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Pannenwelle hält an

Wie läuft es mit dem E-Rezept? 

Die Einführung vom E-Rezept sollte den Apothekenbesuch eigentlich vereinfachen
Die Einführung vom E-Rezept sollte den Apothekenbesuch eigentlich vereinfachen Foto: Getty Images

13. März 2024, 16:16 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Seit Anfang 2024 gibt es das E-Rezept, das die Abholung von Medikamenten vereinfachen soll. Kein Papierausdruck mehr, das Rezept auf der Gesundheitskarte immer dabei. Was gut klingt, funktioniert aber auch Monate nach der Einführung noch nicht reibungslos.

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Seit Anfang des Jahres können Patientinnen und Patienten Medikamente per elektronischem Rezept – oder kurz E-Rezept – in den Apotheken bekommen. In der Testphase im Vorfeld lief nicht alles rund. Und auch zum Start haben Apotheken und Arztpraxen erhebliche Bedenken geäußert, ob die technische Infrastruktur überhaupt stabil funktioniert. Eine erste Zwischenbilanz zeigt: Es ruckelt noch.

Andauernde Probleme mit E-Rezept

Seitdem das E-Rezept eingeführt wurde, reißen Nachrichten über immer neue Probleme nicht ab. Diese sind nicht selten technischer Natur. Auch aktuell kommt es vermehrt zu Ausfällen und Einschränkungen der sogenannten Telematikinfrastruktur, der zentralen Plattform für digitale Anwendungen im deutschen Gesundheitswesen. Auf ihr wird das E-Rezept nach Freigabe durch den Arzt abgelegt, Apotheken können das Rezept wiederum mit dem dazugehörigen Schlüssel abrufen – wenn dann alles funktioniert. Allerdings kommt es gerade beim Ablegen oder Abrufen des E-Rezeptes zu Problemen, die den gesamten Prozess beeinflussen.

Tatjana Zambo, Präsidentin des Landesapothekerverbandes (LAV), erklärt: „Störungen am zentralen System wirken wie eine Handbremse, denn entweder kann die Arztpraxis erst gar kein E-Rezept erzeugen oder in der Apotheke kann ein hinterlegtes Rezept nicht abgerufen werden – oder beides. Den Patientinnen und Patienten ist das meist gar nicht zu erklären.“ Wie der LAV schreibt, sei die Telematikinfrastruktur allein an vier der vergangenen zehn Tage zumindest zeitweise nicht oder nur eingeschränkt erreichbar gewesen. Die Apotheken fordern daher „unverzüglich für verlässliche Stabilität zu sorgen“.

Die Gematik, die nationale Agentur für Digitale Medizin, bestätigt die Probleme, die aktuell vor allem in den Morgenstunden auftreten sollen. Verantwortlich sei allerdings Medisign, einer von vier zugelassenen Anbietern für elektronische Heilberufsausweise (eHBA) und Praxis- und Institutionsausweise (SMC-B) und kein direkt beauftragter Dienstleister der Gematik. Er arbeite mit Hochdruck an einer Lösung für das Problem. Sowohl die Gematik als auch Medisign seien im intensiven und ständigen Austausch. „Ein mehrfaches Stecken der Versichertenkarte in der Apotheke oder ein erneuter Versuch nach wenigen Minuten können zwischenzeitlich helfen“, so die Gematik. 

Lesen Sie auch: Wie man das neue E-Rezept richtig nutzt

Wartezeiten in den Apotheken

Nicht nur aufgrund solcher Ausfälle gibt es in den Apotheken aktuell den meisten Grund für Beschwerden. Denn hier entlädt sich der Unmut von Patientinnen und Patienten unmittelbar, wenn das E-Rezept nicht eingelöst werden kann. Die Leidtragenden sind die Apothekerinnen und Apotheker. Diese sind allerdings die falschen Adressaten, wenn es technische Probleme gibt.

Erste Umfragen unter der Apothekerschaft zeigen, nicht funktionierende Serververbindungen über die bewährte Telematik des Gesundheitswesens sind nicht einmal das größte Problem. Der Flaschenhals befände sich in den Arztpraxen, kritisiert die ABDA, die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.

Ärztinnen und Ärzte würden Rezepte per sogenannter Stapelsignatur freigeben. Das tun viele allerdings erst nachmittags oder noch später. Wer direkt nach dem Arztbesuch in die Apotheke geht, um sein E-Rezept per elektronischer Gesundheitskarte einzulösen, geht dann unter Umständen ohne Medikament wieder nach Hause. Entweder, weil der Arzt das Rezept per Signatur noch nicht freigegeben hat, oder, weil die Freigabe noch nicht übermittelt wurde (dies kann auch einige Zeit dauern).

