13. März 2024, 12:25 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Einmal mehr rüstet WhatsApp eine Funktion bei seinem Messenger nach. Ein kleines Schloss-Symbol sorgt für Verwirrung – oder für Aufklärung? TECHBOOK weiß, was es mit dem neuen Icon auf sich hat.
WhatsApp erweitert sein Funktionsspektrum am laufenden Band. Mal handelt sich bei den neuen Features um nette Spielereien, mal um wirklich hilfreiche Erweiterungen. Zu den jüngsten Errungenschaften gehören eine verbesserte Suchfunktion sowie eine Chatsperre für mehr Privatsphäre. Außerdem soll WhatsApp dank des europäischen Digital Markets Act bald mit anderen Messender-Diensten kompatibel sein. Nun testet WhatsApp eine Funktion, die womöglich für die zukünftige Interoperabilität relevant sein könnte. Die Neuerung äußert sich denkbar unscheinbar: in einem kleinen Schloss-Symbol.
Ein Schloss für mehr Sicherheit?
Mit dem Update auf die WhatsApp-Version 2.24.6.11 (Android) haben einige Beta-Tester eine zusätzliche Information entdeckt. Öffnet man einen Chat, erscheint unter dem Namen des Kontakts oder der Gruppe ein kleines Schloss-Symbol. Man muss allerdings genau hinschauen, denn schon nach einigen Sekunden verschwindet das Icon wieder, um Platz für andere Anzeigen wie „schreibt“ oder „online“ zu machen.
Wie man es schon vermuten kann, hat das Schloss etwas mit Sicherheit zu tun. Genauer gesagt gibt das Symbol Auskunft darüber, dass der jeweilige Chat Ende-zu-Ende verschlüsselt ist. Das bedeutet, dass alle Text- und Sprachnachricht, Fotos und Videos, Dokumente, Anrufe und Statusmeldungen nur vom Sender und vom Empfänger gelesen werden können. Dritte, und dazu gehören auch WhatsApp und Meta, haben keinen Zugriff auf die Nachrichten.
Bei der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung sichert ein kryptografisches Schloss die jeweilige Nachricht vor dem Senden. Es kann nur mit dem entsprechenden Schlüssel des Empfängers geöffnet werden. Mit jeder gesendeten Nachricht ändert sich der Schlüssel. Die von WhatsApp verwendete Ende-zu-Ende-Verschlüsselung beruht auf dem Signal Protocol, einer open source Verschlüsselung von Signal. Seit 2016 ist diese Verschlüsselung auch bei WhatsApp Standard. Grundsätzlich gehört eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zum Sicherheits-Einmaleins von Messengern. Dennoch gibt es auch Dienste, wie etwa Telegram, bei denen diese Verschlüsselung nicht zu den Standardeinstellungen gehört oder für Gruppenchats nicht angeboten wird.
Neues Gesetz der EU Über WhatsApp lassen sich bald Nachrichten an andere Messenger versenden
Signal, Threema, Discord, … Welcher Messenger sich für wen eignet
Messenger Was das „Spionage-Tool“ in WhatsApp über Nutzer verrät
Mindestens hübsch, vielleicht sogar praktisch
Doch wenn die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bei WhatsApp schon seit Jahren Standard ist, was bezweckt dann das neue Schloss-Symbol? Zum einen macht das Zeichen den Sicherheitsgrad des Chats direkt sichtbar. Man konnte sich zwar auch bisher der Verschlüsselung vergewissern, musste dazu aber in einem Chat erst die Kontaktinformation aufrufen und dann zum Bereich „Verschlüsselung“ scrollen. Dieser kleine Umweg bleibt einem nun erspart. Vielleicht erhöht das sichtbare Schloss sogar die Sensibilität der Nutzer für die eigene Privatsphäre.
Während WhatsApps Schloss-Symbol aktuell eher in die Kategorie „nice to have“ fällt, könnte es sich allerdings in Zukunft als ausgesprochen praktisch erweisen. Durch den Digital Markets Act der EU wird sich WhatsApp auch anderen Messenger-Diensten öffnen müssen. Dabei dürfen jedoch die Sicherheitsstandards nicht gesenkt werden. Drittanbieter sollten deshalb ebenfalls mit dem Signal Protocol oder einer kompatiblen Alternative arbeiten – zumindest wenn es nach Meta geht.
Die Chats von anderen Messengern wie etwa Signal sollen dann in der WhatsApp-App in einem separaten Bereich auftauchen. Hier könnte das Schloss-Symbol womöglich direkt Auskunft über den jeweiligen Sicherheitsstandard geben. Allerdings stellt sich die Frage, ob WhatsApp den Austausch mit Messengern ohne Ende-zu-Ende-Verschlüsselung überhaupt unterstützen wird. Falls nicht, ist das neue Schloss-Zeichen zumindest eine kleine Service-Leistung, um dem Datenschutz mehr Sichtbarkeit zu verleihen.