23. August 2023, 15:08 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
An Treueprogrammen von Supermärkten, Drogerien und Co. teilzunehmen, soll sich für Käufer auszahlen – in Form von Rabatten und vergleichbaren Vorteilen. Doch auch die Händler haben etwas davon. Sie sammeln Informationen zum Einkaufsverhalten der Kunden. Lohnen sich die Kundenkarte dennoch? TECHBOOK gibt einen Überblick.
„Haben Sie eine Kundenkarte?“ Diese Frage bekommen Kunden bei so gut wie jedem Einkauf an der Kasse gestellt, und sie spaltet. Denn während die einen aus Sorge um ihre Daten Treueprogramme und Co. ablehnen, erhoffen sich andere davon Vorteile. Vorab sei gesagt: Zusammengefasst scheinen sich die meisten Kundenkarten nicht zu lohnen; vereinzelte davon jedoch zumindest mehr als andere. TECHBOOK geht genauer darauf ein.
Übersicht
Treueprogramme dienen in erster Linie der Kundenbindung
Es gibt verschiedene Arten von Treueprogrammen. Meist funktioniert es so, dass beim Bezahlvorgang die Kundenkarte vorgelegt bzw. dafür die entsprechende App genutzt wird. Der Kunde bekommt für seinen Einkauf dann entweder direkt Rabatte, beispielsweise durch vorab angeklickte Coupons, oder aber Treuepunkte gutgeschrieben. Deren Menge richtet sich nach der Höhe des bezahlten Betrags. Diese Punkte lassen sich auf unterschiedliche Weise einlösen. Gängig ist etwa der Eintausch von Punkten gegen Sachprämien auf Basis eines Umrechnungsschlüssels (in der Regel 1 Cent pro Punkt). Daneben gibt es manchmal auch die Möglichkeit, sich einen Gutschein aushändigen zu lassen, und zuletzt die einer Umwandlung von Punkten in Prämienmeilen.
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Diesen Haken haben Kundenkarte für Verbraucher
Für die Supermärkte, Drogerien und Co. liegen die Vorteile von Treueprogrammen auf der Hand. Schließlich entscheiden sich Kunden, wenn sie etwas benötigen, im Zweifelsfall für einen Markt, dessen Kundenkarte sie nutzen. Und wie gesagt: Je mehr sie in einem Geschäft ausgeben, desto höher auch die Menge der gesammelten Punkte. Das kann bedeuten, dass Verbraucher mehr einkaufen, als sie wirklich gebraucht hätten, auch um etwa eine bestimmte Summe zu erreichen.
Neben dem Geld geben Kunden noch etwas anderes heraus: ihre Daten. Während es bei der Registrierung in der Regel nur die E-Mail-Adresse ist, kommen mit jedem Einkauf Informationen zum Konsumverhalten der Nutzer hinzu. Wem das nicht geheuer ist, der sieht von der Teilnahme an Treueprogrammen wohl grundsätzlich ab. Doch TECHBOOK hat sich umgeschaut, ob unter den vielen Programmen vielleicht auch welche dabei sind, die sich – trotz der Gegenargumente – lohnen.
Die beliebtesten Kundenkarten: Payback und Deutschlandcard
Die meisten Deutschen nutzen eine Kundenkarte bzw. die App des Treueprogramms Payback. Das zeigt eine Erhebung des Marktforschungsunternehmens Kantar (Stand 2021), die man auf der Statistik-Plattform Statista einsehen kann. Payback hat zahlreiche Partner. Dazu gehören neben Supermärkten – von Edeka und Penny bis hin zu Rewe – auch Bio-Lebensmittelhändler und Drogerien, außerdem Tankstellen, Bekleidungsgeschäfte, Kinderbedarf und viele mehr. Das macht das Sammeln von Punkten einfach. Einlösen kann man diese mit der Payback-Karte direkt an der Kasse von u. a. Dm, Linda Apotheken, Tee Gschwendter, Thalia, Fressnapf, Burger King und einigen mehr. Mit der Payback-App geht es bei z. B. Penny, Alnatura, Rewe und Nahkauf.
