderungen des TikTok-Konzerns

ByteDance, bekannt als Muttergesellschaft der App TikTok, begann 2012 in einem kleinen Apartment in Peking
ByteDance, bekannt als Muttergesellschaft der App TikTok, begann 2012 in einem kleinen Apartment in Peking Foto: picture alliance / Daniel Kalker | Daniel Kalker
Rita Deutschbein, Redaktionsleiterin TECHBOOK
Redaktionsleiterin

18. Januar 2025, 9:54 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

ByteDance, gegründet 2012 von Zhang Yiming, hat sich als Innovationsführer im Bereich Künstliche Intelligenz und Social Media etabliert. Besonders die App TikTok hat weltweit deutlich mehr als eine Milliarde Nutzer erreicht, steht jedoch inmitten hitziger Datenschutzdebatten.

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ByteDance wurde 2012 von Zhang Yiming gegründet, einem Softwareentwickler aus der südostchinesischen Provinz Fujian. Sein erstes Produkt, die Nachrichten-App Toutiao, nutzte Künstliche Intelligenz (KI), um personalisierte Inhalte bereitzustellen – eine Innovation, die den Weg für die weiteren Erfolge des Unternehmens ebnete. Bekannt ist ByteDance aber vor allem als Muttergesellschaft der weltweit erfolgreichen App TikTok. Heute gilt das Unternehmen mit innovativen Technologien und starkem globalem Einfluss als eines der weltweit wertvollsten Start-ups – obwohl es sich von diesem Status eigentlich aufgrund seiner Größe und Etabliertheit bereits entfernt hat. Doch der Erfolg ist von Kontroversen begleitet, da Bedenken zu Datenschutz und der Nähe zur chinesischen Regierung die öffentliche Wahrnehmung prägen.

Die Anfänge von ByteDance

Die Geschichte von ByteDance begann ähnlich wie die vieler anderer prominenter Tech-Giganten. Zwar gründete Zhang Yiming das Start-up 2012 nicht in einer Garage wie etwa Amazon, Apple und Microsoft, sondern in einem Pekinger Appartement. Der Absolvent der Nankai-Universität in Tianjin brachte seine Erfahrungen aus der Arbeit bei Technologieriesen wie Microsoft in das neue Unternehmen ein.

Der Erfolg von ByteDance basierte von Beginn an auf dem innovativen Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Die erste App des Unternehmens, Toutiao, war eine personalisierte Nachrichtenplattform, die durch Algorithmen auf Basis der Nutzerdaten individuell zugeschnittene Inhalte vorschlug. Innerhalb kurzer Zeit wurde Toutiao ein großer Erfolg in China und legte den Grundstein für die rasante Expansion des Unternehmens. ByteDance bietet zudem die App Douyin, die chinesische Version von TikTok, die aufgrund der lokalen Einschränkung jedoch weniger stark verbreitet ist.

Zhang, der ByteDance bis 2021 leitete, legte bei den Apps besonderen Wert auf technologische Exzellenz und zukunftsweisende Entwicklungen. 2021 trat er als CEO zurück, bleibt jedoch durch über 50 Prozent der Stimmrechte einflussreich. Derzeit leitet Liang Rubo, ein Mitbegründer und ehemaliger Studienkollege von Zhang, das Unternehmen. Investoren wie Carlyle und General Atlantic halten die Mehrheit der Anteile, während Zhang 20 Prozent gehören. Die Unternehmensstrategie von ByteDance war von Anfang an global ausgerichtet – eine ungewöhnliche Ausrichtung für chinesische Firmen, die oft auf den heimischen Markt fokussiert sind.

Innovative Produkte und globale Expansion

Einen weltweiten Erfolg erzielte ByteDance dann mit TikTok. Die App ist seit 2017 international verfügbar und ermöglicht es Nutzern, kreative Kurzvideos zu erstellen und zu teilen. Dadurch hat sie sich insbesondere bei der jungen Generation etabliert. In den USA nutzen etwa 170 Millionen Menschen TikTok, was fast der Hälfte der Bevölkerung entspricht. Die App ist jedoch auch stark umstritten. Neben Datenschutzbedenken wird TikTok vorgeworfen, süchtig machendes Verhalten zu fördern und unzureichende Maßnahmen zum Schutz von Minderjährigen zu treffen.

ByteDance nutzt modernste KI-Technologien, um Inhalte zu personalisieren und Nutzer länger auf seinen Plattformen zu halten. TikTok hat sich dabei als revolutionär erwiesen: Es ermöglicht Nutzern, Videos zu erstellen, anzusehen und zu teilen, die durch einen leistungsstarken Algorithmus basierend auf den Interessen der Zuschauer empfohlen werden. Neben den sozialen Medien ist ByteDance auch in Bereichen wie Gaming, Bildung und Cloud-Computing aktiv. 2023 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 120 Milliarden US-Dollar – ein Beweis für die erfolgreiche Diversifikation seiner Geschäftsfelder. ByteDance hat Büros in über 120 Städten weltweit und beschäftigt mehr als 150.000 Mitarbeiter.