Vor allem bei Menschen, die auf schmerzlindernde Medikamente angewiesen sind, sorgt die Verzögerung für Frust. Für diese Gruppe seien mehrere Apothekenbesuche kaum zumutbar. Wobei in solchen Fällen auch der Lieferservice der Apotheken genutzt werden kann. Dennoch ärgerlich, weil ein Rezept in digitalisierter Form die Erwartung weckt, der gesamte Prozess würde beschleunigt.

Daher fordern einige Apotheken Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf, die Stapelsignatur abzuschaffen. Das Gesundheitsministerium des Bundes hat darauf bereits reagiert: Eine Abschaffung sei nicht möglich, weil die verwendete Software das nicht zuließe.

Arztpraxen erkennen Schwachstellen

Auch aus der Ärzteschaft gibt es leise Kritik am E-Rezept. Neue Prozesse werfen eine Unmenge an Fragen auf. Daher hat sich mit der Einführung des E-Rezepts der Beratungsaufwand in den Praxen erhöht. Gerade ältere Patientinnen und Patienten sind unsicher, wenn sie ohne den gewohnten Rezeptzettel in die Apotheke gehen sollen.

Dabei sei an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen: Die Praxen müssen auf Wunsch weiterhin ein Rezept ausdrucken. Allerdings sorgen uneinheitliche Regelungen für weitere Verwirrung. Beispielsweise bekommen Menschen mit Diabetes das benötigte Insulin per E-Rezept. Die dafür notwendige Spritze gibt es allerdings immer noch als Rezept auf Papier. Hier müsste mittelfristig eine einheitliche Lösung her.

Über technische Schwierigkeiten und Serverausfälle klagen auch die Arztpraxen. Allerdings gibt es weitaus größere Sorgen. Beispielsweise für Menschen, die auf Pflege angewiesen sind, entweder zu Hause oder in einem Heim.

Einige Ärztinnen und Ärzte kritisieren, in diesem Falle stelle das E-Rezept ein echtes Problem dar. Denn es braucht immer eine Person mit der notwendigen Zeit, um die elektronische Gesundheitskarte beim Arzt und später in der Apotheke vorzulegen. Dadurch sei eine Versorgung im gewohnten Umfang nicht immer gewährleistet.

Wobei ein Rezept in Papierform auch zunächst in der Praxis abgeholt werden muss, um es dann in der Apotheke einzulösen. Das Botenproblem existiert für pflegebedürftige Menschen nicht erst seit dem E-Rezept. Hier müssen sich die verantwortlichen Organisationen grundsätzlich eine bessere Lösung einfallen lassen.

Beispielsweise könnte das E-Rezept direkt an eine Apotheke übermittelt werden, wenn eine Vollmacht durch die pflegebedürftige Person vorliegt. Die Apotheke bringt anschließend die Medikamente per Lieferdienst auf den Weg. Zeitaufwändige Gänge würden entfallen und der gesamte Prozess automatisiert, im Sinne der Patientinnen und Patienten.

Breite Zufriedenheit bei Patientinnen und Patienten

Am wenigsten Kritik kommt übrigens aus der Patientenschaft. Laut einer repräsentativen Deloitte-Umfrage sind knapp 90 Prozent der Befragten mit der Einlösung des E-Rezepts zufrieden. Die meisten Befragten lösen das E-Rezept mit der elektronischen Gesundheitskarte ein – 65 Prozent machen das auf diese Weise. Die extra für das E-Rezept entwickelte App nutzen 19 Prozent. Der Rest vertraut weiterhin auf den Papierausdruck.

Und noch etwas hat sich gezeigt: Die Befürchtungen der Apotheken und Arztpraxen hinsichtlich älterer Patientinnen und Patienten in Sachen E-Rezept sind laut dieser Umfrage nicht gerechtfertigt. Denn die höchste Zufriedenheit mit dem E-Rezept stammt aus der Gruppe der über 65-jährigen.

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Es überwiegt das Positive

Es besteht also Grund zur Hoffnung. Jede Neuerung bringt Schwierigkeiten mit sich. Wichtig dabei: Alle Parteien sollten sich zu gegebener Zeit an einen Tisch setzen und offen über sämtliche Schwachstellen in Sachen E-Rezept sprechen.

Abschließend bleibt festzustellen: Es war und ist ein insgesamt ruckeliger Start für das E-Rezept. Doch trotz berechtigter Kritik überwiegt bei allen Rückmeldungen das Positive.

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