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12. Februar 2025, 19:18 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Liebesschwindel ist keineswegs ein neues Phänomen. Doch es hat als „Love Scamming“ beim Online-Dating einen ziemlichen Aufschwung erlebt – denn klar, die digitale Welt macht Täuschungen besonders leicht. Auch aktuell gehen einige fiese Betrugsmaschen um. Wovor Sie sich bei der Partnersuche jetzt in Acht nehmen sollten, erfahren Sie bei TECHBOOK.
Sie haben noch kein Date zum Valentinstag? Da können die verschiedenen Dating-Apps bekanntlich Abhilfe schaffen. Doch wenn Ihnen beim Online-Dating eine Person begegnet, die zu perfekt erscheint, um wahr zu sein – dann ist sie es womöglich auch. Denn es tummeln sich unter den vielen Nutzern von Tinder und Co. auch immer mehr Fake-Profile. Diese müssen längst nicht immer von echten Menschen (mit kriminellen Absichten) betrieben werden, oft stecken auch Bots bzw. KI-Models dahinter. Einige Betrugsmaschen sind dabei besonders verbreitet.
Übersicht
Betrug beim Online-Dating auf dem Vormarsch
Als Love Scamming oder Romance Scamming ist das falsche Spiel mit der Liebe ein fester Begriff. Das Ziel dahinter ist es, das Vertrauen der Person am anderen Ende des Chats zu gewinnen, um sie schließlich finanziell auszunutzen oder auf andere Weise zu betrügen. Wirklich originell ist das Konzept nicht – Liebes- oder Heiratsschwindler gibt es schließlich schon seit Jahrhunderten. Auf digitalem Wege jedoch kann die „perfide Anbahnungsmasche“, wie etwa die Polizei Sachsen es nennt, besonders schnell ans Ziel führen.
Warum Love Scamming so oft funktioniert
Das Erfolgsrezept beim Online-Dating-Betrug setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen. Bereist der erste Schritt der Kontaktaufnahme ist leicht – besonders dann, wenn die Fake-Profile attraktive (aber noch realistische) Erscheinungen darstellen, hat ein potenzielles Opfer schnell nach rechts geswiped. Ebenso werden vermeintlich harmlose Gespräche leichtfertig geführt.
Die Betrüger beherrschen es, bald die richtigen Knöpfe zu drücken und eine emotionale Verbindung entstehen zu lassen. Besonders gemein: Der vermeintliche Schwarm übt sich scheinbar mit einem Treffen in Geduld und nimmt sich zunächst viel Zeit fürs Kennenlernen, was beim Gegenüber den Eindruck einer sich langsam entwickelnden Beziehung vermitteln kann. Tatsächlich rührt diese Mäßigung jedoch oft nur daher, dass die Person gar nicht existiert, oder zumindest ganz anders.
Achten Sie auf diese Betrugsmaschen beim Online-Dating
Sobald ein persönliches Treffen im Raum steht, ändern die Betrüger ihre Vorgehensweise. Davor warnt die Verbraucherzentrale. „Plötzlich stecken die Scammer angeblich in Schwierigkeiten und haben Probleme, bei denen sie Ihre Hilfe brauchen“, heißt es da weiter. Finanzielle Hilfe, versteht sich. Besonders verbreitet seien dabei die folgenden Maschen:
Kein Geld fürs Ticket
Die Person gibt vor, Sie besuchen zu wollen, könne sich aber ein Ticket (z. B. aus dem Ausland) nicht leisten. Da die Ermöglichung eines Treffens auch in Ihrem Sinne sein dürfte, bittet der Betrüger Sie um das nötige Geld dafür – und Sie könnten geneigt sein, dem zu folgen. Ein ähnlicher Vorwand könnte lauten, dass die Person im Rahmen einer Geschäftsreise in Geldnot geraten ist und ohne finanzielle Unterstützung nicht zurückkommen kann.
