18. Juli 2020, 19:30 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten
Apps können helfen, die eigenen Finanzen im Blick zu behalten und zu koordinieren. Sogar seine Steuererklärung kann man heutzutage per App erledigen.
Ein nicht unerheblicher Prozentsatz der Überschuldung deutscher Privathaushalte geht auf „falsches“ beziehungsweise übermäßiges Konsumverhalten zurück. Laut einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes machte das 2018 insgesamt 12,9 Prozent aller Beratungssuchenden bezüglich privater Schulden aus. Bei unter 25-Jährigen sind es sogar 26,8 Prozent. Der SchuldnerAtlas Deutschland zeigte für Ende des Jahres 2019 außerdem an, dass 6,9 Millionen Deutsche überschuldet sind.
Dabei, das zu vermeiden, können diverse Finanz-Apps helfen. Dank der vielfältigen Anwendungen können Sie Ihre Finanzen besser im Überblick behalten und sehen, für was Sie besonders viel Geld ausgeben. Dank Konto- und Vermögensmanagement haben Sie auch immer Ihren Kontostand im Blick, leben Sie mit Ihrem Partner zusammen oder auch in einer Wohngemeinschaft können Sie außerdem übergreifend Finanzen koordinieren. TECHBOOK stellt Ihnen in diesem Artikel neun Finanz-Apps vor, die alle monetären Bereiche des Alltags abdecken.
Inhaltsverzeichnis
Haushaltsbuch – Überblick im Alltag
Ein Haushaltsbuch ist das A und O zur Einnahmen- und Ausgabenüberwachung. Mit einer entsprechenden App können Sie auf einen Blick sehen, wie viel Geld Sie beispielsweise für Lebensmittel im Monat ausgeben. Voraussetzung ist natürlich, entsprechende Geldtransaktionen einzutragen. Die App übernimmt dann die Berechnung und stellt das Ergebnis (im besten Fall) übersichtlich dar. Denn häufig gilt: Wir wissen zwar, wie viel Geld die großen Posten wie Miete verschlingen, aber über die kleineren Ausgaben verliert man schnell mal den Überblick.
Ausgaben Manager – Tracker
Der „Ausgaben Manager – Tracker“ eignet sich vor allem für Einsteiger, die noch nie eine entsprechende App genutzt oder ein analoges Haushaltsbuch geführt haben. Die Anwendung ist übersichtlich und strukturiert. Die grafische Darstellung auf der Startseite sowie der Kalender ermöglichen eine schnelle Monatsübersicht über alle Einnahmen und Ausgaben. Auch der eingebaute Taschenrechner ist nützlich, allerdings eher unnötig. Wirklich praktisch ist dagegen die Bilderfunktion: Zu jeder Ausgabe kann ein Bild, beispielsweise des gekauften Produkts, hinzugefügt werden, was zusätzliche Übersichtlichkeit schafft. Auch Rechnungsbelege können so hinterlegt werden.
Das größte Manko ist, dass keine Daueraufträge eingerichtet werden können, weswegen die Bedienung der App vergleichsweise viel Zeit in Anspruch nimmt. Das hilft aber andererseits natürlich auch, sich aktiv immer wieder über laufende Kosten auf dem Laufen zu halten
SayMoney – Haushaltsbuch
Die App „Say Money – Haushaltsbuch“ gehört zum deutschen Unternehmen IW IT & Apps und ist sowohl für Android als auch für iOS nutzbar. In der kostenlosen Version fällt vor allem die Werbefreiheit positiv auf. Die Bedienung ist intuitiv: Bei der Dateneingabe unterscheidet die App in „Transaktionen“, „Daueraufträge“ und „Umbuchungen“. Außerdem gibt es diverse Kategorien, die – wenn man die Ein- und Ausgaben entsprechend einträgt – für zusätzliche Übersichtlichkeit sorgen. Unter dem Punkt Konten kann man zusätzlich zwischen „Bankkonto“, „Kreditkarte“ und „Sparbuch wählen. Die Eingaben werden grafisch ausgewertet und auf der Startseite dargestellt und wer möchte, kann die App per PIN oder Fingerabdrucksensor sperren.
Leider können in der kostenlosen Basis-Version maximal 10 Daueraufträge eingerichtet werden. Man kann sie natürlich auch mit mehr als 10 Aufträgen nutzen, indem man die Daten jeden Monat händisch einträgt. Es gibt aber auch die Option für einmalig 89 Cent die Begrenzung komplett aufzuheben. Gerade mit dieser Zugabe reicht die Basis-Version für den Otto Normalverbraucher allemal aus. Zusätzliche Tools wie Budgetierung, ein Währungsrechner und Zusatz-Berichte gibt es in der Pro-Version für 4,99 Euro.
