1. August 2024, 17:38 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Vom 26. Juli bis zum 11. August laufen die Olympischen Spiele 2024. Alle Wettkämpfe auf einmal zu verfolgen, ist da kaum möglich. Hier soll die offizielle Olympia-App Abhilfe schaffen. Allerdings gibt es einige bedenkliche Probleme.
In 32 Sportarten treten Sportlerinnen und Sportler aus etwa 200 Nationen gegeneinander an. Wer die Wettkämpfe verfolgen möchte, benötigt dafür eine Art Begleiter. Das IOC (Internationales Olympisches Komitee) hat eigens für die Olympischen Spiele 2024 in Paris eine Olympia-App entwickelt. Diese App sowie elf weitere Anwendungen überwachen jedoch die Nutzer und sammeln Daten.
IT-Sicherheitsfirma warnt vor Olympia-App
Die offizielle App des IOC, „Paris 2024 Olympische Spiele“, wurde bereits über 10 Millionen Mal heruntergeladen – und glänzt nicht mit guten Bewertungen. Ganz im Gegenteil: Im Google Play Store vergaben die Nutzer 1,9 von 5 Sternen bei weit über 24.000 Rezensionen. Doch das ist nicht alles. Auch die IT-Sicherheitsfirma „Cybernews“ hat einiges an der Applikation zu kritisieren.
Die Olympia-App soll eigentlich als praktischer Begleiter dienen, um Spiele, Zeitpläne, Medaillenspiegel und ähnliche Informationen auf einen Blick bereitzustellen. Allerdings wird die App von vielen als datenhungrig kritisiert. Schon nach dem Download werden Nutzer mit zahlreichen Berechtigungsanfragen konfrontiert. Laut „Cybernews“ werden Browserverläufe, E-Mail-Adressen und andere personenbezogene Daten gesammelt und an Dritte, insbesondere Werbetreibende, weitergeleitet.
Zudem betont eine Sicherheitsfirma: „Das Internationale Olympische Komitee (IOC) gibt offen zu, dass es personenbezogene Daten sammelt, Benutzerprofile erstellt und Daten mit Werbetreibenden wie Facebook, Google, Apple oder X teilt. Das IOC erklärte gegenüber Cybernews, dass mehrere Berechtigungen erforderlich seien, um ‚das bestmögliche Erlebnis‘ zu bieten.“
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Nicht nur die offizielle App problematisch
Doch die offizielle Olympia-App ist nicht die einzige Datenkrake. Elf weitere Anwendungen sammeln ebenfalls reichlich Daten. Dies betrifft vorwiegend die Besucher der Olympischen Spiele 2024 in Paris. Es handelt sich um die folgenden Anwendungen:
- Bonjour RATP
- TheFork
- Citymapper
- Paris 2024 Public Transport
- Marathon Pour Tous Paris 2024
- Paris 2024 Transport Accred.
- Get Set – Train Smarter
- PinQuest
- S.E.A.T. P24
- Athlete365
IT-Spezialisten fanden heraus, dass einige Apps – obwohl sie angaben, keine Daten zu sammeln – trotzdem Nutzerdaten abgriffen. Beispielsweise fordert das Spiel „PinQuest“, das olympisches Wissen testet, Zugang zur Kamera und zu Dateien an, obwohl es behauptet, keine Benutzerdaten zu sammeln. Genauer gesagt gaben 3 von 12 Apps an, genaue Standortdaten zu erfassen. „Cybernews“ entdeckte jedoch, dass drei weitere Anwendungen ebenfalls Standortdaten abfragten.
Die Angaben zur Datensammlung, die App-Entwickler im Google Play Store machen, spiegeln oft nicht das volle Ausmaß der tatsächlichen Datennutzung wider. In vielen Fällen werden mehr Daten erfasst und geteilt, als die Entwickler angeben. Dies führt zu einem Vertrauensverlust bei den Nutzern, die möglicherweise nicht vollständig über die Datenerhebungspraktiken informiert sind.
Gegenüber „Cybernews“ verteidigte sich das IOC, indem es betonte, dass die Nutzer die Kontrolle über die erteilten Berechtigungen haben und dass alle Daten im Einklang mit den geltenden Datenschutzbestimmungen verarbeitet werden.
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Die Daten sind besonders beliebt
Cyberspezialisten haben untersucht, welche Daten von Apps besonders häufig gesammelt werden. An erster Stelle, wenig überraschend, steht der Name. Es folgen E-Mail-Adressen, Benutzer-IDs, App-Interaktionen, Absturzprotokolle und weitere Daten.
Auch in Bezug auf Berechtigungen verlangen viele Apps umfangreiche Zugriffe. Sieben von zwölf Apps möchten auf den Speicher zugreifen, während sechs von zwölf Anwendungen Zugriff auf den genauen Standort und die Kamera erbitten. Die „datenhungrigste“ App ist „Bonjour RATP“. Diese Anwendung dient der Navigation in Paris, dem Kauf von Fahrkarten und dem Finden von Routen.
Wenn Nutzer allen Berechtigungen zustimmen, wird die App nach einem Neustart des Telefons automatisch gestartet und im Hintergrund ausgeführt, um den genauen Standort zu verfolgen. Sie könnte Audio- und Videoaufnahmen machen, auf Fotos und Videos zugreifen und diese möglicherweise hochladen.
Neben der Datensammlung durch Apps gibt es auch Bedenken hinsichtlich der Überwachung durch KI-gestützte Videoüberwachungssysteme in Paris. Diese Systeme sollen die Sicherheit während der Spiele erhöhen, werfen aber ebenfalls Fragen zum Schutz der Privatsphäre auf.