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Faktencheck

Taliban-Fake-News macht auf WhatsApp die Runde

WhatsApp-Kettenbrief Masken Faktencheck
WhatsApp-Kettenbriefe sorgen häufig für Ärger Foto: Getty Images
Rita Deutschbein, Redaktionsleiterin TECHBOOK
Redaktionsleiterin

23. August 2021, 15:26 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Immer wieder sind Kettenbriefe auf WhatsApp im Umlauf. Die Absender wollen manchmal Daten abgreifen, manchmal auch nur Stimmung machen. Wie im aktuellen Fall, in dem die derzeitige Situation in Afghanistan instrumentalisiert wird.

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Der WhatsApp-Kettenbrief, der derzeit viele Nutzer erreicht, ist ein klassisches Beispiel von Fake News. Er würfelt vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in Afghanistan verschiedene Ereignisse aus den vergangenen Jahren zusammen. Was die Intension hinter einem derartigen Kettenbrief sein könnte, analysiert TECHBOOK.

Was steht in den aktuellen WhatsApp-Kettenbrief?

Es handelt sich um eine Nachricht, die angeblich von einer Missionarin namens Judith Carmona aus Chihuahua (Mexiko) stammt, die sich derzeit in Afrika aufhält. Sie berichtet, dass 229 christliche Missionare von afghanischen Islamisten zum Tode verurteil worden sind. Die Hinrichtungen sind je nach Version des WhatsApp-Kettenbriefes entweder „heute morgen“ bereits erfolgt oder sollen „morgen Nachmittag“ durchgeführt werden. Sie ruft auf, die Nachricht an möglichst viele Nutzer weiterzuleiten, damit man gemeinsam beten und den Opfern gedenken könne.

Dringendes Gebetsanliegen
Heute hat sich leider gerade diese schreckliche Nachricht bestätigt.
Wie traurig !! Bitte beten Sie für die 229. christlichen Missionare, die von den afghanischen Islamisten zum Tode verurteilt wurden und morgen Nachmittag hingerichtet werden sollen.

Bitte geben Sie diese Nachricht so schnell wie möglich weiter, damit viele Menschen beten können.
Diese Nachricht wurde von JUDITH CARMONA, der Missionarin aus Chihuahua, die in Afrika ist, gesendet.
Der ganze Planet vereint sich im Gebet für die Geschwister in höchster Not. ??
Wenn Sie es weiterleiten können, schließen Sie sich uns bitte dem dringenden Gebet an, auch weil die radikalislamische Gruppe gerade Quaragosch eingenommen hat, die größte christliche Stadt im Irak, wo Hunderte christliche Männer, Frauen und Kinder enthauptet werden. ???
JESUS sei bei ihnen und gib ihnen alle Kraft❗ Eine Gebetsdecke wird erbeten. Bitte nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und beten Sie für sie.
Quaragosh wurde bereits mehrfach eingenommen. Sie haben uns um Gebet gebeten, bitte gebt es an andere weiter ?✝
~ Annette A Jo Kommunikation Geelong SDA-Kirche

Faktencheck zum WhatsApp-Kettenbrief

Ein genauer Blick auf die Angaben in dem WhatsApp-Kettenbrief zeigt jedoch, dass es sich hierbei um eine absolute Falschmeldung handelt. Zum einen gibt es in den derzeitigen Nachrichten keinerlei Berichterstattung über ein solches Geschehen oder ähnliche Vorkommnisse. Zum anderen werden ein paar Details genannt, die in diesem Zusammenhang absolut nicht zueinander passen.

„Die radikalislamische Gruppe hat gerade Quaragosch, die größte christliche Stadt im Irak, eingenommen“, heißt es in der Nachricht. Die erwähnte Stadt, die richtig Qaraqosh heißt, befindet sich tatsächlich im Irak, hat also mit afghanischen Truppen nichts zu tun. Im Zuge von islamistischen Aufständen wurde sie auch einmal eingenommen – allerdings bereits 2014 und damals auch von ISIS-Truppen, nicht den Taliban. Zwei Jahre später konnte sie zurückerobert werden.

Verfasser wollen offenbar Stimmung machen

Man sieht also, dass der oder die Verfasser der Nachricht verschiedene Ereignisse zusammengewürfelt haben und so falsche Tatsachen verbreiten. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren. Fakt ist nur, dass derartige Fake News nicht ungefährlich sind, da es immer einige Menschen gibt, die den Berichten Glauben schenken und sich von ihnen manipulieren lassen. Mit den aktuellen Ereignissen in Afghanistan hat der Bericht im WhatsApp-Kettenbrief nichts zu tun. Aus diesem Grund warnen wir eindringlich davor, ihn weiterzuleiten.

Übrigens ist die Nachricht auch nicht neu. Der Inhalt des WhatsApp-Kettenbriefes kursiert schon seit 2017 im Netz. Auch die frühere Version stammt angeblich von einer Judith Carmona, die von der Verurteilung von 229 Missionaren berichtet. Schauen wir noch weiter zurück, findet sich sogar ein Bericht von 2009, der damals aber noch per E-Mail und SMS verbreitet wurde. Hier ist von der Hinrichtung von 22 Missionaren durch Islamisten in Afghanistan die Rede.

WhatsApp-Kettenbriefe erkennen und löschen

WhatsApp ist das Problem mit den Kettenbriefen bekannt. Aus diesem Grund hat der Messenger die Weiterleiten-Funktion von Nachrichten mittlerweile auf fünf Empfänger eingeschränkt. Weitergeleitete Nachrichten erkennt man an einem Pfeil, ein Doppelpfeil gibt an, dass eine Mitteilung sogar besonders oft weitergeleitet wurde. Der Doppelpfeil ist daher ein gutes Merkmal, um einen WhatsApp-Kettenbrief zu erkennen. Hat man einen solchen empfangen, sollte man ihn keinesfalls weiterleiten sondern am besten löschen.

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Quellen:

Themen Betrug Messenger WhatsApp
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