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„Now And Then“ bricht Rekorde

Wie der neue Beatles-Song mittels KI entstanden ist 

Jahre nach dem Ende der Beatles gibt es nun einen neuen Song. KI macht es möglich
Jahre nach dem Ende der Beatles gibt es nun einen neuen Song. KI macht es möglich Foto: Getty Images
Lars Lubienetzki
Freier Redakteur

20. November 2023, 8:31 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Obwohl es die Beatles schon lange nicht mehr gibt, wurde unlängst mit „Now an Then“ ein neuer Song veröffentlicht. Urheber ist der bereits vor Jahren verstorbene John Lennon. Wie kann das sein? KI macht es möglich.

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Wenn berühmte Musikerinnern und Musiker für immer die Augen schließen, trauern auch die Plattenfirmen. Um den Trauerschmerz zu bewältigen, tauchen dann auch Jahre nach dem Tod mitunter unveröffentlichte Songs auf. Meist handelt es sich um Demo-Aufnahmen, die zu Lebzeiten mit Recht nicht veröffentlicht worden wären. Viele Fans freuen sich trotzdem, noch einmal etwas Neues von ihrem Star hören zu können. So auch bei dem „letzten“ Beatles-Song „Now and Then“. Die Single schießt direkt auf Platz 1 der deutschen Hitparade. KI spielt bei der Entstehung eine entscheidende Rolle.

Verstorbener John Lennon als Urheber

Paul McCartney hat bei der Ankündigung im Sommer von einem „letzten“ Beatles-Song gesprochen. Der Beatles-Bassist hat zusammen mit dem anderen noch lebenden Beatle, Schlagzeuger Ringo Starr, maßgeblichen Anteil an der Veröffentlichung des Liedes.

Dabei ist die Bezeichnung Beatles-Song nicht ganz richtig. Bei dem Lied handelt es sich um Demo-Aufnahmen von Beatles-Gitarrist John Lennon. Ende der 1970er-Jahre hat er auf dem Klavier verschiedene Songs eingespielt und auf Musik-Kassette aufgenommen.

Für alle, die mit der Geschichte der Beatles nach deren Auflösung im Jahr 1970 nicht vertraut sind: Im Jahr 1980 wird John Lennon von einem Mann auf offener Straße in New York erschossen. Seine Witwe, die Künstlerin Yoko Ono, hat viele Jahre später die Kassette mit den Aufnahmen an die restlichen drei der „Fab Four“ übergeben.

Bereits 1995 sind davon dann die Songs „Free As A Bird“ und „Real Love“ in neuer Bearbeitung als Beatles-Songs erschienen. Das Lied „Now and Then“ sollte damals ebenfalls veröffentlicht werden. George Harrison, der zweite Gitarrist der Beatles, soll damals jedoch geäußert haben, der Gesang von John Lennon sei qualitativ nicht zu gebrauchen.

KI ermöglicht Song-Überarbeitung

Als George Harrison im Jahr 2001 stirbt, geben die beiden verbliebenen Band-Mitglieder die Idee auf, einen letzten Beatles-Song zu veröffentlichen. Zur damaligen Zeit ist es technisch nicht möglich, die Stimme von John Lennon von der Klavierspur zu trennen.

20 Jahre später dreht Star-Regisseur Peter Jackson die Beatles-Dokumentation „The Beatles: Get Back“. Dabei verwendet der Filmemacher eine KI-Software. Diese ist vorab darauf trainiert worden, die einzelnen Stimmen der Beatles-Mitglieder in alten Aufnahmen zu erkennen und von anderen Geräuschen zu trennen.

Diese KI-Software weckt das Interesse von Paul McCartney. Denn damit ließe sich möglicherweise aus der alten Demo-Aufnahme zu „Now and Then“ der Gesang von John Lennon separieren.

Zusammen mit dem ehemaligen Band-Kollegen Ringo Starr begibt sich Paul McCartney Anfang 2022 zur Überarbeitung des Songs in ein Tonstudio. Das Ergebnis kennt die Musikwelt seit dem 2. November 2023. Und seitdem streitet sie über Sinn und Unsinn dieses letzten Beatles-Songs, der eigentlich ein John-Lennon-Song ist. Dabei geht es auch darum, ob KI in diesem Falle ethische Grenzen überschritten hat.

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Was darf KI im musikalischen Bereich und was nicht?

Es hat fast 30 Jahre gedauert, bis „Now and Then“ das Licht der Welt erblickt hat. Ohne KI wäre die Aufnahme in den Musikarchiven verstaubt. Hätten die verstorbenen Beatles, John Lennon und George Harrison, die Veröffentlichung als „Beatles-Song“ gewünscht?

Zumindest bei George Harrison kommen Zweifel auf. Der Musiker fand die Aufnahme bereits 1995 qualitativ unbrauchbar. Ob John Lennon der Veröffentlichung seiner Demo-Aufnahme zugestimmt hätte, darf auch bezweifelt werden. Schließlich ist die Trennung von den Beatles nicht ganz ohne Störgeräusche über die Bühne gegangen.

Erleben wir also bald dank KI eine Flut neuer Songs, vielleicht aus Soundfragmenten von Elvis, Kurt Cobain, Tina Turner oder David Bowie? Das ist keine Frage der KI. Denn Technik funktioniert einfach nur. KI tut das, was Menschen vorgeben.

Künftig wird KI möglicherweise in der Lage sein, neue Songs im Stile verstorbener Künstlerinnen und Künstler oder längst aufgelöster Bands zu komponieren. Einige zucken bei dem Gedanken zusammen. Andere begeistert die Vorstellung.

Beim Einsatz von KI im Musik-Sektor geht es schon längst nicht mehr darum, was technisch möglich ist. Da wird es keine Grenzen geben. Wenn wir Grenzen der KI in diesem Bereich möchten, muss darüber diskutiert werden.

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Wer das Lied noch nicht gehört hat, hier gibt es das offizielle Musik-Video, übrigens auch unter der Regie von Peter Jackson.

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