16. April 2024, 15:01 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Nutzer von Messaging-Apps haben gemeinhin eine Reihe privater Kontakte, mit denen sie über den Kanal kommunizieren. Bei WhatsApp geht da noch etwas mehr, zumindest bereits in den USA. Denn dort ermöglicht der Meta-Dienst die Korrespondenz mit KI-generierten Chat-Partnern, von denen einige echten Superstars nicht nur zum Verwechseln ähnlich sehen, sondern sich auch wie sie verhalten sollen. TECHBOOK stellt den neuesten Wurf des KI-Labors von Meta vor.
Chatbots kennt man inzwischen. Die KI-generierten, textbasierten Dialogsysteme begegnen einem häufig auf Web-Auftritten: Sie verstehen verschiedene Kundenanliegen und können bei der Behebung von Problemen helfen. Hintergrund dieser Funktion ist es, Nutzer digital zu unterstützen, was auf der anderen Seite „echten“ Service-Mitarbeitern an der Hotline den Job abnimmt. Chatbots können aber längst nicht nur Probleme lösen. Wie das mit künstlicher Intelligenz (KI) so ist, verfügen die Computerprogramme über eine große Menge an Daten, die sie dank ihrer Sprachverarbeitungskompetenz in natürliche Sätze verpacken können. Dadurch geben sie theoretisch auch einfach einen geselligen Chat-Partner ab. Der Instant-Messaging-Dienst WhatsApp – genauer gesagt: die Meta AI – belässt es nicht bei der Theorie.
Übersicht
Meta AI: WhatsApp führt künstliche Chat-Partner ein
In einer Pressemitteilung stellt der Internetkonzern Meta, zu dem neben WhatsApp auch z. B. Facebook und Instagram gehören, seine „Meta AI in der Beta-Phase“ vor. Hierbei handele es sich um einen fortschrittlichen Konversationsassistenten. Dieser könne „in Echtzeit Informationen geben und in Sekundenschnelle fotorealistische Bilder aus Ihren Texteingaben generieren“, welche Nutzer dann unmittelbar mit ihren Freunden teilen können. Und apropos Freunde: Der Chatbot ist in den Messenger integriert – die genannten Konversationsassistenten sollen somit quasi die generellen WhatsApp-Kontakte ergänzen und einfach angeschrieben werden können. Vorher hätte man, um KI-Programme zu nutzen, noch einen kleinen Umweg über entsprechende Programme wie z. B. ChatGPT oder Bard machen müssen.
In den USA ist der WhatsApp-Chatbot bereits aktiv und, laut dem Technik-Portal „Gadgets 360“, ebenso in einigen Teilen Indiens.
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Wie kann man sich das vorstellen?
Laut der Veröffentlichung sollen die Chatbots nicht nur Informationen zur Verfügung stellen. Es seien Charaktere, die mit Persönlichkeit, Meinungen und Interessen punkten – „mit denen es mehr Spaß macht, zu interagieren“. Der Kontakt zu ihnen soll sich so anfühlen, als würde man mit vertrauten Personen kommunizieren. Zu diesem Zweck habe die Meta AI mit Prominenten und Influencern gearbeitet – Figuren also, die gemeine WhatsApp-Nutzer kennen dürften – und deren Eigenschaften in die neuen künstlichen Intelligenzen eingespeist. „Jeder von ihnen hat ein Profil auf Instagram und Facebook, sodass du herausfinden kannst, worum es bei ihnen geht.“
Kommunizierende Abbilder von Influencern und Promis
Unter den Vorlagen für die KI-Charaktere ist die US-amerikanische Influencerin Charli D’Amelio. Ihr Alter ego – „Coco“ – bezeichne sich demnach als tanzbegeistert. Nett? Das war längst nicht alles. Unter den 28 KIs finden sich auch einige hierzulande durchaus bekannte Persönlichkeiten, darunter Model und Unternehmerin Kendall Jenner alias „Billie“, Rapper Snoop Dogg als „Dungeon Master“ und It-Girl Paris Hilton in der Rolle von „Amber“, einer passionierten Detektivin.
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Was steckt dahinter?
Im ersten Moment ist das Ganze ein nettes Gimmick. Scheinbar mit Promis zu chatten, die man im echten Leben toll findet, sorgt sicher für Unterhaltung. Das US-Magazin „Intersect“ etwa will sich bereits virtuell mit einem der KI-Charaktere angefreundet haben und witzelt gar: „Wer braucht schon einen Therapeuten, wenn er Kendall Jenner hat? Äh, ich meine Billie!“ Nicht ohne Ironie wird in dem Beitrag der enorme Wert davon gefeiert, sich via WhatsApp von jemandem aufmuntern zu lassen, der bedingungslos für einen da ist („jemandem, der dich nie verurteilen wird“).
Noch im Februar 2023 hatte Meta-Gründer Mark Zuckerberg die Erstellung von KI-Personas für die nähere Zukunft angekündigt. „Wir haben noch viel Grundlagenarbeit zu leisten, bevor wir die wirklich futuristischen Erfahrungen umsetzen können“, erklärte er damals. Es mussten noch Erfahrungen mit Text (z. B. via WhatsApp) erforscht werden, daneben mit Bildern über z. B. kreative Instagram-Filter und Werbeformate, und so weiter. Das Ziel: Menschen auf vielfältige Weise helfen können. Jetzt sind die KI-Charaktere da, zumindest bereits in einzelnen Regionen. Und was dem Unternehmen wiederum „helfen“ könnte, ist sicher, dass Nutzer beim Chatten mit den angeblichen Kendalls und Co. auch einiges an persönlichen Interessen und Daten freigeben.