9. Juli 2020, 11:00 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Touren planen und bearbeiten am Smartphone: Das können auch Motorradfahrer. Solche Apps sind nützlich – allerdings auch nicht ganz ungefährlich.
Auf dem Tank thront eine kleine Packtasche mit Kartenfenster. Unter der Folie steckt eine vergilbte, rissige Papierkarte. Ein fast schon musealer Anblick.
Tatsächlich navigieren nur noch wenige Motorradfahrer bei ihren Touren auf diese Art und Weise. Am Lenker der meisten Maschinen sitzt längst das Smartphone in der Halterung. Die perfekte Tour-Unterstützung – wenn Fahrerinnen und Fahrer ein paar wichtige Dinge beachten.
Tipp 1: Apps speziell für Motorradfahrer wählen
Michael Lenzen, Vorsitzender beim Bundesverband der Motorradfahrer, findet Biker-Apps grundsätzlich hilfreich. „Der Klassiker ist sicherlich eine motorradspezifische Navigations-App, die kurvenreiche Strecken oder besonders schöne Landstraßen vorschlägt“, sagt Lenzen. Auch Apps fürs Wetter, für die Suche nach Tankstellen oder fürs Übersetzen bei Fahrten ins Ausland hält er für sinnvoll. Er rät, erst einige bekannte Apps zu vergleichen, bevor man sich dauerhaft entscheidet.
Beliebte Apps für die Motorrad-Navigation sind etwa Calimoto oder Riser. Für die Tankstellensuche gibt es Apps wie die von Clever-tanken.de oder Mehr-tanken.de. Beim Thema Wetter können natürlich auch Motorradfahrer auf bekannte App-Angebote wie Warnwetter, Wetter Online oder Wetter.com zurückgreifen.
Leben retten können Apps wie Biker-SOS. Sie erkennen etwa Stürze und fordern unter bestimmten Umständen automatisch Hilfe an. Apps von Autoclubs oder Prüfgesellschaften wie ADAC, ACE oder Dekra bieten unter anderem Pannenhilfe oder Routenführung.
Hilfreich findet Matthias Haasper vom Institut für Zweiradsicherheit (ifz) auch die diversen Erste-Hilfe-Apps der Rettungsorganisationen, die durch die Ersthelfer-Maßnahmen leiten. Und auch das ifz bietet eine App für Motorradfahrer an: Moto gibt Tipps für Trainings, Urlaubs- oder Gruppenfahrten, bietet Checklisten zum Abhaken sowie die Funktion „Meldebogen Straße“. Damit können Motorradfahrer gefährliche Stellen oder Straßenschäden melden.
Vorsicht! – Finger weg von Rennsport-Apps
ACE-Touren-Experte Hans-Joachim Ullrich warnt vor Rennsport-Apps im normalen Straßenverkehr, die während der Fahrt Daten wie Kurvengeschwindigkeit, Schräglage oder Beschleunigungswerte messen. „Das regt oft zum gefährlichen Wettbewerb untereinander an“, sagt Ullrich. „Außerdem können die Daten unter Umständen nach einem Unfall ausgewertet werden, zum Nachteil des Motorradfahrers.“
Tipp 2: Sichere Halterung fürs Smartphone
„Wichtig ist dabei aber, dass das Handy in einer sicheren Halterung stoßabsorbierend und wasserdicht befestigt ist und im Blickfeld des Fahrers liegt“, so Lenzen. Er rät, Apps vor dem Start zu aktivieren. Neue Eingaben oder Kontrollen dürfe es nur bei Pausen geben. „Jede zusätzliche Ablenkung beim Fahren ist eine zusätzliche Unfallgefahr, ganz gleich, ob es sich ums Telefonieren oder das Bedienen des Navis oder Smartphones handelt“, warnt Lenzen. „Der Blick gehört permanent auf die Straße, denn die nächste Kurve kommt bestimmt.“
Mehr dazu: Die besten Handyhalterungen fürs Auto, Fahrrad und Motorrad
Tipp 3: Helm mit Bluetooth-Headset nachrüsten
Jürgen Bente vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) rät vor allem bei Navi-Apps dazu, sich Richtungsänderungen per Bluetooth-Headset ansagen zu lassen. „Akustische Hinweise über einen kleinen Lautsprecher im Helm erleichtern die Navigation. Der Fahrer muss nicht auf ein Display schauen, sondern kann sich bei der Ansage voll auf die Straße konzentrieren. Das ist deutlich bequemer und sicherer“, sagt Jürgen Bente. Viele Helme lassen sich entsprechend nachrüsten.
Neue Motorräder mit Displays lassen sich sogar mit Smartphones vernetzen oder bieten integrierte Navis an, so wie unter anderem verschiedene neue Modelle von BMW, Honda, KTM oder Triumph. „Der Vorteil liegt darin, dass die Navigation im gewohnten Blickfeld liegt und sich das Menü über die Lenker-Tasten bedienen lässt. So bleiben beide Hände dort, wo sie hingehören, am Lenker“, erklärt Lenzen.
Für Matthias Haasper ist bei Motorrad-Apps ebenfalls entscheidend, dass sie den Fahrer nicht ablenken. „Die Aufmerksamkeit des Piloten muss alleine dem Fahren gehören“, erklärt Haasper. Aber natürlich könnten Apps bei der Fahrt im Hintergrund laufen, die Route aufzeichnen, Fahranweisungen oder Hinweise etwa auf regelmäßige Trinkpausen geben. Notwendige Reaktionen wie eine Bestätigung oder Wegwischen seien jedoch gefährlich.
Hilfreich findet er auch die diversen Erste-Hilfe-Apps der Rettungsorganisationen, die durch die Ersthelfer-Maßnahmen leiten. Und auch das ifz bietet eine App für Motorradfahrer an: Moto gibt Tipps für Trainings, Urlaubs- oder Gruppenfahrten, bietet Checklisten zum Abhaken sowie die Funktion „Meldebogen Straße“. Damit können Motorradfahrer gefährliche Stellen oder Straßenschäden melden.
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Tipp 4: Zeit für die Tourenplanung nehmen
Hans-Joachim Ullrich, der für den Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVE) als Sicherheitstrainer und für den Autoclub ACE als Tourguide arbeitet, plant seine Motorrad-Touren in der Regel am Vorabend – und zwar digital und auf dem Sofa. „Neben den Straßen zählen dazu auch Aussichtspunkte, Rastplätze und Tankstellen“, erklärt er. Die fertig ausgearbeitet Strecke überträgt er anschließend ans Motorrad-Navi.
Ullrich rät aber davon ab, etwa neben einem Extra-Navi auch noch das Smartphone anzubringen: „Zu viele Displays lenken den Fahrer nur ab.“ Sein Smartphone lässt Ullrich während der Fahrt in der Tasche, schaut nur in Pausen drauf. Als weitere hilfreiche Apps nennt Ullrich etwa Kurviger.de oder Bikerbetten. Doch zur Sicherheit hat er auch immer noch eine Straßenkarte aus Papier dabei.