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Das am zweithäufigsten genutzte Treueprogramm in Deutschland ist laut Kantar die Deutschlandcard. Damit lassen sich in mehr als 400 Online-Shops und in rund 10.000 stationären Geschäften Punkte sammeln. Zu den vielen Partnern des Kundenbindungsprogramms gehören u. a. Edeka, Marktkauf, Trinkgut und Netto, daneben der Fachmarkt Hammer und Kindergeschäfte.
Viele Händler haben, auch wenn sie mit den genannten Riesen zusammenarbeiten, zusätzlich eigene Kundenkarten, teils nur als haptische Karten oder/und als App.
Stiftung Warentest bewertet die meisten Kundenkarten kritisch
Erst vor wenigen Monaten hat Stiftung Warentest die 13 meistgenutzten Treueprogramme unter die Lupe genommen. Dabei kam zusammenfassend heraus, dass sich mit den Kundenkarten von Payback oder der Deutschlandcard beispielsweise nur „geringfügig“ Geld sparen lässt. Auch von der beliebten Kundenkarte von Galeria Kaufhof rät die Verbraucherorganisation zusammenfassend ab. Dort richte sich die Höhe etwaiger Rabatte und von Einkaufsgutscheinen nach den Ausgaben im gesamten Jahr; ab 5000 Euro seien es etwa 5 Prozent.
Kunden müssen für die Teilnahme an Treueprogrammen grundsätzlich viele persönliche Daten preisgeben, heißt es im Testbericht weiter. Zumindest wurden bei den überprüften Programmen keine Sicherheitslücken festgestellt. Dennoch lohne sich die Nutzung in den meisten Fällen nicht. Der mögliche Rabatt liege im Schnitt bei zwischen einem halben und einem Prozent, und auch dafür muss man laut der Verbraucherorganisation entweder über einen längeren Zeitraum Punkte gesammelt bzw. viel Geld ausgegeben haben. Lediglich bei Sonderaktionen lockten auch mal größere Rabatte.
Nur ein Bonusprogramm soll sich laut Test.de lohnen: das von Rossmann
Ein Treueprogramm allerdings kam bei Stiftung Warentest ganz gut weg: das von der Drogeriemarktkette Rossmann. Damit kann man demnach alle zwei Monate bei bis zu vier Einkäufen richtig Geld sparen – jeweils 10 Prozent. Das deckt sich mit den Erfahrungen in der TECHBOOK-Redaktion.
TECHBOOK meint
„Ich nutze bereits seit einiger Zeit die App von Rossmann. Dafür entschieden habe ich mich vor allem wegen der Coupons, die es jede Woche neu gibt. Mit dabei ist der Coupon mit 10 Prozent auf den Einkaufswert, den ich immer aktiviere. Früher brauchte ich dafür das Pendant aus Papier, das per Post als Werbung in den Briefkasten flatterte. Problem hier: Ich musste den kleinen Papierschnipsel immer dabei haben. Ein spontaner Einkauf bei Rossmann war somit mit Rabatt nicht möglich. Über die App ist das anders. Hier kann ich den Rabatt bei Bedarf aktivieren und gleichzeitig auch andere Coupons für Produkte freischalten, die ich kaufen möchte. Das finde ich unheimlich praktisch.“– Rita Deutschbein, Redaktionsleiterin
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Weitere Erhebung zeigt ernüchternde Bilanz
Ebenso 2023 hat das Unternehmen Smhaggle, eine „Community-App“, die gängigen Bonusprogramme ausgewertet. Auch diese Analyse (von insgesamt 500.000 echten Kassenbons) zeigte eine „ernüchternde Bilanz“. „In vielen Fällen liegt die Ersparnis bei nicht einmal einem Prozent“, heißt es dazu in der Veröffentlichung. Am schlechtesten hat demnach die beliebte Deutschlandcard abgeschnitten. Kunden, die nur dieses Vorteilsprogramm nutzen, können demnach niemals mehr als 0,14 Prozent sparen.
Die beste Smhaggle-Bewertung erhielt das Treueprogramm von Lidl Plus. Teilnehmern wird demnach pro Einkauf bis zu rund 1,6 vom Kaufpreis abgezogen.