Vorgetäuschte Notsituation
Love Scammer behaupten laut der Verbraucherzentrale gerne, selbst zum Opfer von Betrügern oder in einen Unfall verwickelt worden zu sein; sie müssten nun einen Krankenhausaufenthalt bezahlen. Nicht selten melde sich auch ein vermeintlicher Arzt, Polizist oder Angehöriger des Chat-Partners, der die Story bestätige. Ähnlich beliebt: Die eigene Geldkarten wurden gestohlen. Derartige Umstände schaffen eine Dringlichkeit, die das Opfer zum vorschnellen Handeln verleiten kann.
Die angebliche Notsituation kann auch ein angeblicher Todeswunsch sein oder vermeintlich dazu führen. So warnt die Verbraucherzentrale davor, dass der Chat-Partner droht, sich das Leben zu nehmen, sollten Sie ihm finanzielle Unterstützung verweigern.
Fehlende Reisedokumente
Auch angebliche Probleme bei der Ausreise sind unter den gängigen Betrugsmaschen. Der Pass wurde gestohlen – die Person sitze daher in einem fremden Land fest und benötige etwa finanzielle Mittel für die Wiederbeschaffung der wichtigen Dokumente. Weiterhin könnten Sie gebeten werden, „eine Art Gebühr an die Regierung des Landes zu zahlen, aus der der Love Scammer stammt, ohne die er das Land nicht verlassen könne“, mahnt der Verein. Für derartige angebliche Abgaben haben sich demnach unter Scammern die Abkürzungen „PTA“ oder „BTA“ etabliert. Diese existieren in Wahrheit nicht.
Eröffnung eines gemeinsamen Kontos
Als ein weiteres Beispiel nennt die Verbraucherzentrale die angebliche Absicht von Love Scammern, ein gemeinsames Konto zu eröffnen. Zu diesem Zweck könnten Sie dazu aufgefordert werden, Kopien Ihrer Ausweisdokumente zu senden. „Wer fällt denn darauf rein?“, fragen Sie jetzt? Sie würden sich wundern! Es mag zwar beim nüchternen Betrachten offensichtlich sein, dass hier die Gefahr von Identitätsfälschung lauert. Doch unter den Love Scammern sind Profis, die mit ausgefeilten psychologischen Tricks arbeiten.
Mehrfach betrogen – und strafbar gemacht
Schlimm genug, dass die oft verliebten Opfer gleichzeitig um Geld und die Liebe betrogen werden. Die Polizei Sachsen warnt weiterhin davor, dass sie sich unter Umständen selbst strafbar machen können, wenn sie auf Wunsch des Love Scammers ihr Konto für Geldtransfers zur Verfügung stellen oder hohe Geldsummen senden. „Auch wenn sie glauben, ihrer großen Liebe in Not geholfen zu haben, handelt es sich in solchen Fällen um eine Straftat“, heißt es da, „nämlich um die der Geldwäsche.“
Erpressung mit Nachtfotos oder -videos
Ein Klassiker: Opfer werden mit Nacktfotos erpresst, die übrigens nicht immer echt sein müssen. Man spricht dabei auch von Sextortion (von den englischen Wörtern für Sex und Erpressung). Ein solcher Fall ereignete sich kürzlich in Erfurt. Man stelle sich einen 18-Jährigen vor, der beim Online-Dating das Angebot einer attraktiven Frau bekommt, beim Video-Chat intimer zu werden.
Die Betrügerin konnte ihn dazu bewegen, sich auszuziehen, berichtet etwa der MDR. Sie zeichnete das eindeutige Material auf und drohte damit, es zu veröffentlichen, sollte er ihr kein Geld senden. Nach einer ersten Zahlung von 100 Euro informierte der junge Mann die Polizei, es ist somit zumindest glimpflich ausgegangen.
Verbreitung von Love Scamming in Deutschland
Laut Angaben der Polizei wurden in Sachen im Jahr 2023 rund 370 Love-Scamming-Fälle registriert. In 280 davon erreichten die Betrugsmaschen ihr Ziel; „ein Gesamtschaden von etwa 4,6 Millionen Euro entstand“.
