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Neuer Kurznachrichten-Dienst

Ist Bluesky die bessere Alternative zu X?

Ist der neue Dienst Bluesky wirklich eine Alternative zu X?
Ist der neue Dienst Bluesky wirklich eine Alternative zu X? Foto: picture alliance / NurPhoto | Jonathan Raa
Lars Lubienetzki
Freier Redakteur

3. August 2024, 16:58 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Es sieht aus wie X (ehemals Twitter). Es lässt sich ähnlich bedienen wie X. Es hat ähnliche Beschränkungen wie X. Es benutzt dieselbe Farbe als äußerliches Merkmal wie X, nämlich Blau. Bluesky heißt der neue Kurznachrichten-Dienst. In Teilen der Netzgemeinde ist der offizielle Start im Februar 2024 mit viel Hoffnung begleitet worden. Doch bietet Bluesky eine ernsthafte Alternative für das Microblogging-Urgestein?

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Zunächst einmal: So neu ist Bluesky gar nicht mehr. Seit Februar dieses Jahres steht die Plattform allen zur Verfügung. Davor sind Interessierte nur per Einladungslink in den „blauen Himmel“ gekommen. Erste Überlegungen für Bluesky reiften bereits im Jahr 2019. Damals überlegte Ex-Twitter-Chef Jack Dorsey, einen neuen Kurznachrichten-Dienst zu etablieren. Zu diesem Zeitpunkt schwebte ihm noch vor, Bluesky in die Twitter-Welt zu integrieren. Die weiteren Entwicklungen sind bekannt.

Seit Oktober 2022 gehört Twitter, wie der Dienst damals noch hieß, zum Unternehmensimperium von Elon Musk. Im Juli 2023 änderte dieser den Namen von Twitter zu X, seinem Lieblingsbuchstaben. Jack Dorsey hatte dem Unternehmen bereits Ende 2021 den Rücken gekehrt. In der Folge unterstützte der Ex-Twitter-CEO sein „Baby“ Bluesky.

Auch wenn das äußere Erscheinungsbild und die Funktionen von Bluesky denen von X stark ähneln, die Technik dahinter arbeitet anders. Manche sagen, es verschaffe den Nutzern einer Plattform mehr Freiheiten.

Bluesky möchte Usern mehr Freiheit schenken

Bluesky verwendet das sogenannte „Authenticated Transfer Protocol“ oder kurz AT-Protokoll. Dabei handelt es sich um eine dezentralisierte Netzwerkstruktur. Dadurch können registrierte User ihre Daten bei einem Plattformwechsel unkompliziert in eine neue Umgebung mitnehmen.

Laut Jack Dorsey verschaffe das der Community mehr Kontrolle über ihre Daten und sämtliche Interaktionen mit einer Plattform. Was ist damit gemeint? Sämtliche Kommunikation auf X, TikTok oder anderen sozialen Netzwerken ist fest mit der jeweiligen Plattform verbunden.

Bei Bluesky können sich Nutzer entscheiden, ihre Daten auf einen anderen Server auszulagern, um dort beispielsweise eine eigene Kommunikationsplattform zu eröffnen. Alle Daten ziehen dann mit um. Menschen behalten einen Teil ihrer digitalen Identität.

Die Idee ist nicht neu. Neben Bluesky gibt es auch andere Anbieter, die auf das AT-Protokoll setzen. Mit Mastodon versucht aktuell beispielsweise eine weitere X-Alternative ein ähnliches Modell zu etablieren.

Lesen Sie auch: Wer auf X posten möchte, muss künftig Geld bezahlen oder drei Monate warten

Warum ruhen so viele Hoffnungen auf Bluesky?

Nicht erst seitdem Elon Musk Twitter übernommen und in X umbenannt hat, gibt es heftige Kritik an der Art und Weise, wie speziell auf dieser Plattform gestritten wird. Hass und Hetze würden auf X immer mehr Raum einnehmen und Debatten bereits im Keim ersticken.

Deswegen haben viele bekannte X-Accounts im Februar mit der Öffnung von Bluesky ihren Abschied von X auf ebendieser Plattform verkündet. Wobei in vielen Fällen der Account auf X noch existiert. Die Personen posten nur aktuell nichts mehr.

Gleichzeitig loben viele neue User die Atmosphäre und den Ton auf Bluesky. Aus Hass (X) wird Liebe (Bluesky). So oder so ähnlich schwärmen zumindest die Menschen von ihren ersten Begegnungen mit dem neuen Kurznachrichten-Dienst.

Vermutlich sind beide emotionalen Beschreibungen auf ihre Art und Weise überhöht, in einer Welt, in der die Algorithmen der verschiedenen sozialen Netzwerke Emotionen pushen. Algorithmen interessieren sich nicht dafür, wie Menschen auf einen Post reagieren, egal ob mit Herz oder mit der verbalen Faust.

Großer Zuwachs, dennoch klein

Die reinen Zahlen sprechen immer noch für X. Laut aktueller Auswertungen nutzen weltweit nahezu eine halbe Milliarde Menschen den Kurznachrichten-Dienst jeden Monat. Die Zahlen von Bluesky sind seit der Öffnung im Februar zwar deutlich angestiegen, liegen mit monatlich knapp sechs Millionen aktiven Usern allerdings weit darunter.

Bei einem Streifzug durch den Stream in Bluesky bestätigen sich der gemäßigte Ton und die allgemeine Wertschätzung. Wobei sofort auffällt, beim neuen Kurznachrichten-Dienst wird das Schweigen ebenfalls zelebriert. Klar, Bluesky kann in so kurzer Zeit noch nicht ähnlich relevant sein wie X. Wo kaum Menschen unterwegs sind, ist es eben stiller.

Der große Hass steht vermutlich noch vor der Tür. Einige Bluesky-Accounts haben es sich zur Aufgabe gemacht, Nutzernamen zu besetzen. Damit sollen potenzielle Hater davon abgehalten werden, ihre Botschaften unter ihrem X-Namen auch auf Bluesky zu verbreiten.

Solche Versuche zeigen, es herrscht im „blauen Himmel“ bereits große Angst, es könnte alles so kommen wie auf X. Zum jetzigen Zeitpunkt sind Prognosen nicht angebracht. Dafür ist der Debattenraum auf Bluesky noch viel zu klein.

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Bluesky – eine Hoffnung, kein Versprechen

Die Technik hinter Bluesky gibt allerdings Anlass zur Hoffnung. Durch den dezentralen Aufbau der Plattform dominiert nicht ein einziger Algorithmus wie bei X. Technisch versierte Leute können eigene Algorithmen entwickeln und die Kommunikation im eigenen Stream wertvoll halten. Das birgt selbstverständlich auch neue Probleme. Die Möglichkeit, Algorithmen selbst zu definieren, steht dann ebenfalls Personen zur Verfügung, die auf Plattformen nur Unruhe verbreiten möchten.

Bluesky oder X? Das bleibt Geschmackssache. Zudem gibt es auch noch Mastodon als weitere Alternative. Die ideale Plattform existiert derzeit nicht. Wie sollte so eine ideale Plattform überhaupt aussehen?

Unterschiedliche Meinungen gibt es überall. Streit darüber entsteht auch im persönlichen Austausch. Sollten die Userzahlen von Bluesky weiter ansteigen, wird es auch dort verbale Auseinandersetzungen geben. Vielleicht hilft die Erkenntnis, Streit nicht eskalieren zu lassen, egal auf welcher Plattform. Zudem: Auf groben Unfug – per Posting oder im persönlichen Austausch – hat schon immer maximale Ignoranz geholfen.

Themen Social Media
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