9. September 2021, 12:35 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
2021 hat Facebook angekündigt, den Messenger WhatsApp weiter integrieren zu wollen. Viele fürchten dabei um ihre Privatsphäre und die Sicherheit ihrer Nachrichten. Nicht zu unrecht, denn bei der Prüfung von gemeldeten WhatsApp-Nachrichten kann Facebook die Inhalte einsehen.
Facebook ist recht transparent im Umgang mit auffälligen Accounts auf Instagram und Facebook. Das Unternehmen berichtet regelmäßig, wie viele Accounts aufgrund von auffälligem Verhalten gesperrt oder sanktioniert werden. Im Gegensatz zu WhatsApp sind Inhalte auf Facebook und Instagram nicht verschlüsselt. Mit der Account-Prüfung bei WhatsApp hält sich deshalb Facebook verdeckt. Nun berichtet das US-Medium „ProPublica“, dass das Unternehmen trotzt Ende-zu-Ende-Verschlüsselung Nachrichten mitlesen könne. Was an der Meldung dran ist, hat TECHBOOK herausgefunden.
Moderatoren prüfen Tausende Nachrichten am Tag
Laut „ProPublica“ sitzen „mehr als 1000 Vertragsarbeitende in Büroetagen in Austin, Texas, Dublin und Singapur. […] Dort untersuchen sie Millionen von Nutzerinhalten.“ In Interviews hätten mehrere Moderatoren bestätigt, dass die Inhaltsprüfung bei WhatsApp genau wie bei Facebook und Instagram ablaufe. Jeder Moderator arbeitet demnach jeden Tag 600 Tickets ab – gerade einmal eine Minute pro Meldung.
Allerdings funktioniert die Kontrolle der gemeldeten Chats anders als bei Facebook und Instagram. Da Inhalte verschlüsselt sind, können die Moderatoren Inhalte nur sehen, wenn Nutzer die „Kontakt melden“-Funktion nutzen. Damit schicken Sie die Nachricht, von der sie glauben, sie verstoße gegen die Nutzungsbestimmungen – sowie die vier vorhergehenden. Darin enthalten sind auch Bilder und Videos, die für WhatsApp dann direkt einsehbar sind.
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Facebook und WhatsApp reagieren auf die Vorwürfe
Facebook hat jedoch bereits auf den „ProPublica“-Bericht reagiert. Das Unternehmen schreibt, dass es sich dabei um ein Missverständnis handele. Mit Blick auf die WhatsApp-Nutzungsbestimmungen sagte Facebook gegenüber „9To5Mac“, dass gemeldete Nachrichten automatisch an Facebook weitergeleitet würden. Das funktioniert im Prinzip genau wie das normale Weiterleiten an die eigenen Kontakte. Auf dem eigenen Gerät ist die Nachricht bereits entschlüsselt und kann daher an andere Personen geschickt werden. Sobald man die Nachricht an Facebook gemeldet hat, ist diese jedoch wieder Ende-zu-Ende-verschlüsselt und somit nur für die Moderatoren einsehbar, die den Inhalt überprüfen. Facebook bestärkte zudem, dass nur gemeldete Nachrichten sichtbar seien. Alle anderen Inhalte, die sich WhatsApp-Nutzende zuschicken, seien weiterhin verschlüsselt und damit auch für Facebook nicht zugänglich.
Überraschend für Nutzer dürfte die Tatsache sein, dass zusammen mit der gemeldeten Nachricht auch die vier vorherigen Nachrichten an Facebook gehen. Allerdings ist das in den WhatsApp-Nutzungsbestimmungen bereits festgehalten: „WhatsApp erhält die neuesten Nachrichten, die du von dem gemeldeten Benutzer oder der gemeldeten Gruppe empfangen hast.“ Ein Vorwurf ist dem Unternehmen in dieser Hinsicht also nicht zu machen.