Kontenmanagement per App
Apps zum Kontenmanagement sind im Prinzip erweiterte Haushaltsbücher mit Kontoanbindung. Auch hier werden Einnahmen und Ausgaben registriert, in der Regel über eine Synchronisierung der Konten automatisch.
Finanzguru
Die „Finanzguru“-App dürfte einem breiten Publikum aus „Die Höhle der Löwen“ bekannt sein, wo das Geschwisterpaar Alexander und Benjamin Michel den Zuschlag von Carsten Machmeyer bekam. Darüber hinaus hat auch die Deutsche Bank bereits investiert. Mit geringem Aufwand können in der App Einnahmen und Ausgaben über die Kontoanbindung eingetragen und so Kontenbewegungen überwacht werden. Praktisch ist vor allem die Budgetierungs- und die Kontenauslesungsfunktion. Anhand der registrierten Abbuchungen berechnet die App im Voraus einen ungefähren Plan. Auch die Möglichkeit, über die App registrierte Verträge zu kündigen, ist über die Kontenanbindung integriert. „Finanzguru“ verfügt auch über eine Alarmfunktion, die auf ablaufende oder sich verlängernde Vertragsfristen hinweist.
Die App an sich ist kostenlos. Das Unternehmen verdient Geld durch die Vermittlung günstigerer Partnerangebote. Dieses Angebot kann man nutzen, kann es aber auch lassen. Nützlich ist die Vergleichsübersicht der passenden Angebote auch so.
Zuper
„Zuper“ legt den klaren Fokus auf Übersichtlichkeit und Verwaltung der eigenen Finanzdaten. Auch hier werden die Konten direkt an die App angebunden, sodass alle Bewegungen auch in die „Zuper“-Übersicht einfließen. Auch hinter dieser Anwendung steht ein junges StartUp, das inzwischen international operiert. Per Push-Benachrichtigung wird der Nutzer sofort über eingehende oder ausgehende Kontobewegungen informiert und auch Überweisungen können aus der App heraus getätigt werden. Besonders die Übersichten auf der Startseite sind positiv hervorzuheben, setzen diese doch die aktuelle finanzielle Situation ins Verhältnis (beispielsweise zum Vormonat).
Darüber hinaus gibt die Anwendungen auf Basis der Daten nützliche Tipps. Nutzer bemängeln allerdings, dass die Organisation von Bargeldausgaben in der App mitunter kompliziert sei.
Finanzkoordination für den Mehrpersonenhaushalt
Es ist ja schön und gut, über die eigenen Finanzen im Bilde zu sein. Lebt man allerdings mit anderen Leuten wie dem Partner, der Familie oder Freunden zusammen, reicht das mitunter nicht aus. Auch hier kann eine App helfen, um den Alltag im Mehrpersonenhaushalt finanziell zu strukturieren.
Tabbt
Die App „Tabbt“ ist speziell auf Finanzplanung und die Nutzung durch mehrere Personen ausgelegt. Zahlungen werden dabei den angelegten Nutzern zugewiesen. Gemeinsame Zahlungen können außerdem gesplittet und durch die App anteilig berechnet werden. Außerdem gibt es auf der Startseite eine Übersicht, auf der Sie direkt sehen können, wem Sie eventuell noch Geld schulden oder umgekehrt.
Die Registrierung erfolgt über Facebook und Google, es ist also nötig, einem der beiden Unternehmen Zugriff auf die Kontakte zu gewähren.
Flatastic
Über die Finanzplanung hinaus geht die „Flastastic“-App. Es können nämlich außerdem Einkäufe koordiniert, ein Putzplan erstellt und eine allgemeine Pinnwand genutzt werden. Man kann aber natürlich auch nur die „Finanzen“-Funktion in Anspruch nehmen. Die Registrierung erfolgt mit Name und Email-Adresse, danach kann die Anwendung auch mit diversen Messengerdiensten verknüpft werden. So kann man genau sehen, wer diesen Monat schon wie viel beigesteuert hat und gegebenenfalls mit der Einkaufsliste abgleichen.
Das funktioniert allerdings nur dann reibungslos, wenn alle Personen im Haushalt auch alles entsprechend eintragen.
Steuererklärung leicht gemacht
Hand aufs Herz: Wer hat Spaß bei der Steuererklärung? Die meisten wollen das Prozedere möglichst schnell und unkompliziert hinter sich bringen. Auch dafür gibt es natürlich bereits zahlreiche Apps, die entweder bei der Erstellung unter die Arme greifen oder sie anschließend sogar direkt ans Finanzamt weiterleiten.
