7. Juni 2022, 13:57 Uhr | Lesezeit: 2 Minuten
Telegram hat sich bislang immer geweigert, Daten seiner Nutzer herauszugeben. Doch nun die Kehrtwende: Erstmals hat der Messenger Nutzerdaten ans BKA weitergeleitet. Das ist ein Novum – und hat einen bestimmten Grund.
Telegram hat weltweit über 500 Millionen Nutzer. Vor allem während der Corona-Pandemie gelangte der Dienst zu (zweifelhaftem) Ruhm, da vermehrt Mitglieder der „Querdenker“-Bewegung sowie Rechtsextreme den Messenger nutzten. Grund ist unter anderem, dass Telegram, im Gegensatz zu anderen Plattformen, keine Falschmeldungen löscht und viel größere Gruppen als etwa bei WhatsApp möglich sind. Außerdem schreibt sich Telegram auf die Fahnen, keinerlei Nutzerdaten weiterzugeben und nicht mit Behörden zusammenzuarbeiten. Laut Spiegel hat der Dienst nun aber doch Nutzerinformationen an das Bundeskriminalamt (BKA) weitergeleitet.
Telegram gibt Daten ans BKA weiter
Das russische Unternehmen wurde bereits 2013 von Pawel Durow gegründet. Laut eigenen Angaben ist der Unternehmenssitz heute in Dubai, ein Impressum gibt es allerdings nicht auf der Telegram-Seite. Seitdem wächst die Nutzerzahl stetig.
Bisher hatten deutsche Ermittler keine Möglichkeit, an Informationen über die Messenger-Nutzer zu kommen. In einigen Ausnahmefällen habe Telegram laut „Spiegel“-Angaben nun aber doch kooperiert, konkret ginge es um die Weitergabe von Nutzerdaten, die in den Bereichen Kindesmissbrauch und Terrorismus auffällig gewesen seien.
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Ministerium mit Messenger-Dienst im Austausch
Tatsächlich hat es wohl bereits mehrfach einen Austausch zwischen dem deutschen Innenministerium und Telegram gegeben. Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte bereits Anfang des Jahres: „Wir haben Kontakt zur Konzernspitze von Telegram hergestellt.“ Dieser Kontakt hat nun offenbar gefruchtet.
Seitdem habe Telegram laut Spiegel-Informationen etwa eine Mailadresse speziell für das BKA eingerichtet, an die sich Ermittler mit Anfragen und Hinweisen zu unangemessenen Inhalten wenden können. Ein weiteres Indiz für die Zusammenarbeit ist die Sperrung des Kontos von Attila Hildmann. Nach Inkrafttreten der EU-Sanktionen gegen Russland ist auch der Kanal von Russia Today nicht mehr über Telegram abrufbar. Experten weisen allerdings weiterhin auf ein problematisches Maß etwa an rechtsextremen Inhalten auf dem Messenger hin.