19. Juni 2024, 20:02 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Seit der Übernahme der Blog-Plattform Twitter durch Multimilliardär Elon Musk haben alle „X“-Nutzer Zugriff auf ein praktisches Feature, das im Kampf gegen Missinformation helfen soll. Jetzt bekommt auch YouTube eine ähnliche Funktion.
Auf X können Nutzer sogenannte „Community Notes“ für Posts von anderen erstellen, um den Inhalt zu korrigieren oder Kontext hinzuzufügen. In einem neuen Experiment möchte YouTube diese „Notizen“-Funktion abkupfern.
YouTube bekommt seine eigenen „Community Notes“
In einem Post auf dem offiziellen YouTube-Blog hat das Unternehmen angekündigt, dass Nutzer in den USA ab sofort Anmerkungen für Videos in Form von angehefteten Notizen erstellen können. Beispiele sind etwa eine Notiz, die klarstellt, dass es sich um ein Parodie-Lied handelt, oder eine Notiz, die Nutzer informiert, dass älteres Videomaterial als aktuelles Ereignis dargestellt wird.
Das Experiment ist vorerst auf die USA und auf Englisch beschränkt. YouTube erwartet, dass anfangs nicht alle Notizen „eine gute Übereinstimmung mit dem Video haben“ und „potenziell inkorrekte Informationen“ enthalten können.
Wer kann Notizen auf YouTube verfassen und bewerten?
YouTube lädt geeignete Nutzer per E-Mail oder über das Creator Studio zu dem Experiment ein. Davon ausgenommen sind etwa inaktive Accounts und Accounts, die gegen die Richtlinien des Dienstes verstoßen haben.
Zwar tauchen die Anmerkungen „in den kommenden Wochen und Monaten“ für US-Nutzer in Videos auf. Zum Start können sie aber noch nicht selbst die Nützlichkeit der Notizen bewerten. Stattdessen kommt diese Aufgabe externen Gutachtern zugute, die auch für Bewertungen von Suchergebnissen und Empfehlungen zuständig sind. Sollte sich das System bewähren, ist die Ausweitung auf die Verfasser selbst angedacht.
Notizen unter YouTube-Videos sollen nur erscheinen, wenn sie allgemein hilfreich sind. Die Bewertungsskala ist dreistufig: „hilfreich“, „etwas hilfreich“, „nicht hilfreich“. Auch den Grund für die Bewertung fragt das Tool ab. Doch hilfreich bewertete Anmerkungen tauchen nicht automatisch auf – diese Entscheidung behält sich YouTube vor. Auch X macht das ähnlich, allerdings hat das Unternehmen den unterliegenden Code veröffentlicht, der entscheidet, welche „Community Note“ tatsächlich erscheint.
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Was genau sind „Community Notes“?
Bereits 2020 begann Twitter mit der Entwicklung von Birdwatch mit dem Ziel, Missinformation und Propaganda auf der Plattform einzudämmen. Zufällig ausgewählte Nutzer konnten damit Anmerkungen unter Posts erstellen und andere Nutzer diese bewerten. Nach der Übernahme und Umbennenung in „X“ macht Elon Musk die Funktion für alle Nutzer verfügbar und gab ihr einen neuen Namen: „Community Notes“ (dt. „Kollektive Anmerkungen“).
Mitwirkende Nutzer können zu jedem Post eine Anmerkung verfassen, etwa um den Inhalt des Posts zu korrigieren oder um relevanten Kontext zu erweitern. Andere Nutzer können die Anmerkung dann als Community Note sehen und bewerten. Dieses Bewertungssystem erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass korrekte Anmerkungen permanent unter inkorrekten oder ungenauen Posts erscheinen – während sachlich falsche oder politisch motivierte Anmerkungen wieder verschwinden.
Auf X können alle Nutzer Community Notes schreiben, sofern sie sich dafür registrieren und eine Reihe von Voraussetzungen erfüllen (i. e. keine Verstöße gegen die X-Regeln, verifizierte Rufnummer, etc.). Dem Hilfe-Center von X zufolge sind die Anmerkungen bislang nur in den USA für alle Nutzer sichtbar.