Seither zeichnet sich insgesamt ein erfreulicher Trend ab: Die Zahlen der Betrugsfälle beim Online-Dating scheinen zurückzugehen. Speziell Niedersachen scheint das Problem im Griff zu haben. Laut einer Recherche der dpa wurden dort 2024 deutlich weniger Menschen betrogen als in den Vorjahren. Das Landeskriminalamt Niedersachsen bestätigte demnach einen Rückgang der Fallzahlen von einem mittleren dreistelligen Bereich im Jahr 2021 auf weniger als 100 polizeilich bekannte Fälle. Eine Ausnahme stellt Sextortion dar. Hier zeigt eine Sonderrecherche des Landeskriminalamtes in Mecklenburg-Vorpommern einen Anstieg der Fälle, berichtet etwa ZDF.
Die zusammenfassend rückläufige Entwicklung dürfte damit zusammenhängen, dass Nutzer von Bumble, Tinder und Co. sich der Gefahren zunehmend bewusster sind. Alle anderen finden hier einige wichtige Informationen.
So schützen Sie sich vor Betrugsmaschen beim Online-Dating
Die Verbraucherzentrale hat auf Ihrer Seite mehrere Tipps veröffentlicht, um sich vor Love Scamming zu schützen. Hier die Zusammenfassung:
Überprüfen Sie schockverliebte Chat-Partner
Beschränken Sie sich auf große Dating-Plattformen mit verifizierten Nutzern – dort sei die Gefahr von Fake-Profilen zwar nicht ganz gebannt, aber zumindest deutlich geringer. Und so unromantisch es klingen mag: Überprüfen Sie potenzielle Chat-Partner durch eine kurze Online-Suchanfrage und nutzen Sie dafür auch die umgekehrte Bildersuche. So lassen sich manchmal gestohlene Profilfotos aufdecken.
Erzwingen Sie einen Video-Chat
Im Video-Chat können Sie erkennen, ob die Person am anderen Ende existiert. Aber Achtung: Dass sie das tut, ist natürlich keine Garantie für ernsthafte Absichten! Zumindest wären im virtuellen Gespräch Schauspielkünste vonnöten, um Sie zu täuschen. Auch lässt sich im Video-Chat womöglich ermitteln, ob der Chat-Partner KI-generiert ist – wenn dies auch etwas schwerer geworden ist. Hier finden Sie für diesen Fall einige wertvolle Tipps.
Niemals auf Geldforderungen eingehen
Sobald das Thema Geld aufkommt: Seien Sie in höchster Alarmbereitschaft! Geben Sie unter keinen Umständen Kontodaten preis und senden Sie kein Geld. Sollten es Ihnen schwerfallen, objektiv zu sein, oder haben Sie echte Sorge um die Person, für die Sie womöglich bereits Gefühle entwickelt haben: Wenden Sie sich an Vertraute. Freunde oder Familie können die Situation besser einschätzen und Sie womöglich von einem Fehler abhalten.
Bleiben Sie bekleidet
In einer echten Beziehung auf Distanz, in der die Partner einander natürlich auch körperlich vermissen, mag Telefon- oder Video-Sex dazugehören. Beim Online-Dating ist es jedoch dringend empfohlen, die Kleidung anzubehalten. Die Gefahr, mit Nacktaufnahmen erpresst zu werden, ist zu real. Werden Sie mit der Veröffentlichung von falschem Bild- oder Videomaterial erpresst, sollte Sie sich zunächst an die Plattform wenden, auf der Sie mit dem Betrüger kommunizieren, und im nächsten Schritt an die Polizei.
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Wenn es doch passiert ist – handeln!
Sind Sie bereits zum Opfer von Love Scamming geworden, sollten Sie sich nicht aus Scham zurückziehen: Jetzt ist Handeln angesagt. Stellen Sie den Kontakt mit der Person auf der Stelle ein, und so selbstverständlich auch die Geldüberweisungen. Manchmal kann es sinnvoll sein, die eigenen Kontodaten zu ändern. Sichern Sie sämtliches verfügbares Beweismaterial (z. B. Chat-Verläufe und Kontoauszüge) und wenden sich damit an die Polizei; manchmal gelingt es, bereits gezahlte Beträge zurückzubekommen.