Taxfix
Das Berliner StartUp „Taxfix“ ist mit seiner Mission, Menschen mit ihrer Steuererklärung zu helfen, bisher sehr erfolgreich. Die gleichnamige App führt Schritt für Schritt anhand von Interview-Fragen durch die Steuererklärung und ist sowohl für iOS und Android als auch als Web-Version verfügbar. Dabei kann Lohnsteuerbescheid und alle anderen entsprechenden Infos manuell eingegeben, fotografiert oder hochgeladen werden; eine KI liest in diesem Fall die Daten aus. Wichtig ist, die gescannten Daten nochmal zu überprüfen, weil Zahlen zuweilen noch in der Zeile verrutschen. Ansonsten ist auch die manuelle Schritt-für-Schritt-Eingabe nicht besonders zeitintensiv. Fehlende Angaben können zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefügt werden.
Die Anwendung ist bis zur Abgabe der Steuererklärung kostenlos. Sie können „Taxfix“ also auch einfach testen. Kosten fallen erst ab einer Steuererstattung von 50 Euro und einer freiwilligen Abgabe der Erklärung an. Bei verpflichtender Abgabe und einem Erstattungswert von über 50 Euro kostet die App pro Vorgang 34,99 Euro.
Steuerbot
Ein ähnliches Konzept verfolgt die App „Steuerbot“, hinter der ein StartUp aus Stuttgart steht. Registrierung und Steuererklärung werden im Chat mit dem namensgebenden Steuerbot abgewickelt. Der Bot reagiert auf die Antworten, stellt entsprechende Fragen und gibt gegebenenfalls nützliche Tipps. Auch hier steht also ein Frage-Antwort-Mechanismus im Mittelpunkt, mit dessen Hilfe, die Steuererklärung in ca. 45 Minuten erledigt werden kann. Die App ist für alle, die die Steuererklärung freiwillig abgeben oder nur eine Steuererstattung in Höhe von 100 Euro bekommen kostenlos. Ansonsten wird eine Gebühr von 29,95 Euro fällig.
Wichtig bei der Nutzung von „Steuerbot“ ist allerdings, alle Daten vorab beisammen zu haben. Anders als etwa „Taxfix“ geht die App nämlich linear vor, Sie können also fehlende Angaben nicht später noch ergänzen. Auch eine Scan-Funktion ist nicht vorhanden, passt aber auch nicht zum Chat-Konzept. Außerdem ist die App (bisher) nicht für Selbstständige oder Angestellte mit Nebenverdienst geeignet, weil sie nur einfache Steuerfälle bearbeiten kann.
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Sonderfall Vermögensmanagement
Ein besonders sensibler Finanz-Bereich ist das Vermögensmanagement, geht es dabei doch konkret darum, das eigene Geld gezielt zu vermehren. Aufgrund der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank sind Geldanlagen wie das Sparbuch nicht mehr so sinnvoll wie früher.
Portfolio Performance
Wer sich privat mit Geldanlagen auseinandersetzt, kann mit der App „Portfolio Performance“ den Überblick über seine Anlagen behalten. Die Anwendung ist kostenlos und erfasst die Ersparnisse und setzt vor allem die Zeiträume ins Verhältnis, sodass Nutzer sehen können, ob ihr Vermögen langfristig steigt. Zinsen, Kursentwicklungen und eventuelle Dividende werden miteinbezogen.
Für komplette Neueinsteiger ist die App allerdings nur bedingt zu empfehlen. Schon bei der Einrichtung muss man ein gewisses Knowhow mitbringen.
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Fazit
In dem häufig umfangreichen Zahlen-Wirrwarr der eigenen Finanzen können Apps eine große Hilfe sein. Die beste App nützt allerdings nichts, wenn sie nicht entsprechend gepflegt wird. Bei einigen ist der Aufwand dafür höher als bei anderen, ganz von alleine funktioniert aber keine. Das kann aber auch mitunter helfen, einen besseren Überblick über die eigenen Finanzen zu behalten und sich aktiv mit ihnen auseinanderzusetzen.
Haushaltsbuchanwendungen sind die besten Alltagshelfer, sind sie doch vor allem nützlich, um sich klar zu werden, wie viel Geld man normalerweise für was ausgibt. Eine Erweiterung dessen sind Apps zum Kontenmanagement, da bei ihnen die Konten direkt angebunden sind und so mit der App synchronisiert werden. Wer in einem Mehrpersonenhaushalt lebt, ist finanztechnisch mit besonderen Herausforderungen konfrontiert, bei denen Apps eine koordinierende Funktion einnehmen können. Das funktioniert aber nur, wenn alle Beteiligten dieses Angebot aber auch zuverlässig nutzen. Sowohl die Steuererklärung als auch das Vermögensmanagement sind Sonderfälle, wobei es für ersteres inzwischen verlässliche App-Lösungen gibt. Gerade bei letzterem ist natürlich das finanzielle Risiko größer, weshalb Apps hier nur bedingt zum Einsatz kommen sollten. Vor allem, wer sich mit der Thematik des Geldanlegens erstmals beschäftigt, sollte sich gegebenenfalls zuallererst professionelle Beratung einholen und erst im zweiten Schritt auf überwachende Apps zurückgreifen.