Es klingt wie eine geniale Idee für alle Pilzfreunde: Wer sich beim Suchen nach Pilzen im Wald unsicher ist, kann einfach ein Foto von dem Pilz mit dem Handy schießen und eine App verrät, um welchen Pilz es sich handelt und ob Sie ihn verspeisen können. Die Entwickler von „Mushroom – Instant mushroom plants identification“ versprechen, diese Idee Realität werden zu lassen.
„Das ist vermutlich die lebensgefährlichste App, die ich je gesehen habe“, twittert der Wissenschaftler Grant Williamson. Mehr als 3000 Menschen haben den Tweet bereits retweetet, mehr als 5700 ihn mit „Gefällt mir“ versehen. Viele Pilzkenner pflichten ihm bei und warnen vor der Nutzung dieser App. Der Grund: Viele Pilze sind sehr giftig für den Menschen und diese sehen den genießbaren Pilzen manchmal leider zum Verwechseln ähnlich. Deshalb ist es wichtig, Pilze nach verschiedenen Kriterien zu beurteilen, nicht nur nach dem Aussehen zu gehen.
Bereits ein Bissen vom falschen Pilz kann tödlich enden – ohne dass es der Betroffene sofort merkt. Der Grüne Knollenblätterpilz etwa entfaltet seine komplette toxische Wirkung erst später. Hat ein Mensch diesen Pilz gegessen, wird er sich zunächst schlecht fühlen, anschließend aber wieder besser. Danach werden die Organe versagen, der Mensch sterben.
This is probably the most potentially deadly app I’ve ever seen pic.twitter.com/IrjuLSC6fZ
— Grant Williamson (@ozjimbob) 24. Juli 2017
Die App kostet in Deutschland sogar 5,49 Euro. Betroffen sind allerdings nur iPhone-Besitzer, denn im Play Store gibt es die App bislang nicht. Nach dem Bekanntwerden der App äußerte sich der Entwickler aus dem Silicon Valley, Nicholas Sheriff, gegenüber The Verge. Er gab auf die Kritik und Gefährlichkeit seiner App an, dass sie ursprünglich für Mütter gedacht sei, die wissen wollen, welche Pilze in ihrem Garten wachsen, nicht für Pilzsammler. Am Ende sollte sie ein Marktplatz für Trüffel werden, so Sheriffs Pläne. Komisch ist nur, dass er inzwischen auf dem amerikanischen Vorschaubild der App nicht mehr mit dem Slogan „Identifiziert Pilze sofort mit nur einem Foto“ bewirbt.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Mykologie e. V. hat Pilz-Apps schon einmal getestet und kam zu dem Ergebnis: Lieber die Finger davon lassen! „Ein Speisepilzsammler, der sich bei der Bestimmung nur von einer App leiten lässt, spielt grob fahrlässig mit seiner Gesundheit“, heißt es als Warnung.