8. Februar 2023, 12:55 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Mit seiner ChatGPT-basierten Suchmaschine könnte Microsoft dem Kontrahenten Google gefährlich werden. Dieser hat mittlerweile seinen eigenen Chatbot „Bard“ vorgestellt. Ein regelrechter Wettkampf um die beste AI-Suche könnte die Folge sein.
Seit Jahren versucht Microsoft, mehr Nutzer für seine Suchmaschine Bing zu gewinnen. Doch diese benutzen sie in der Regel nur, um damit „Google“ zu suchen. Das will das Unternehmen nun ändern. Die Einbindung der populären AI ChatGPT in Bing soll die Wende bringen.
Microsoft kooperiert mit ChatGPT-Entwickler Open AI
Open AI, das Unternehmen hinter ChatGPT, und Microsoft haben seit 2019 ein exklusives Abkommen. Die Investition umfasst eine Milliarde US-Dollar (USD) und erlaubt Open AI die Nutzung der Microsoft-Azure-Server zur Entwicklung von AI-gestützten Tools wie ChatGPT und Dall-e. Im Januar berichtete die News-Seite „The Information“, dass Microsoft plane, den Chatbot ChatGPT in seine Suchmaschine Bing zu integrieren.
Bereits Anfang Februar berichteten die ersten Nutzer, dass statt der normalen Suchleiste eine neu gestaltete Webseite mit Chat-Funktion erscheint. Auf Twitter schrieben mehrere User, dass die neue Oberfläche mit Chatbot-Funktion plötzlich da war, aber auch sehr schnell wieder verschwunden ist. Nun hat Microsoft die ChatGPT-gestützte Bing-Suche aber offiziell auf seinem Blog vorgestellt.
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Was kann das neue Bing mit ChatGPT-Einbindung?
Die Frontpage der Bing-Suche begrüßt Nutzer nun mit: „Fragen Sie mich etwas“. Darunter erscheint eine Karte mit dem Text: „Einführung in das neue Bing. Stellen Sie echte Fragen. Erhalten Sie vollständige Antworten.“ Microsoft-CEO Satya Nadella beschreibt die Seite als „Copilot für das Web“. In erster Linie steht dabei die neue Bing-Suche im Fokus, die durch AI-Einbindung relevantere Ergebnisse anzeigen soll. Außerdem kann die Suche umfassende Antworten auf Fragen stellen. Anstatt durch die Suchergebnisse scrollen zu müssen, bekommen Nutzer so direkt die passende Antwort auf ihre Frage – etwa, womit sich Ei in einem Kuchenrezept am besten ersetzen lässt.
Doch das neue Bing soll nicht nur für die einfache Internet-Suche dienen. Auch der Chatbot-Aspekt der ChatGPT-Einbindung bekommt eine prominente Rolle auf der Seite. In einem eigenen Chat können Nutzer sich etwa einen Reiseplan erstellen oder beim TV-Kauf beraten lassen. Da ChatGPT dialogbasiert ist, sind weitere Nachfragen möglich, etwa um mehr Details zu erfahren. Durch die Internet-Anbindung kann die AI außerdem aktuelle Web-Links ausgeben – etwa zur Buchungs- oder Kaufseite. Aber auch für kreative Zwecke soll Bing dank ChatGPT nutzbar sein. Die AI kann E-Mails verfassen, bei der Vorbereitung eines Bewerbungsgesprächs helfen und ein Pop-Quiz für den Spielabend vorbereiten. Der Vorteil gegenüber der bisherigen ChatGPT-Version, die für Nutzer über die Open-AI-Webseite zugänglich ist, zeigt das neue Bing jedoch die Quellen, auf die es zugreift.
Weitere AI-gestützte Funktionen hat Microsoft des Weiteren direkt in den Edge-Browser integriert. In der Sidebar haben Nutzer nun einen Schnellzugriff auf die Chat-Funktion und können zudem Inhalte erstellen lassen – etwa für einen Post auf Social Media.
Das neue Bing mit ChatGPT-Einbinung ist ab sofort online. Nutzer müssen sich jedoch unter Umständen in die Warteliste eintragen, da Microsoft die Verfügbarkeit in den kommenden Wochen Schritt für Schritt ausweitet. Es ist jedoch bereits jetzt möglich, die Suche eine Reihe von vorgefertigten Fragen beantworten zu lassen.
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ChatGPT in Bing macht Google Konkurrenz
Nachdem Open AI ChatGPT zum Testen freigegeben hat, konnte es in nur fünf Tagen eine Million Nutzer verzeichnen (Quelle: Statista). Zum Vergleich: Netflix hat dreieinhalb Jahre gebraucht, um so viele Nutzer zu erreichen, bei Facebook waren es zehn Monate. Schnell hat sich herausgestellt, dass die AI viele Fragen, die sonst in die Google-Suche eingegeben werden, schneller und präziser beantworten kann.
Nun hat Microsoft einen Heimvorteil, weil das Unternehmen ChatGPT bereits für seine Suchmaschine Bing verwenden kann. Durch die Anbindung an das Internet zur Beantwortung von Fragen mit aktuellem Bezug könnte das Unternehmen auf einmal Google gefährlich werden. Deswegen sind sogar die Gründer Larry Page und Sergey Brin, die 2019 ihre aktiven Rollen bei Google verlassen hatten, wieder zurück im Hauptquartier in Mountain View, California. Sie sollen dabei helfen, Googles AI-Strategie zu fokussieren. Einen ersten Erfolg kann das Unternehmen feiern, denn Googles eigener Chatbot „Bard“ steht Nutzern bald zum Testen zur Verfügung.
Konkurrenz für ChatGPT Google Bard startet in Deutschland – so können Sie den Chatbot testen
„Search Generative Experience“ Google stellt neue AI-Suchmaschine vor
Alternativen 6 KI-Tools, die ChatGPT Konkurrenz machen könnten
Quellen
- Official Microsoft Blog: „Reinventing search with a new AI-powered Microsoft Bing and Edge, your copilot for the web“ (aufgerufen am 8. Februar 2023)
- The Verge: „Is this Microsoft’s ChatGPT-powered Bing?“ (aufgerufen am 6. Februar 2023)