27. Januar 2017, 15:42 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Das Start-up Cardiosecur bietet ein mobiles EKG an, das Herzprobleme vorzeitig auf dem Smartphone anzeigen soll – und direkt Empfehlungen gibt, was als nächstes zu tun ist. Ist das sinnvoll?
Bei einem drohenden Herzinfarkt zählt jede Minute, weshalb das Start-up Cardiosecur ein Frühwarnsystem für das Smartphone entwickelt hat – quasi ein Mini-EKG (Elektrokardiografie) fürs Handy. Dieses soll wie das Pendant beim Arzt oder im Krankenhaus Informationen über den Herzrhythmus, die Frequenz sowie die Erregungsbildung geben und anhand von Abweichungen von Normalwerten möglichst schnell Erkrankungen feststellen – etwa einen drohenden Herzinfarkt, Herzrhythmusstörung oder Entzündungen des Herzmuskels.
So funktioniert das Handy-EKG
Laut Cardiosecur eignet sich der EKG speziell für Leute, die bereits einen Eingriff am Herzen hatten oder an Herzkrankheiten leiden. Wer erste Symptome wie leichten Schwindel, Brustschmerzen, Vorhofflimmern, Herzrasen oder Kurzatmigkeit bemerkt, soll die vier mitgelieferten Klebeelektroden anbringen und diese mit dem Smartphone (iOS und Android) verbinden.
Weichen die Werte ab von der Referenz-Messung, die einmalig bei der Einrichtung der App durchgeführt wird, liefert Cardiosecur konkrete Handlungsanweisungen auf den Handy-Bildschirm: Bei geringeren Abweichungen sollte in naher Zukunft ein Arztbesuch anstehen, bei erheblichen Veränderungen sollte man sofort einen Fachmann aufsuchen. Außerdem ist es laut Cardiosecur möglich, direkt von der App aus eine vertraute Person anzurufen. Auch der behandelnde Arzt kann die Daten nutzen.
Experten sind skeptisch
Cardiosecur verspricht ein EKG in Klinikqualität – aber kann das ein Smartphone wirklich bieten? Dr. med. Heribert Brück, Pressesprecher des Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK), ist skeptisch: „Solche Geräte können nicht mit den Geräten in der Praxis oder Klinik verglichen werden. Cardiosecur legt zwar eine Studie vor, in der das Gerät im Herzkatheterlabor validiert wurde – dies besagt jedoch noch nicht, ob es zu Hause ebenfalls valide Daten liefert, da es dort ja von Laien bedient wird“, so Brück zu TECHBOOK.
Viel wichtiger sei laut Brück jedoch, dass das EKG alleine nach den aktuellen Leitlinien keine ausreichende Kraft besitze, festzustellen, ob etwa ein Herzinfarkt vorliegt. „Dieser kann auch ohne EKG-Veränderungen ablaufen, hier kann sich der Patient in einer falschen Sicherheit wiegen und dadurch kostbare Zeit verloren gehen“. Den Einsatz solcher Geräte wie Cardiosecur sehen Experten daher eher in der Erkennung von Herzrhythmusstörungen und weniger in der Erkennung von Durchblutungsstörungen.
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Cardiosecur mit Abo-Modell
Das Paket aus Kabel, Elektroden und der App kostet derzeit im Online-Shop von Cardiosecur 99 Euro, hinzu kommen monatlich 9,95 Euro Gebühren. Im Preis ist auch eine halbjährliche Lieferung von 144 Einweg-Klebeelektroden. Das Abo kann monatlich gekündigt werden.