Herausforderungen und Hürden

Die globale Expansion von ByteDance verlief jedoch nicht ohne Herausforderungen. In vielen Ländern stößt das Unternehmen auf regulatorische Hürden, insbesondere bei seiner Vorzeige-App TikTok. Indien hat diese 2020 vollständig verboten, nachdem die Regierung Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit und der nationalen Sicherheit geäußert hatte.

In den USA steht TikTok aktuell vor der Möglichkeit eines vollständigen Verbots, falls ByteDance seine US-Aktivitäten nicht verkauft. Präsident Biden und frühere Präsidenten wie Trump haben TikTok wiederholt als Risiko für die nationale Sicherheit bezeichnet. Diese Entwicklungen könnten langfristige Auswirkungen auf die globale Stellung von ByteDance haben.

Lesen Sie auch: Übernimmt Elon Musk bald die US-Sparte von TikTok?

Project Clover soll Daten in Europa schützen

Kritiker befürchten, dass die App Daten amerikanischer Nutzer an die chinesische Regierung weitergeben könnte. Um solche Vorwürfe zu entkräften, wurde das „Project Texas“ ins Leben gerufen, bei dem die Daten US-amerikanischer Nutzer auf Servern von Oracle gespeichert werden. In Europa gibt es mit „Project Clover“ ein ähnliches Modell. Die Daten der rund 150 Millionen europäischen Nutzer sollen hierbei ausschließlich auf europäischen Servern gespeichert werden.

Am 31. Oktober 2024 verkündete das Unternehmen einen „wichtigen Meilenstein“ in diesem Projekt. TikTok hatte damals das erste Gebäude seines norwegischen Rechenzentrums in Betrieb genommen und die Migration europäischer Nutzerdaten aus den USA begonnen. Bei dem Rechenzentrum handelt es sich nach einem in Irland um das zweite, das in Europa online gegangen ist. „Unsere dedizierte europäische Enklave, in der die Daten unserer europäischen Benutzer nun standardmäßig gespeichert werden, wird auf Servern in unseren Rechenzentren in den USA und Irland und jetzt auch in Norwegen gehostet“, schreibt TikTok dazu auf der Website.

Trotz dieser Bemühungen bleibt das Unternehmen unter intensiver Beobachtung, insbesondere in westlichen Ländern, wo Bedenken über Datenschutz und nationale Sicherheit dominieren.

Die Rolle der chinesischen Regierung

Ein Grund für die Skepsis: ByteDance ist, wie viele andere große chinesische Unternehmen, eng mit der Regierung verbunden. Seit 2014 existiert ein Parteikomitee innerhalb des Unternehmens – eine übliche Praxis in China, die die enge Verzahnung zwischen Staat und Wirtschaft verdeutlicht. 2019 übernahm die chinesische Regierung einen symbolischen Anteil von einem Prozent an einer ByteDance-Tochtergesellschaft und sicherte sich einen Sitz im Aufsichtsrat. Dies verstärkte die Befürchtungen im Westen, dass ByteDance gezwungen sein könnte, Nutzerdaten auf Anweisung der chinesischen Behörden weiterzugeben.

ByteDance betont jedoch immer wieder, dass es solche Anfragen weder erhalten noch Daten weitergegeben habe. Gleichzeitig versucht das Unternehmen, seine Unabhängigkeit zu demonstrieren, indem es Initiativen zur Sicherung der Datenspeicherung und -verwaltung in den Ländern umsetzt, in denen es tätig ist. Dennoch bleibt die Verbindung zur chinesischen Regierung ein zentraler Kritikpunkt, der die Expansionspläne von ByteDance beeinträchtigen könnte.

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Erfolg und Kontroversen

ByteDance hat sich in nur 13 Jahren von einem kleinen Start-up zu einem der führenden Technologieunternehmen der Welt entwickelt. Mit TikTok an der Spitze seiner Produktpalette hat das Unternehmen die Art und Weise, wie Menschen weltweit Inhalte konsumieren, grundlegend verändert. Dennoch sieht sich ByteDance mit massiven Herausforderungen konfrontiert, insbesondere in Form regulatorischer Beschränkungen und Datenschutzbedenken. Die Zukunft von ByteDance wird davon abhängen, wie es diesen Herausforderungen begegnet und ob es gelingt, das Vertrauen von Regierungen und Nutzern weltweit zurückzugewinnen.

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