5. Januar 2021, 21:45 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Stellen Sie sich vor, Sie wechseln den Mobilfunkanbieter, bekommen eine neue Nummer und WhatsApp ist plötzlich voller fremder Chatverläufe mit teils brisanten Nachrichten. Genau das ist Franziska B. passiert, die ihre Geschichte erzählt. TECHBOOK verrät, was Sie tun können, damit Ihre Chats nicht bei anderen Personen landen.
Wie brisant die persönlichen Nachrichten anderer sein können, merkt Franziska bei der Ansicht der fremden Chatverläufe schnell. In einer WhatsApp-Gruppe tauschen die Bekannten des alten Rufnummernbesitzers geschmacklose, hetzerische Witze aus, in denen der angeblich zimperliche Umgang der deutschen Polizei mit Flüchtlingen verhöhnt und der Waffeneinsatz der US-Behörden verherrlicht wird. Daraufhin bricht großes Emoji-Gelächter unter den anderen Teilnehmern aus, die sich offenbar nicht darüber bewusst sind, dass hier eine Außenstehende mitliest. In einem anderen Witz fordert der WhatsApp-Mob, Metzgereien und Stripclubs neben Moscheen zu bauen. Dazwischen mischt sich auch eine harmlose Sprachnachricht, in der ein Gruppenmitglied einem anderen zum Geburtstag gratuliert und alles Gute für die anstehende Fahrprüfung wünscht.
Darf man die fremden Chats öffnen?
Franziska selbst hat lange mit sich gerungen, ob Sie die Chats öffnen soll. Darf sie das überhaupt? Der Fachanwalt für Medienrecht und zertifizierte Datenschutzbeauftragte Kai Jüdemann bejaht dies gegenüber TECHBOOK: „Frau B. darf die Nachrichten auf ihrem Handy lesen. Anders wäre es bei einem fremden Handy. Im Übrigen kann Sie auch nicht wissen, ob die Nachrichten nicht für sie bestimmt waren. Als Privatperson fällt sie außerdem nicht unter die neue Datenschutzgrundverordnung (DSGVO, alle Infos dazu hier). Bilder und Nachrichten sollten dennoch nicht weitergegeben werden, da dies rechtliche Folgen haben kann“. Den kompletten Chatverlauf kann Franziska übrigens nicht einsehen, aber immerhin alle Nachrichten, die nach der Aktivierung der Nummer eingehen. Wie kann das sein?
Alles beginnt mit einem Nummernwechsel
WhatsApp muss zur Nutzung immer an eine Mobilfunknummer gekoppelt sein. Als Franziska zum Mobilfunkanbieter Vodafone wechselt, bekommt sie eine neue Rufnummer zugewiesen. Da die Nürnbergerin auch von dieser Nummer wie gewohnt WhatsApp nutzen möchte, führt sie den Umzugsdienst in der Messenger-App aus. Dieser entkoppelt die alte Nummer von ihrem WhatsApp-Account und hinterlegt die neue. Das Problem: Manche Anbieter recyceln ihre Nummern schon 30 Tage nach Beendigung des Vertrags, falls diese nicht mitgenommen werden. So auch im Fall von Franziska B., die eine Nummer von Vodafone erhalten hat, die der Vorbesitzer noch nicht vom Messenger entkoppelt hat. Für WhatsApp haben nun also sowohl Franziska als auch der alte Besitzer die gleiche Nummer – entsprechend hat sie nun Zugriff auf einige Chats und wird regelmäßig von Fremden angeschrieben, die denken, die chatten mit dem Vorbesitzer der Nummer.
Schutzmechanismus von WhatsApp greift nicht
WhatsApp ist dieses Problem durchaus bekannt. Im Hilfebereich seiner Website schreibt das Unternehmen: „Um Verwirrung mit recycelten Nummern zu verhindern, beobachten wir die Aktivität. Wenn ein Account für 30 Tage inaktiv ist und dann auf einem anderen Gerät neu aktiviert wird, sehen wir das als Zeichen, dass die Nummer recycelt wurde.“
Bis vor einiger Zeit betrug diese Karenzzeit noch 45 Tage, wurde dann aber auf den Zeitraum der Rufnummernweitergabe angepasst. Eine gut gemeinte Reaktion auf das Problem, die aber, wie der aktuelle Fall von Franziska zeigt, nicht fruchtet. Rechtsanwalt Jüdemann sieht die Situation kritisch: „WhatsApp kommt durch die Weitergabe der Daten in einen Konflikt mit der DSVGO. Grundsätzlich sollte sich jeder überlegen, ob er seine Daten einem Unternehmen zur Verfügung stellt, das alle Informationen auf Servern in Übersee speichert. Generell raten wir von der Nutzung von WhatsApp für geschäftliche Daten ab, auch da die App die gespeicherten Nummern auf dem Handy abgleicht. Diese Weiterleitung erfolgt ohne Einwilligung der Kunden und daher ohne Rechtsgrundlage.“
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So schützen Sie sich davor, dass Fremde ihre Chats lesen
Die gute Nachricht ist, dass es jeder selbst in der Hand hat, seine Whatsapp-Chats zu schützen. Wer seine Nummer wechselt, sollte sie auf jeden Fall vorher vom Account entkoppeln. Das funktioniert ganz leicht: Gehen Sie einfach bei WhatsApp in die „Einstellungen“, dann auf „Account“ und dann auf “Nummer ändern“.
Hier können Sie nun Ihre neue Telefonnummer eingeben und die alte entkoppeln.
Sollten Sie WhatsApp nach dem Nummernwechsel nicht weiter verwenden wollen, besteht außerdem die Möglichkeit, den Account in den Accounteinstellungen zu löschen. Dann wird nicht nur die Nummer entkoppelt, sondern auch alle Chats endgültig gelöscht.