4. Januar 2024, 11:43 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Auch, wenn viele der verpflichtenden Einführung des E-Rezepts durchaus positiv gegenüberstehen, gab es doch auch im Vorfeld einige Bedenken. Ein Aspekt dabei war die technische Umsetzung des Ganzen. Und zumindest zum Start bereitet etwa die E-Rezept-App einige Probleme. Und diese scheinen noch massiver zu sein, als Verantwortliche zugeben wollen.
Die Einführung einer elektronischen Variante als moderner Nachfolger des guten, alten rosafarbenen Papierrezepts wurde mit reichlich Vorlaufzeit angekündigt und schrittweise umgesetzt. Seit Juli 2023 konnten Kunden in vielen deutschen Apotheken über ihre Versichertenkarte E-Rezepte einlösen. Mit dem Jahreswechsel nun ist es kein freiwilliger Service mehr: Es müssen sämtliche Arztpraxen technisch dazu in der Lage sein, E-Rezepte auszustellen, und auch letzte Apotheken nachgerüstet haben, um diese verarbeiten zu können. Doch was die Abläufe eigentlich erleichtern sollte, startet mit einigen Problemen und teilweise massiven Störungen.
Übersicht
E-Rezept-Pflicht sollte alles vereinfachen
Dabei handelt es sich nicht um Einzelfälle. So kommt auch die Gematik nicht umhin, über die vielfach dokumentierte Probleme mit dem E-Rezept zu informieren. Die Gematik (kurz für „Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte“) ist als Agentur für die Telematikinfrastruktur des Gesundheitsnetzes verantwortlich. Ihre Gründung 2015 diente – grob zusammengefasst – dazu, die Kommunikation zwischen u. a. Arztpraxen und Apotheken zu vereinfachen und zu beschleunigen.
Im Sinne dieses Auftrags ist auch das E-Rezept gedacht. Unnötige Wege und auch Abfälle sollen so etwa gespart werden. Zudem können ausgestellte Rezepte so schwieriger verloren gehen und Kunden können Medikamente vorbestellen. In der Theorie klingt das alles nützlich. In der Praxis hat das E-Rezept aber noch mit einigen Problemen zu kämpfen.
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Probleme bei der Nutzung von E-Rezept-Apps
Die Agentur pflegt eine Seite mit dem Titel „Störungen“, und hatte damit schon kurz nach dem Start der E-Rezept-Pflicht einiges zu tun. Bereits am Dienstag (2. Januar), dem ersten Werktag des Jahres 2024 also, hat es im Zusammenhang mit dem E-Rezept zahlreiche Meldungen über Probleme gegeben.
Diese rührten vom sektoralen IDP her, dem sogenannten Identity Provider. Das ist der Dienst, der die Speicherung und Verifizierung der Identität von Nutzern übernimmt. Wie die Gematik schreibt, konnten Versicherte der DAK, BKK und IKK mit den E-Rezept-Apps genannter Krankenversicherungen bereits am Dienstag nicht auf ihre E-Rezepte zugreifen. Nach dem vermeintlichen Beheben des Problems hieß es am Mittwochmorgen dazu: „Die Störung konnte noch nicht nachhaltig behoben werden und ist wieder aufgetreten.“
Technische Probleme hin oder her – Versicherte, die auf die Einnahme verschreibungspflichtiger Medikamente angewiesen sind, kamen trotzdem an ihre nötige Arznei. Denn zumindest blieb in den holprigen ersten Tagen der E-Rezept-Pflicht die Möglichkeit, den digitalen Code, den ihre Verordnung beinhaltet, als Papierausdruck oder eben ihre Gesundheitskarte vorzulegen.
Komplette Server-Ausfälle in Apotheken
Die Apotheker sind offenbar mindestens so genervt wie ihre Kunden. Darüber schreibt aktuell auch die „Hessische/Niedersächsische Allgemeine“ (HNA). Das System sei störanfällig – in verschiedenen Kasseler Apotheken habe es schon im vergangenen Monat fünfmal gänzlich seinen Dienst quittiert. Dabei haben im Dezember immer noch zahlreiche Kunden die Papiervariante genutzt. Nun, da einzig elektronische Rezepte bzw. QR-Codes für Verordnungen verschreibungspflichtiger Medikamente zulässig sind, rechnen die Mitarbeiter mit einem Ansturm, unter dem die Server umso mehr zusammenbrechen dürften.
Zuletzt bringt das Ganze auch Arztpraxen in eine missliche Lage. Eine Ärztin soll an die Redakteure der Nachrichten-Website „Heise“ geschrieben haben, dass sie aufgrund der massiven technischen Störungen zwischenzeitlich gar keine E-Rezepte oder elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ausstellen konnte. Doch die E-Variante sei nun mal verpflichtend, und die logische Folge aus den Problemen ein „Zwangsurlaub“ für Praxismitarbeiter, da ihnen schlichtweg die Handlungsfähigkeit fehle.
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Probleme langsam behoben?
Das greift Bedenken auf, die viele Ärzte schon im Vorfeld geäußert haben. Im Zweifelsfall fehle ihnen die persönliche Handhabe oder auch einfach das technische Know-how. Am Ende wisse man bei einer Störung ja auch nicht genau, ob es am Telematik-System liege oder bei den Krankenkassen oder vielleicht doch bei der Arztpraxis.
Die Gematik hingegen antwortete auf „Heise“-Nachfrage, dass man Funktionsstörungen der Praxissysteme durch Software-Updates gut vorbeugen könne. Am Donnerstag (4. Januar) gab es zumindest bis mittags auf der Gematik-„Störungen“-Seite keinen neuen Eintrag.