20. Juni 2022, 13:25 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Viele kennen das Problem: Man möchte schnell ein paar Fotos aufnehmen, allerdings sind die Lichtverhältnisse bescheiden. Ohne Stativ und aus der Hand gelingt es unter solchen Bedingungen nicht einmal den Profis, wackelfreie Aufnahmen hinzubekommen. In solchen Fällen hilft ein Bildstabilisator. Do wie funktioniert eigentlich die Technik dahinter? In unserem Artikel lüften wir das Geheimnis des Bildstabilisators.
Die Idee, Bilder zu stabilisieren, stammt aus den späten 1980er Jahren. Damals feierten die ersten kompakten Camcorder einen ersten Siegeszug in den heimischen Wohnstuben. Angespornt durch ambitionierte Videofilmer, entwickelten die Kamerahersteller erste Lösungen, um Filmaufnahmen auch ohne Stativ reibungsloser zu machen. Der Bildstabilisator war geboren.
Übersicht
Beim Filmen verwackeln Aufnahmen bei Naheinstellungen. Jeder Mensch zittert unmerklich. Vor allem bei Zoom-Aufnahmen wird dieses Zittern extrem deutlich sichtbar. Daher arbeiteten in den Entwicklungslaboren der Kamerahersteller die Experten an technischen Möglichkeiten, dem Zittern etwas entgegenzusetzen. Die Entwicklung hin zum Bildstabilisator, wie wir ihn heute kennen, dauerte allerdings etwas.
Erste Lösung: Intelligente Objektive
Der erste Bildstabilisator wirkte im Objektiv der Videokamera selbst. Dazu bauten die Entwickler eine zusätzliche, bewegliche Stabilisatorlinse in das Objektiv ein. Diese Linse wird über einen kleinen Motor gesteuert.
Während der Filmaufnahme korrigiert diese Linse kleinere Verwacklungen, die durch das menschliche Zittern entstehen. Als Maßstab nimmt die Linse die einfallenden Lichtstrahlen. Abweichungen werden unmittelbar erkannt und durch eine entsprechende Bewegung der Linse in die entgegengesetzte Richtung ausgeglichen.
Der ganze Prozess dauert selbstverständlich nicht länger als ein Lidschlag. Daher ist auch klar: Größere Verwacklungen lassen sich mit dieser Methode nicht ausgleichen.
Übrigens: In Fotokameras tauchten erste Bildstabilisatoren in Objektiven erst Mitte der 1990er Jahre auf. Auch hier erfolgte die technische Entwicklung erst durch leidenschaftliche Hobby-Fotografen. Angefeuert durch immer mehr kleine, kompakte Spiegelreflexkameras, entdeckten die Menschen ihre Liebe zur Fotografie.
Beim Fotografieren verwackeln Bilder, wenn das Motiv nicht ordentlich ausgeleuchtet und daher eine längere Blendenzeit notwendig ist. Je länger die Blende geöffnet ist, umso deutlicher wirken sich selbst kleinste Bewegungen auf die Qualität der Aufnahme aus. Auch hier hilft das oben beschriebene Prinzip, um Bilder innerhalb des Objektivs zu stabilisieren.
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Weiterentwicklung: Elektronische Bildstabilisatoren
Vor allem das Aufkommen von digitalen Spiegelreflexkameras veränderte die Technik, um Bilder wackelfrei zu machen. In der Digitalkamera steckt ein elektronischer Bildsensor. Ähnlich wie die Stabilisatorlinse im Objektiv ist der Bildsensor beweglich gelagert. Dadurch kann er bis zu fünf verschiedene Achsenbewegungen vollziehen.
Um einmal eine Vorstellung davon zu bekommen, wie schnell sich der Bildsensor bewegen kann: Bis zu 1000-mal pro Sekunde gleicht der empfindliche Sensor Wackelbewegungen aus.
Allerdings kann auch der in der Kamera verbaute elektronische Bildstabilisator nur kleinste Zitterbewegungen ausgleichen. Extrem verwackelte Aufnahmen lassen sich dann höchstens noch mit der künstlerischen Freiheit begründen.
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Meisterklasse: Der duale Bildstabilisator
Inzwischen gibt es Foto- und Videokameras, die beide Technologien intelligent miteinander verknüpfen. In diesem Falle arbeiten Stabilisatorlinse im Objektiv und der elektronische Bildsensor in der Kamera zusammen. Diese Methode liefert aktuell die besten Aufnahmen, wenn gerade kein Stativ verfügbar ist.
Allerdings bieten nur wenige Kamerahersteller eine solche Lösung an. Leider lassen sich die verschiedenen Systeme nicht untereinander kombinieren. Daher muss man sich für einen Hersteller entscheiden, um auch unter schwierigen Bedingungen in den Genuss von gestochen scharfen Aufnahmen zu kommen.
Der beste Bildstabilisator nutzt allerdings nichts, wenn das Motiv sich extrem schnell bewegt. In dem Fall sollte die Kamera über einen Sportmodus verfügen, der die Blendenzeit für blitzschnelle Motivbewegungen optimiert. Hersteller von Action-Cams bieten beispielsweise solche Lösungen an – etwa DJI oder GoPro.